Ich bin queer: Wie der Begriff die Gesellschaft verändert
Immer mehr Stars gehen mit ihrer Sexualität offen um und outen sich als queer. So zählen sich unter anderen Sam Smith, Sia und seit kurzem auch Tilda Swinton und Demi Lovato zur queeren Community. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff, der die Welt um einiges vielfältiger macht?
Nicht umsonst machen Serien wie „Queer Eye“ und „Euphoria“ Mut, offen über seine sexuelle Identität zu sprechen.
Was bedeutet queer?
Der Ursprung des Wortes queer ist eigentlich eher unschön. Denn aus dem englischen übersetzt, bedeutet es soviel wie „komisch, seltsam“. Daher wurde das Wort auch lange Zeit als Beschimpfung für homosexuelle Menschen benutzt. Doch seit den 90ern nutzt die LGBTQ+ Community ihre Kräfte, um dem Adjektiv eine positive Eigenschaft zu verleihen.
Und das ist auch gelungen. Denn heute steht queer für die gesamte LGBTQ+ Bewegung. Somit bezeichnen sich, je nach Selbstaussage, meistens Schwule, Lesben, Bisexuelle, Intergeschlechtliche, Transgender, Pansexuelle, Asexuelle, aber auch Heterosexuelle, die Polyamorie praktizieren, als queer.
Schluss mit Schubladendenken und Raus aus der Heteronormativität
In den letzten Jahren ist der Begriff queer immer populärer geworden – heute ist er bei vielen aus dem täglichen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. Die Besonderheit dabei ist, dass die Betonung dieses Begriffs, im Vergleich zu Identitäten, wie lesbisch oder schwul, auf der eigenen Geschlechterrolle oder der eigenen Geschlechteridentität liegt und ein Partner bei der Bezeichnung nur eine geringe Rolle spielt.
Dahinter steckt auch der Zwang zur Heteronormativität (zur Erklärung: damit meint man eine Weltanschauung, in der die Heterosexualität als soziale Norm angesehen wird), der mit dem Begriff aufgelöst werden soll. Damit soll es kein Schubladendenken mehr geben, denn Menschen können ihre unterschiedlichen Vorstellungen von Sexualität offen und frei leben und müssen sich keiner eindeutigen Geschlechteridentität unterordnen.
Diese Stars haben sich als queer geoutet
Zahlreiche Stars sprechen nun öffentlich über ihre Sexualität und haben sich gegenüber ihren Fans als queer geoutet. Sam Smith, Sia, Sara Ramírez, Ezra Miller, Brendon Urie und viele weitere haben in der Vergangenheit bereits darüber gesprochen. Doch jetzt haben sich noch weitere Celebrities geäußert.
Tilda Swinton etwa, hat sich im Alter von 60 Jahren als queer geoutet. „Ich habe nur nach meinem queeren Zirkus gesucht, und ihn gefunden“, erzählt die Oscargewinnerin im Interview mit der „Vogue“.
Auch der US-amerikanische Internet-Star JoJo Siwa überrascht seine Fans und Follower mit einem Outing. Denn mittels TikTok-Video teilt die 17-Jährige der Öffentlichkeit insgeheim mit, dass sie sich zur queeren Community zugehörig fühlt. Darauf folgte ein Live-Video auf Instagram, indem sie ihr Comingout bestätigt. „Jetzt, wo die Welt diese Seite meines Lebens sieht, macht es mich wirklich sehr, sehr glücklich„, so JoJo, die als Sängerin und Tänzerin berühmt geworden ist. „Ich möchte, dass die Menschen wissen, dass es so, so viel Liebe auf dieser Welt gibt“.
Sängerin Demi Lovato sprach kürzlich ebenfalls offen darüber, wann sie bemerkt habe, dass sie queer ist. Die 28-Jährige setzt sich lautstark für die Rechte der queeren Community ein und sprach am 11. Oktober, dem internationalen Coming-Out-Day, mit „Queer Eye“-Star Tan France über ihre Erfahrungen. Es gab einen prägenden Moment für sie, in dem sie erkannte, dass sie nicht nur auf Männer stehe: die legendäre Szene aus dem 90er-Film-Hit „Eiskalte Engel“. Demi erzählt: „Es war die eine Szene, wo sie auf der Wiese im Park rumknutschen, und ich dachte mir: ‚Oh, warte. Ich mag das.‚“ Seit sie 17 Jahre alt ist, weiß die Sängerin, dass sie queer ist. Mit der Öffentlichkeit geteilt hat sie ihre sexuelle Orientierung aber erst viel später. Fun Fact: Viele ihrer Liebessongs, von denen die meisten immer angenommen haben, sie würden von Jungs handeln, drehen sich eigentlich nur um Mädchen.
Queer: Ein Begriff findet seinen Platz in der Gesellschaft
Während die Welt noch einiges aufzuholen hat, scheint die queere Community ihren Platz in der Gesellschaft langsam aber sicher zu finden. Dafür sorgen auch TV-Formate, wie „Queer Eye„, in dem Experten das Leben ihrer Kandidaten vollkommen umkrempeln. Die „Fab 5“, wie sich nennen, haben nicht nur die Herzen der LGBTQ+ Community im Sturm erobert. Die Show feiert so große Erfolge, dass es bereits sechs Staffeln davon gibt.
Auch in internationalen Serien, wie „Euphoria„, „The Haunting of Bly Manor„, „Killing Eve„, „Brooklyn 99„, „Pose„, „Orange Is the New Black„, „13 Reasons Why“ und vielen weiteren gibt es bereits queere Charaktere, mit denen sich die Zuseher identifizieren können.