Immer mehr Frauen verzichten auf hormonelle Verhütungsmethoden
Immer weniger Frauen nutzen die Pille zur Verhütung. Generell geht die hormonelle Verhütung in Österreich zurück. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Österreichischen Verhütungsreport 2019 des Gynmed-Ambulatoriums, bei dem das Marktforschungsinstitut INTEGRAL rund 1800 Österreicher zwischen 16 und 49 Jahren zu ihren Verhütungsmethoden befragt hat. Insgesamt 60 Prozent der Befragten gaben an, dass eine hormonfreie Verhütung wichtig für sie sei. Schon beim letzten Verhütungsreport vor vier Jahren konnte man bereits einen Rückgang hormoneller Verhütungsmethoden feststellen. Dieser Trend hat sich 2019 fortgesetzt.
Hormonfreie Verhütungsmethoden werden immer beliebter
Kondome (38 Prozent) und die Pille (34 Prozent) werden in Österreich zwar immer noch am häufigsten als Verhütungsmethode genutzt, allerdings ist die Nutzung hormoneller Methoden in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Während 2015 rund 57 Prozent der Befragten angaben hormonell zu verhüten, sind es 2019 nur noch 48 Prozent. Gründe dafür ist die wachsende Skepsis gegenüber Hormonen. 37 Prozent der Befragten vermeiden hormonelle Verhütung aus Sorge vor Nebenwirkungen. Viele wollen zudem nicht mit Hormonen in den „eigenen Körper eingreifen“. Oftmals fällt es Frauen dadurch schwer, sich für eine wirksame Verhütungsmethode zu entscheiden. 22 Prozent der Befragten verhüten gar nicht, 6 Prozent davon, weil ein Kinderwunsch besteht. Andere Gründe sind die Angabe, nur selten oder keinen Sex zu haben. Besonders für Menschen mit Migrationshintergrund spielen auch finanzielle Gründe eine Rolle.
Frauen schätzen ihre Fruchtbarkeit falsch ein
Generell besteht laut dem Report eine falsche Vorstellung über die natürliche Fruchtbarkeit. Während viele davon ausgehen, dass eine Frau in ihrem Leben bis zu drei Schwangerschaften haben kann, wenn sie nicht verhütet, sind es tatsächlich 12-15 Schwangerschaften. Viele Frauen schätzen ihre Fruchtbarkeit geringer ein, als sie tatsächlich ist, weswegen sich viele erst gar nicht wirksam vor ungewollten Schwangerschaften schützen. Große Probleme gibt es auch bei der Kommunikation zwischen Männern und Frauen wenn es um das Thema Verhütung geht. Denn während Frauen davon ausgehen, dass Männer erst gar kein Interesse an Verhütungsmethoden haben, gab die Mehrheit der befragten Männer an, resigniert zur Kenntnis genommen zu haben, dass sie die Verhütung wenig bis gar nicht kontrollieren können.
Verhütung muss leistbarer werden
Ein kostenloser Zugang zu Verhütung steht für Frauen laut des Reports an erster Stelle. Nur so könne die Verhütung verbessert werden. Darauf weist auch Christian Fiala, Leiter des Gynmed-Ambulatoriums und Initiator des Reports hin. Es müsse zudem regelmäßiger Aufklärungskampagnen geben, um auf die verschiedenen Verhütungsmethoden aufmerksam zu machen. Beratungsgespräche bei Ärzten, sowie wirksame Verhütungsmethoden sollten außerdem von den Krankenkassen übernommen werden. Diese Maßnahmen seien längst überfällig, denn „schlechte Verhütung führt nicht zu mehr Geburten, sondern nur zu mehr Schwangerschaftsabbrüchen“, so Fiala.