„It’s a Sin“ vs. „Bridgerton“: Werden schwule Sexszenen in den Medien anders behandelt?
Seit 22. Jänner läuft in Großbritannien die neue Serie „It’s a Sin“ auf Channel 4. Die Miniserie von Russell T. Davies versetzt uns in die 80er Jahre und die damals vorherrschende Homophobie in der Gesellschaft, sowie das Aufkommen der Viruskrankheit AIDS.
Die Serie mit Lieblingspublikum Neil Patrick Harris hat kurz nach ihrem Start nun unfreiwillig auch offengelegt, dass Homophobie auch heutzutage noch immer Teil unserer Gesellschaft ist.
Sexszenen von „It’s a Sin“ und „Bridgerton: Wo liegt der Unterschied?
In Großbritannien läuft derzeit eine hitzige Debatte über die Darstellung von Sexszenen in den britischen Medien. Ein aufmerksamer Leser hatte auf Twitter zwei Artikel der Boulevardzeitung „The Sun“ gegenübergestellt. Sie wurden beide von der gleichen Autorin verfasst. In dem Ende Dezember verfassten Beitrag ging es um die erfolgreiche Netflix-Serie „Bridgerton“ und andere Historien-Dramen, in denen „heiße Sex-Szenen“ gezeigt wurden. Der Anfang Jänner veröffentlichte Artikel behandelte die neue, von Kritikern und der LGBTQ-Community gefeierte Channel-4-Miniserie „It’s a Sin“. „It’s a Sin-Zuseher schockiert von expliziter Sex-Montage mit schlüpfrigem Dreier und Oral-Sex“ lautet die Headline.
Beide Beiträge behandeln Serien, in beiden geht es um Sex-Szenen. Doch während die offensichtliche Erotik im ersten Artikel gefeiert und willkommen geheißen wird, ist sie im anderen schockierend. Wo also liegt der Unterschied? In „It’s a Sin“ wird homosexueller Sex gezeigt, in den Historien-Dramen von „Bridgerton“ bis „Versaille“s sind es ausschließlich Männer und Frauen, die sich gemeinsam zwischen den Laken oder in Bibliotheken vergnügen. „It’s a Sin“-Fans machten ihren Unmut auf Twitter laut. Sie betonten die Doppelmoral der „Sun“, wenn es um die Darstellung von Sex in Serien geht. Außerdem kritisierten sie die Zeitschrift homophob zu handeln.
„The Sun“ ändert Headline
„The Sun“ brauchte nicht lang ehe sie sich eine Entschuldigung einfallen ließen. „Wir haben seit Anfang an positiv über [It’s a Sin] geschrieben und schreiben auch weiterhin Storys, die die brillante Show und ihre wichtige Thematik rund um die AIDS-Krise der 80er, ins Rampenlicht stellt“, so die britische Zeitschrift in einem Statement. Weiters heißt es: „Wir schreiben regelmäßig Geschichten über Zuseher, die von expliziten Sex-Szenen schockiert sind. Dieser Schock rührt nicht von der Sexualität, die gezeigt wird, sondern der expliziten Weise, wie die Szenen gezeigt werden.“ Die Zeitschrift hätte in den letzten Monaten ähnliche Storys über „Bridgerton“ veröffentlicht. „Dennoch bestätigen wir, dass die Headline der Story in diesem Fall nicht gerecht wird und wir haben sie gestern überarbeitet“. Die Überschrift lautet nun „“Befreiend“: „It’s a Sin“-Fans feiern wundervolle Sex-Montage und sagen, schlüpfrige Szenen kamen dicht und schnell.“