„Lazy Girl Job“: Weshalb weniger arbeiten jetzt total angesagt ist
Aktuell verbreitet sich auf Tiktok wieder ein neuer Trend, der für Aufsehen sorgt. Unter dem Pseudonym „Lazy Girl Job“ zelebrieren nun immer mehr User:innen einen langweiligen und simplen Beruf als Schlüssel zu einem glücklicheren Leben. Wir verraten euch, was es mit dem Phänomen auf sich hat und warum die Idee dahinter gerade so gehyped wird!
Bis an den Rand der Erschöpfung arbeiten? Das überlässt die Gen Z nun lieber den Millennials!
„Lazy Girl Job“: Was hat es mit dem Tiktok-Trend auf sich?
Auf jeden Trend, folgt meist auch irgendwann ein Gegentrend. Könnt ihr euch noch an das Phänomen der „Hustle Culture“ erinnern? Tja, während es bei dem Phänomen vor einigen Jahren noch darum ging, möglichst viele Punkte auf der To-Do-List abzuhaken, und die Karriere-Leiter flott nach oben zu klettern, wollen nun immer mehr Tiktok-User:innen genau das Gegenteil! Unter dem Hashtag „Lazy Girl Job“ erklären immer mehr junge Menschen, dass sie ihren simplen Beruf lieben oder sich einen langweiligen Job wünschen. Statt um ambitionierte Karriereziele dreht sich bei der neuen Tiktok-Bewegung nun also alles um die perfekte Work-Life-Balance!
Ist faul sein also das neue Nonplusultra?
Vor einigen Jahren dominierte die „Hustle Culture“ unsere For-You-Pages. Wer nicht um 6 Uhr morgens aufstand, um 12 Stunden lang zu arbeiten und abends noch zur Pilates-Stunde ging, hatte sein Leben nicht unter Kontrolle oder galt als faul. Natürlich überspitzt gesagt! Doch jetzt ist offenbar Schluss mit dem schlechten Gewissen. Denn auf Tiktok geht seit einigen Wochen der Trend des „Lazy Girl Job“ viral, der sich gegen alles richtet, wofür die Hustle-Culture steht. Ist faul sein also das neue Nonplusultra?
@raeandzeebo Loving it🥰 #fyp #xyzbca #job #lazygirljob #corporate #9to5 #officelife #workbreak #VikingRise ♬ Summer Background Jazz – Jazz Background Vibes
Aber was ist ein sogenannter „Lazy Girl Job“ überhaupt? Im Grunde ist dies ein Beruf, der so wenig Aufwand wie möglich erfordert, wie beispielsweise ein ganz simpler Bürojob. Eines der ersten Videos, das unter dem Hashtag #lazygirljob viral ging, stammt von der Creatorin „raeandzeebo“. Sie äußerte sich darin wie folgt: „Ich liebe meinen Lazy Girl Job. Alles, was ich tun muss, ist, E-Mails zu kopieren und einzufügen, zwei Anrufe entgegenzunehmen, lange Pausen zu machen, noch längere Pausen zu machen und ein gutes Gehalt zu bekommen.“ Das Video wurde bereits über drei Millionen Mal aufgerufen und führte zu einer regelrechten Welle. Unzählige Menschen – meist sind es junge Frauen – feiern den Arbeitstrend und teilen ihre Erfahrung. Einige geben sogar Tipps, wie man den ultimativen „Lazy Girl Job“ bekommt.
@gabrielle_judge Here are some interview tips to find a lazy remote job hiring. I used these questions when interviewing for my next job and theu never failed me! This is how you get a lazy girl job. #overworkedunderpaid #careerchange #antihustleculture #9to5 ♬ original sound – Gabrielle👸🏻
Hype spiegelt Zeitgeist
Ganz überraschend kommt der Hype nicht. Immerhin spiegelt das Phänomen durchaus den Zeitgeist wider. Während Millennials bekanntermaßen für ihren ehrgeizigen Arbeitsethos und ihren Drang nach Weiterbildung bekannt sind, sieht es bei der Generation Z, die gerade den Eintritt in die Arbeitswelt vor sich hat, anders aus.
Bis an den Rand der Erschöpfung arbeiten? Das überlässt die Gen Z nun also offenbar lieber den Millennials und der Boomer-Generation. Immer mehr Tiktoker:innen leben viel mehr im Moment, artikulieren ihre Bedürfnisse deutlicher und wirken dadurch möglicherweise anspruchsvoller. Und nicht gerade verwunderlich, dass in einer schnelllebigen Gesellschaft wie der jetzigen eher ein etwas „ruhigerer“ Job anvisiert wird. Und genau das bringen auch die Creator:innen auf den Punkt: „Ich habe es satt, ständig unter Druck zu stehen“ und „Ich stehe selbstbewusst dazu, dass mein Job nicht mein Lebensmittelpunkt ist!“ heißt es etwa in den Kommentaren. So meinen viele User:innen, dass der Job nicht das sein sollte, was uns als Menschen ausmacht. So weit, so gut! Oder etwa doch nicht?
Wieso ist der Trend problematisch?
Der Trend ist allerdings etwas umstritten! Klar: im Moment leben, weniger arbeiten, das Leben genießen – da spricht nun wirklich nichts dagegen! Doch schon im Namen des Trend verbirgt sich die Problematik. Denn Tatsache ist: vor allem Frauen haben sich in der Vergangenheit nur allzu oft unfreiwillig in dieser Position wiedergefunden. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Jahrzehnte lang vor allem Männern die höheren Positionen vorbehalten waren bzw. immer noch sind. Kritiker:innen der „Lazy Girl Job“-Bewegung befürchten dadurch womöglich sogar einen Rückschritt. Denn fest steht: die Gleichstellung in der Arbeitswelt ist noch lange nicht ausgefochten! Außerdem entscheiden sich eben viele Frauen für einen solchen „lazy“ Job, weil sie das Gefühl haben, dass es für Frauen sowieso unmöglich ist, eine Karriere aufzubauen. Oder zumindest nicht in dem Ausmaß wie für Männer.
Es gibt allerdings auch Argumente, die genau diese Theorie nicht immer bestätigen. So wollen viele Userinnen eben nicht alte Rollenbilder bestätigen, sondern selbst bestimmt leben! Außerdem wählen auch immer mehr männliche Tiktoker besonders simple Jobs, um mehr Freizeit zu haben. Egal ob nun faul oder nicht – was am Ende letztendlich zählt, ist einfach einen Beruf auszuüben, der glücklich macht!