„Ich habe mich mit Malaria angesteckt und so hat es sich angefühlt“
Für ein soziales Projekt verbrachte ich sechs Monate in einem kleinen Dorf in Ghana, um mitzuhelfen, Kinder wieder in ihre Herkunftsfamilie zu integrieren. Die Menschen dort leben in sehr einfachen Verhältnissen. Ein bisschen so, wie man sich das Leben in Afrika als Kind eben vorstellt, sehr ursprünglich, fast schon klischeehaft. Es gab oft keinen Strom. Wasser schöpfte man aus dem Brunnen. Die Dächer der einfachen Lehmhütten, in denen ganze Großfamilien lebten, waren mit Stroh gedeckt. Auch wir Helfer waren in so einer Hütte untergebracht. Mit einer weiteren Österreicherin teilte ich mir zu zweit etwa 5m².
Vor meiner Abreise befasste ich mich intensiv mit der Frage, ob und wie ich mich gegen eine mögliche Malaria-Erkrankung schützen könnte und wollte. Immerhin gilt das tropische Afrika als eines der gefährlichsten Ansteckungsgebiete überhaupt. Sollte ich also rein vorsorglich eine Prophylaxe einnehmen und all ihre Nebenwirkungen wie ein stark geschwächtes Immunsystem über sechs Monate einfach in Kauf nehmen? Ich entschied mich dagegen, nahm jedoch vorsichtshalber ein Stand-by-Medikament für den Notfall mit und mir fest vor, mich immer gewissenhaft mit einem Insektenschutzmittel einzucremen.
Dennoch erwischte mich die Krankheit nach etwa drei Monaten. Ein paar Tage lang fühlte ich mich einfach nur angeschlagen und kraftlos, doch dann bekam ich plötzlich heftige Fieberschübe, hatte eine stark erhöhte Körpertemperatur von 40° und fühlte mich wie im Delirium. Ich machte einen Malaria-Selbsttest: Das Ergebnis war positiv. Weil das nächste Krankenhaus meilenweit entfernt war, behandelte ich mich schließlich selbst und nahm das Standy-by-Medikament ein. Danach schlief ich drei Tage lang durch. Die Tabletten griffen mein Verdauungssystem stark an, ich nahm irrsinnig viel ab, hatte kaum Appetit und ständig nur Durchfall. Dieser Zustand hielt noch ein Monat an, bis ich mich endlich besser fühlte.
Trotzdem würde ich es heute nicht anders machen. Über einen so langen Aufenthalt hinweg, ständig ein starkes Medikament einzunehmen, könnte ich noch immer nicht mit mir vereinbaren. Bei einer kürzeren Reise bis zu drei Wochen, würde ich die Prophylaxe inzwischen aber sehr wohl einnehmen.
Nur nicht so hysterisch?
In Afrika selbst geht man mit dem Thema Malaria ganz anders und bei weitem nicht so hysterisch um, wie hier bei uns im Westen. Die Menschen dort verfügen kaum über Zugang zu den richtigen Medikamenten, geschweige denn würde man dort nicht permanent eine Prophylaxe einnehmen. Vielmehr hilft man sich mit Hausmitteln wie gewissen Wurzeln oder Kräutern aus. Nichtsdestotrotz sollte man nicht außer Acht lassen, dass Malaria gerade deshalb durchaus auch oft tödlich enden kann.
In Afrika selbst geht man mit dem Thema Malaria ganz anders und bei weitem nicht so hysterisch um, wie hier bei uns im Westen. Die Menschen dort verfügen kaum über Zugang zu den richtigen Medikamenten, geschweige denn würde man dort nicht permanent eine Prophylaxe einnehmen. Vielmehr hilft man sich mit Hausmitteln wie gewissen Wurzeln oder Kräutern aus. Nichtsdestotrotz sollte man nicht außer Acht lassen, dass Malaria gerade deshalb durchaus auch oft tödlich enden kann.
Wann ist Malaria-Schutz auf Reisen notwendig?
Wenn du selbst vor einer Reise in ein Risikogebiet stehst, solltest du unbedingt mit einem Arzt abklären, ob und welcher Schutz gegen die Krankheit für dich notwendig ist. Wir haben Experten* vorab um Antworten auf die wichtigsten Fragen dazu gebeten:
Wie schütze ich mich vor Malaria?
Die Malaria tropica, die weit verbreitete und besonders gefährliche Form der Tropenkrankheit, wird von Mücken übertragen. Genauer gesagt löst der Erreger Plasmodium falciparum die Infektion aus. Der beste Schutz ist also die konsequente Abwehr von Mücken mit langer Kleidung, Moskitonetz für die Nacht und einem mückenabweisenden Mittel mit dem Wirkstoff DEET oder Icaridin. „Die Mücken sind vor allem während der Dämmerung und nachts aktiv“, so der Tropenmediziner Jürgen May.
Diese Maßnahmen sind allerdings kein endgültiger Schutz – eine Stechmücke kommt vielleicht doch durch. An dieser Stelle setzt die sogenannte Chemoprophylaxe an: Sie verhindert nicht die Infektion mit dem Erreger, aber den Ausbruch der Krankheit, wie der Reise- und Tropenmediziner Tomas Jelinek erklärt. Urlauber müssen bereits vor Beginn der Reise und regelmäßig währenddessen ein Medikament einnehmen.
