Männer haben nach Trennung laut Studie mehr Liebeskummer als Frauen
Männer leiden offenbar mehr unter einer Trennung als Frauen. Das zeigt jetzt eine neue Studie von britischen und schweizer Forschern. Die Wissenschaftler widerlegen damit das Vorurteil, Frauen seien in Beziehungen mehr emotional involviert als Männer.
Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im „Journal of Social and Personal Relationsships“ veröffentlicht.
Männer haben bei Trennung mehr Herzschmerz als Frauen
Wer hätte das gedacht! Entgegen dem Vorurteil, Frauen seien emotionaler an ihren Partner gebunden, haben Wissenschaftler nun herausgefunden, dass es vor allem Männer sind, die während einer Trennung besonders unter Herzschmerz leiden. Die Studie basiert auf einer Analyse der demografischen und psychologischen Merkmale von mehr als 184.600 Personen, die sich in einem anonymen Reddit-Forum über ihre Beziehungsprobleme austauschten. Die Forschung wird als die allererste „Big Data“-Analyse von Beziehungsproblemen bezeichnet. Denn bisher stammte der Großteil von Forschungsergebnissen rund um Beziehungen aus Studien zu Paartherapie.
Ziel der anonymen Online-Studie war es ursprünglich, groß angelegte Daten über die häufigsten Beziehungsprobleme zu sammeln. Damit wollten die Wissenschaftler ein genaueres Bild der allgemeinen Bevölkerung zeichnen. Im Laufe der Untersuchung stellten die Forscher aber fest, dass sich die Bedingungen perfekt eignen, um außerdem besser zu verstehen, wer welche Probleme häufiger hat.
„Als wir die Studie durchführten, stellten wir fest, dass dies eine perfekte Gelegenheit war, viele gängige Vorstellungen über geschlechtsspezifische Unterschiede in Beziehungen auf die Probe zu stellen… Sind Männer zum Beispiel wirklich weniger emotional in Beziehungen investiert als Frauen, oder sind Männer einfach stigmatisiert, wenn es darum geht, ihre Gefühle zu teilen?“, so Ryan Boyd, ein Psychologe von der Lancaster University in Großbritannien, der die Studie mitverfasst hat.
Ergebnisse zeigen geschlechterspezifische Unterschiede beim Verarbeiten von gescheiterten Beziehungen
Bei der Analyse der Online-Daten stießen die Forscher auf spannende Ergebnisse. Sie entdeckten nämlich zahlreiche geschlechtsspezifische Unterschied. So stellten sie etwa überraschenderweise fest, dass Männer deutlich häufiger darüber sprachen, traurig oder enttäuscht zu sein als Frauen. Und zwar dann, wenn sie die Möglichkeit hatten online darüber zu posten.
Laut Forschern haben Männer demnach genauso viel Herzschmerz wie Frauen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Männer im Gegensatz zu traditionelleren Kontexten eher Hilfe bei ihren Beziehungen suchen und ihre Emotionen stärker ausdrücken, als Frauen“, so die Studie. Während sich Frauen jedoch eher wohlfühlen, wenn sie Hilfe in einer Therapie suchen oder in einer persönlichen Umgebung über ihre Emotionen zu sprechen, tun Männer das lieber anonym.
Gesellschaftliche Stigmata hemmen Kommunikation
Aber warum sind wir bis jetzt eigentlich immer vom Gegenteil ausgegangen? Dafür haben die Forscher eine simple Erklärung. Sie gehen davon aus, dass gesellschaftliche Stigmata ein Grund dafür sind. Denn während es ok ist, dass Frauen offen über ihre Gefühle sprechen, werden Männer, die das tun, bereits über Generationen hinweg als schwach bezeichnet. Da die Männer in dem Reddit-Forum online und völlig anonym über ihre Gefühle sprechen konnten, liefen sie weniger Gefahr dafür verspottet zu werden, so die These.
„Besonders die Tatsache, dass das Thema Herzschmerz häufiger von Männern diskutiert wurde, unterstreicht, dass Männer mindestens genauso emotional von Beziehungsproblemen betroffen sind wie Frauen“, so Charlottle Entwistle, eine andere Psychologin von der Lancaster University, die ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Die Annahme, Männer seien weniger emotional involviert, sei längst überholt, so die Wissenschaftler. Das Forscher-Team hofft, dass die Ergebnisse der Studie in Zukunft zu einer Entstigmatisierung der Idee führen könnte, sich Hilfe zu holen, wenn eine Beziehung zerbricht. Außerdem hoffe man auch, dass dadurch mehr alternative Wege eingeschlagen werden, wenn es darum geht, Möglichkeiten zu finden, wie Menschen ihre Emotionen ausdrücken können, wenn es ihnen nicht gut geht.