Klimawandel: Das Marmarameer wird für „tot“ erklärt
Die jahrzehntelange Verschmutzung des Marmarameeres vor Istanbul hat jetzt drastische Folgen. Experten bezeichnen das Gewässer jetzt als totes Meer.
Schuld sei die enorme Schleimbildung aufgrund des Klimawandels.
Meeresschleim führte zur Marmarameer-Katastrophe
„Nach drei Jahrzehnten intensiver Verschmutzung ist das Marmarameer jetzt ein totes Meer„, sagt der Hydrobiologe Levent Artuz gegenüber der dpa. Schuld daran sei unter anderem der Meeresschleim. Dieser entsteht aus der Ausscheidung verschiedener Algen.
Normalerweise setzt er sich auf dem Meeresboden ab. Nachdem sich aber durch die steigenden Temperaturen und unbehandeltes Abwasser im Marmarameer die Algen vermehrten, kam es auch zu einem erhöhten Anteil an Meeresschleim im Wasser. Im Mai war der Schleim immer wieder stark sichtbar und schwemmte sogar an die Oberfläche.
Mit August setzte sich der Schleim zwar vermehrt wieder auf dem Boden ab und zersetzte sich, die Auswirkungen für die Meereslebewesen waren jedoch fatal. Denn der Meeresschleim verlangsamt unter anderem das Wachstum von Muscheln und bedeckt Korallen. Das hat starke Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Denn mehr als 60 Prozent der unterschiedlichen Lebewesen und Spezien sind mittlerweile aus dem Marmarameer verschwunden. Die Schäden seien irreversibel, sagt Artuz.
Experten warnen vor regionaler ökologischer Krise
Experten befürchten, dass sich der Schleim im Herbst wieder ausbreiten wird. Die Sorge, dass sich dieser auch auf andere Gewässer ausbreitet, ist groß.
Denn die enormen Folgen des Marmarameeres könnten auch auf andere Gewässer zukommen, wenn keine drastischen Maßnahmen folgen. Artuz befürchtet etwa, dass sich der Schleim auch auf das Schwarze Meer und die Ägäis ausbreiten könnte und eine regionale ökologische Krise die Folge wäre.
Lösungsansätze wären unter anderem, nicht länger Abwasser in die Meere ablaufen zu lassen. Denn diese waren maßgeblich an der enormen Schleimbildung schuld.