Internationaler Frauentag: So schamlos wird dieser Tag für Werbung und Marketing ausgenutzt
Heute ist internationaler Frauentag. Ein Tag, der für Gleichberechtigung und Wertschätzung von Frauen steht. Doch inzwischen wird dieser Tag von vielen Unternehmen meist nur noch für Werbung und Marketing ausgenutzt. Sogar Influencerinnen werden angefragt, ob sie an diesem Tag nicht gratis Werbung für Produkte machen würden. Ein Widerspruch in sich.
1910 wurde der internationale Frauentag von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin mit dem Spruch „Keine Sonderrechte (für Frauen), sondern Menschenrechte!“ ins Leben gerufen. Daran sollten wir uns heute eigentlich erinnern.
Rabatte und Werbung voller Klischees
Woran erkennt man, dass heute der internationale Frauentag ist? An den Rabattschlachten von Beauty-Unternehmen und Blumenläden. Vollkommen vergessen scheint es, dass der Weltfrauentag eingeführt wurde, um die Ungleichheit der Geschlechter aufzuzeigen, die heute leider immer noch existiert. Stattdessen ist dieser Tag zu einem Instrument von Marketing und Werbung geworden. Und die Läden liefern sich am 8. März immer wieder ein Battle der Superlative. Auch im Jahr 2021 sind diese Aktionen immer noch voller Klischees: Zum Glück erhalten wir zum Beispiel bei Tupperware Vorratsbehälter in pink, weil „Frauen lieben pink“. An dem Tag, an dem die Wertschätzung von Frauen im Mittelpunkt stehen sollte. Ein Widerspruch in sich.
Der internationale Frauentag ist à la Valentinstag inzwischen zu einem echten Marketing-Gag geworden. Blumenläden werben für den perfekten Strauß, Drogeriemärkte für das passende Make-up und Supermärkte verschenken kleine Sektflaschen an der Kassa. Ist es wirklich das, was Frauen wollen? Anstatt uns mit Geschenken und Rabatten zu überhäufen, sollten sich eigentlich alle daran erinnern, warum dieser Tag gegründet wurde. Der 8. März steht für den Kampf gegen Vorurteile und für Gleichberechtigung, nicht für Geschenke in Form von Unterwäsche und Blumen.
Influencer werden gebeten, am Frauentag gratis Werbung zu machen
Auch Influencerinnen merken, wie sehr der Weltfrauentag inzwischen zu einem Instrument von Marketing geworden ist. „Die Wertschätzung der Frau und Gleichberechtigung sollte im Vordergrund stehen, fern von Kitsch und Klischees“, sagt Influencerin Raphaela Fuchs alias heartblood. Doch nicht nur, dass dieser Tag für Werbezwecke ausgenutzt wird, stoßt einigen Influencerinnen auf. Sie bekommen am Weltfrauentag auch oft Anfragen von Unternehmen, kostenlos Werbung für ihre Produkte zu machen. „Bezahlung ist eine Form der Wertschätzung. Sie wollen ja auch, dass wir das Produkt in ein gutes Licht rücken und es authentisch ‚verkaufen'“, sagt etwa Anna Posch alias poschstyle. Der Tag, der daran erinnern soll, Frauen zu respektieren und als gleichwertig anzusehen, wird dazu verwendet, um genau diese Frauen gratis für sich arbeiten zu lassen. „Es waren sogar große Konzerne, die sich das locker leisten könnten und ihre Stimme außerdem nie für den Weltfrauentag oder Frauenrechte eingesetzt haben“, erzählt Influencerin Zoe Karapetyan.
Mit Ausreden, wie „es geht ja um die Botschaft“ oder „es ist ja für einen guten Zweck“ muss sich auch Influencerin Julia Schloss alias julietta_mademoiselle herumschlagen. „Ich finde es schade, denn es geht um uns Frauen und Fakt ist, dass wir nach wie vor in vielen Bereichen gegenüber Männern benachteiligt sind„, sagt sie. Natürlich ist das nicht der einzige Tag, an dem sich Influencer damit herumschlagen müssen, dennoch ist es am Weltfrauentag ein doppeltes Ärgernis. „Das ist im Influencer-Marketing generell ein sehr wichtiger Punkt“, sagt Influencerin valentinaballerina. Der Weltfrauentag ist inzwischen weit entfernt von seiner ursprünglichen Bedeutung, wie auch Influencerin Julia Fodor alias jay.rox weiß. „Es ist mittlerweile wie am Valentinstag. Ein Tag, den man generell gerne als Marketing-Fixpunkt im Kalender hat“.
Gleichberechtigung und Wertschätzung
Einen so wichtigen Tag für uns Frauen in einen Marketing-Gag zu verwandeln, darf einfach nicht passieren. Denn so machen wir mehr als nur einen Schritt zurück. Anstatt heute, am 8. März mit Rabatten um sich zu schlagen und absurden Kampagne für sich zu werben, könnten große Unternehmen doch darüber nachdenken, wie sie Gleichberechtigung in ihren Betrieben erreichen. Anstatt uns über Angebote zu freuen, sollten wir, und allen voran die Männer, in uns gehen und endlich das Thema bei der Wurzel packen: Wir sind noch immer weit entfernt von Gleichberechtigung im vielen Bereichen unseres Lebens. Daran müssen wir etwas ändern! Lassen wir uns nicht von Marketing und Werbung an der Nase herumführen und fordern wir stattdessen heute einmal mehr Gleichberechtigung und Wertschätzung ein. Denn genau darum sollte es heute (und eigentlich auch an jedem Tag) wirklich gehen.