Lange Weltraummissionen können Risiko von Erektionsstörungen erhöhen
Eigentlich wirkt das Leben eines Astronauten heldenhaft und schon fast ein bisschen glamourös. Doch zahlreiche Untersuchungen zeigen: die medizinischen Folgen von Weltraummissionen sind ganz schön extrem.
Forscher haben jetzt herausgefunden, dass auch Erektionsstörungen eine Folge von langen Weltraumflügen sein können.
Forschung zeigt: Lange Weltraummissionen können zu Erektionsstörungen führen
Eine Reise zum Mond oder Mars klingt für manche wohl nach dem ultimativen Abenteuer, das man insgeheim immer schon auf dem Visionboard hatte. Die Arbeit, die man bis dahin machen muss – also das Training der Astronaut:innen – darf man dafür natürlich nicht unterschätzen. Doch auf der Pro- und Kontra-Liste der Frage, ob man denn eine lange Weltraummission machen will, kommt noch ein weiteres großes Kontra dazu: die medizinischen Risiken.
Denn die Liste an Folgen, die so eine Reise haben kann, ist lang. Die immense Strahlung kann etwa das Krebsrisiko erhöhen, die Schwerelosigkeit kann zu Muskelabbau oder Hirnschäden führen. Und Forscher haben jetzt noch einen Hinweis auf ein weiteres medizinisches Risiko. Denn laut einer neuen Forschung kann bei langen Weltraummissionen das Risiko der Erektionsstörung steigen.
Schuld daran ist laut der Untersuchung die hohe Strahlenbelastung, der die Raumfahrer:innen bei weiteren Missionen ausgesetzt sind. Wer die Internationale Raumstation besucht, sei etwa noch durch das Erdmagnetfeld von der hohen Strahlendosis im All geschützt. All jene, die weitere Reisen unternehmen, haben jedoch keinen ausreichenden Schutz. Das ist vor allem für Aktionen wie bemannte Reisen zum Mars oder Mond relevant, die derzeit immer wieder Gesprächsthema sind. Das Artemis-Programm der NASA will etwa schon im kommenden Jahr Astronauten zum Mond schicken. 2040 soll es bemannte Missionen zum Mars geben.
Experiment an Ratten durchgeführt
Die Folgen der erhöhten Strahlenbelastung, die dabei passiert, sind unter anderem ein stark erhöhtes Krebsrisiko, eine Veränderung des Immunsystems und wie das Forschungsteam nun herausgefunden hat eben auch Erektionsstörungen bei Männern.
Ja, auch wir haben nach dieser Nachricht eine große Frage: Wie genau konnte man das denn herausfinden? Und nein, dafür wurden nicht die Erlebnisse von tatsächlichen Raumfahrer:innen gesammelt. Dafür gäbe es ja schließlich auch keine Daten. Stattdessen nahm sich das Forscherteam 86 männliche Ratten, teilte sie sechs Gruppen auf und simulierte in einem Labor die Bedingungen, die die Tiere bei unterschiedlich intensiven Missionen hätten. Sie waren also vier Wochen lang unterschiedlich intensiver Strahlenbelastung ausgesetzt. Ebenfalls untersucht wurde, wie sich die Schwerelosigkeit auf die Genitalien der Tiere beziehungsweise ihre sexuelle Gesundheit auswirkten.
Und die Forschung zeigt: schon ein geringes Level an Strahlung beeinträchtigte die Blutversorgung und damit auch die Schwellkörper. Und zwar nicht nur kurzfristig. Denn auch 13 Monate nach dem Experiment litten die Ratten offenbar noch an Erektionsstörungen. Auch die Schwerelosigkeit soll dabei eine Rolle gespielt haben, wenn auch eine geringere. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein simulierter Weltraumflug eine langfristige Beeinträchtigung der neurovaskulären Erektionsfunktion zur Folge hat, was ein neues Gesundheitsrisiko darstellt, das bei der Erforschung des Weltraums in Betracht gezogen werden muss“, betont das Forscherteam in seiner Untersuchung, die im Journal der „Federation of American Societies for Experimental Biology“ erschien.
Sie betonen deshalb, dass auch auf die sexuelle Gesundheit der Astronauten geachtet werden sollte; besonders wenn sie von künftigen langen Weltraummissionen zurückkehren. Doch es gibt auch einen Hoffnungsschimmer! Denn im Rahmen des Experiments fand das Team heraus, dass bestimmte Antioxidantien dabei helfen konnten, den negativen Folgen der Strahlung entgegenzuwirken.