Ist „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ das Ende der Superhelden – oder gerade erst der Anfang?
Der neue Marvel-Film „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ leitet eine neue Ära der Superheldenfilme ein. Aber kann der neue Blockbuster mit den mittlerweile Kultfilmen der Vergangenheit mithalten?
Wir haben uns den 31. Film im Marvel Cinematic Universe im Filmcheck angesehen!
„Ant-Man and The Wasp: Quantumania“: Marvel startet in die fünfte Phase
Die sogenannte „Phase Four“ im Hause Marvel stand zuletzt nicht gerade unter einem guten Stern. Denn bei nahezu jeder vergangenen Veröffentlichung der Superheldenfilme gab es jede Menge Kritik. So wurde „Black Widow“ online etwa für die teilweise schlechten CGI-Effekte ins Lächerliche gezogen. „The Eternals“ bekam mit 47 Prozent die bisher schlechteste Rotten Tomatoes Bewertung in der Geschichte des Marvel Cinematic Unvierse (MCU). Mit „Black Panther: Wakanda Forever“ gab es dann aber wieder einen Hoffnungsschimmer und viel Euphorie unter den Fans.
Eine richtige Achterbahnfahrt der Gefühle also. Dementsprechend skeptisch waren jetzt aber die Fans, als es an den Beginn der fünften Phase des MCU ging. Denn die Messlatte, die Marvel-Chef Kevin Feige für diese neue Phase setzte, war ziemlich hoch. Es sollte größer werden, die Multiversen weiter erforschen und obendrein sollte das große Ganze für das Publikum endlich greifbarer werden und in einem epischen Kampf enden. Und als Start dieser aufregenden Reihe nimmt Feige … „Ant-Man“. Bitte was? Den Superhelden, der die meiste Zeit winzig klein ist und von anderen Helden schwärmt? Ob das gut gehen kann?
Das Superhelden-Genre bekommt einen neuen Bösewicht
Diese Frage lässt sich gerade im Kino beantworten. Denn „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ ist draußen und startet die neue Phase des MCU. Inhaltlich geht es darin um Ant-Man aka Scott Lang, der nach dem Ende von „Avengers: Endgame“ versucht, sein Leben zu regeln. Für ihn heißt das vor allem eines: den Ruhm eines Avengers in vollen Zügen auskosten, eine Biographie schreiben und bei Lesungen Tipps an seine Fans geben. Doch die Rechnung eines unbeschwerten Lebens hat er ohne seine Tochter Cassie gemacht. Denn diese sieht den Kampf für das Gute nach „Endgame“ nicht beendet. Sie will nicht nur den Menschen helfen, die vom Blip besonders betroffen waren, sondern auch den sogenannten Quantum Realm näher erforschen – also den Ort, an dem ihr Vater jahrelang gefangen war.
Was Cassie dabei jedoch nicht bedenkt: die Signale, die sie in diese Dimension schickt, könnten auch von anderen Wesen erkannt und ausgenutzt werden. Und ehe wir uns versehen sind wir schon mitten drin im Quantum Realm und einem Kampf ums Überleben gegen Kang den „Eroberer“, der seine Dynastie ausbreiten will.
Neue Welten zwischen „Star Wars“ und „Spy Kids“
Das Ergebnis dieses Kampfes ist ein Abenteuer irgendwo zwischen „Spy Kids“, „Star Wars“ und „Avatar“, bei dem wir eine neue Welt kennenlernen, die optisch mal mehr und mal weniger überzeugt. Denn die neuen Wesen in dieser Dimension sind beeindruckend und teils überraschend niedlich. Der Effekt, dass Ant-Man riesengroß und winzig klein werden kann, geht in eben dieser Welt jedoch verloren. Denn wir haben kaum Anhaltspunkte, an die wir uns lehnen können, um zu erkennen, wie gigantisch Scott Lang wird. Was in den ersten beiden Teilen vor der Kulisse von San Francisco oder auf einem Flughafen noch unglaublich witzig war, wirkt hier nur zusätzlich künstlich.
Doch dieses Gefühl der künstlichen Welt macht „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ mit seiner Kerngeschichte wieder gut. Denn schon wie in den beiden Vorgängern geht es auch im dritten „Ant-Man“-Teil ganz stark darum, dass Ant-Man aka Scott Lang (Paul Rudd) seinen Platz in der Welt finden will und sich in seiner Vaterrolle endlich sicher fühlt. Die Beziehung zwischen Scott und der mittlerweile erwachsenen Cassie (gespielt von Kathryn Newton) ist eines der absoluten Highlights des Films. Denn beide beweisen ihr Comedy-Talent und bringen eine liebevolle Vater-Tochter-Beziehung authentisch auf die große Leinwand und in das Superhelden-Genre.
Warum „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ kein episches Finale braucht
„Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ lebt von seinem Bezug zur Familie, dem Umgang mit vergangenem Trauma und der Frage, wie man mit Familiengeheimnissen umgehen kann. Aber kann das mit einem epischen Kampf à la „Endgame“ mithalten? Natürlich nicht. Wie sollte das denn auch möglich sein. Schließlich setzte „Endgame“ einen großen Finalpunkt nach zahlreichen Abenteuern. Dieses Ziel verfolgt „Ant-Man“ nicht. Denn genauso wie der zweite „Thor“-Film ein Mittel war, um zum Ziel zu kommen, ist es auch mit „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“. Der Film stellt eine Welt vor, zeigt eine Entwicklung und bereitet das Publikum Schritt für Schritt auf einen der womöglich größten Kämpfe im MCU vor.
Denn Kang bekommt hier endlich seinen großen Auftritt. Darsteller Jonathan Majors beweist bereits mit wenigen Szenen, dass er definitiv mit Bösewichten wie Thanos mithalten kann. Seine Präsenz und der Zwiespalt zwischen dem eigenen Ziel und den Opfern, die er bringen muss, sind beeindruckend und ergreifend, wenn auch sehr kurz gehalten. Fest steht schon nach wenigen Augenblicken: Kang hat enormes Potenzial! Er könnte das MCU durchaus wieder in eine emotional packende Geschichte wie die „Infinity“-Saga führen.
Doch bis es wieder um lebensbedrohlichen Herzschmerz geht, ist es auch schön, ein bisschen Spaß mit den lustigsten Superhelden des MCU zu haben und neue Welten zu entdecken. Und das schafft „Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ überzeugend.