Welche Tabletten sind auf dem Markt?
Generell gibt es drei Wirkstoffe: Mefloquin (Handelsname Lariam), Doxycyclin und Atovaquon-Proguanil (Malarone). Nicht alle werden mehr empfohlen. „Lariam wird nicht mehr produziert, aber noch abverkauft, es kann also noch verschrieben werden“, sagt Sebastian Graefe. Er ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Doch bei Lariam müssten Urlauber wegen möglicher schwerer psychischer Nebenwirkungen des Präparats einen Lariam-Pass mit sich führen.
Doxycyclin ist ein altbekanntes Antibiotikum, das allerdings in Österreich und Deutschland aus formalen Gründen nicht für eine Malaria-Prophylaxe zugelassen ist. Trotzdem wird das Medikament von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen.
Bleiben Malarone und die entsprechenden Nachahmer-Präparate mit dem gleichen Wirkstoff. „Sie sind sehr teuer, haben aber ein ganz gutes Nebenwirkungsprofil und sind auch als Notfalltherapie geeignet“, erklärt Graefe. Erwachsene nehmen täglich eine Tablette ein. Man beginnt einen Tag vor Abreise und setzt die Einnahme bis sieben Tage nach Rückkehr aus dem Verbreitungsgebiet fort. Zwölf Pillen kosten mindestens 50 Euro, oft sind also zwei Packungen nötig.
Welche Nebenwirkungen haben Malarone und Co.?
Zu den üblichen Reaktionen gehören Übelkeit, Kopfweh und Schwindel. Der eine spürt sie stärker, der andere gar nicht. Im Vergleich zum großen Nutzen seien die Nebenwirkungen der Prophylaxe gering, urteilt May. Wer Diabetes oder andere Vorerkrankungen sowie Leber- und Nierenprobleme hat, sollte sich gut durchchecken lassen, bevor er die Tabletten nimmt. Frauen, die ein Kind erwarten, sollten Malaria-Verbreitungsgebiete grundsätzlich meiden.
In welchen Ländern muss ich besonders vorsichtig sein?
Malaria ist eine Tropenkrankheit. Die Experten empfehlen eine Chemoprophylaxe aber nur in sogenannten Hochrisikogebieten. Dazu zählen die afrikanischen Länder südlich der Sahara bis hinunter nach Mosambik – und in der Regenzeit auch der Nordosten Südafrikas samt Krüger-Nationalpark – sowie die Inseln Südostasiens östlich von Lombok bis einschließlich Papua-Neuguinea. Doch auch in anderen Malaria-Verbreitungsgebieten sollten sich Touristen vor Mücken schützen, weil dort eine Infektion möglich ist.
„Das tropische Afrika war schon immer das gefährlichste Gebiet für die Ansteckung mit der Malaria“, sagt CRM-Experte Jelinek. Insgesamt kommen Malaria-Mücken in rund 90 Ländern vor, auch in Südamerika. Und: Das Verbreitungsgebiet verändert sich mit dem Klima. So breitet sich Malaria auch in höher gelegene Gebiete aus, etwa bis ins äthiopische Addis Abeba auf 2.300 Metern.
Die WHO informiert auf ihrer Website über die genauen Risikogebiete. Einen Unterschied macht es laut May auch, ob man während der Regen- oder Trockenzeit reist. Und als Rucksackreisender ist das Risiko höher als bei Pauschaltouristen auf Rundreisen mit gehobenen Hotels.
Was tun in Malaria-Gebieten mit geringem oder mittlerem Risiko?
Die Experten raten, in solchen Regionen ein Präparat zur Notfall-Therapie mitzuführen – vor allem, wenn es dort keine medizinische Versorgung gibt. „Damit kann man sich selbst behandeln, wenn man Fieber bekommt oder die Krankheit ausbricht“, sagt Graefe. Die wichtigste Vorsorge ist aber guter Insektenschutz.
Wann zeigen sich die Symptome von Malaria?
„Es dauert mindestens eine Woche, bis Symptome auftreten, oft auch zehn Tage oder zwei Wochen“, sagt May. Denn die Erreger vermehren sich langsam im menschlichen Blut. Die Infektion äußert sich dann wie eine echte Grippe: mit Wechselfieber, Schüttelfrost, ausgeprägter Müdigkeit und Unwohlsein, Durchfall, Kopf- und Gliederschmerzen.
Wie gefährlich kann Malaria werden?
Besonders in Afrika sterben immer noch viele Menschen an Malaria, weil sie sich keine Medikamente leisten können. Reisende aus dem wohlhabenden Europa haben dieses Problem nicht. „Wenn man die Malaria rechtzeitig behandelt, ist das keine aufregende Sache“, sagt Jelinek. Wer nach der Rückkehr aus einem Malaria-Gebiet mögliche Symptome hat, sollte dringend einen Facharzt aufsuchen.
*im Interview mit der APA