HPV-Impfung: Die wichtigsten Infos zum Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs
Ab Februar 2023 soll die HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr kostenlos verfügbar werden. Aber wovor schützt die Impfung eigentlich genau und für wen ist sie sinnvoll? Wir haben einer Gynäkologin die wichtigsten Fragen dazu gestellt.
Dr. Marlene Kranawetter erklärt im Gespräch mit miss die wichtigsten Fakten zur HPV-Impfung auf.
HPV-Infektion als Ursache für Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs ist nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung, von der Frauen in der EU zwischen 15 und 44 Jahren betroffen sind. Eine Zahl, die vielen Frauen Angst macht. Schließlich erkranken allein in Österreich jährlich etwa 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, bis zu 180 von ihnen sterben daran.
Ein häufiger Grund für eine Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs ist eine Infektion mit den sogenannten Humanen Papillomaviren, also mit HPV. Diese werden vor allem durch sexuellen Kontakt übertragen – rund acht von zehn sexuell aktiven Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an. Doch nur einige der Virenstämme können extreme Konsequenzen haben.
Von den mehr als 200 bekannten HPV-Typen sollen 14 krebsverursachende Wirkungen haben. Besonders die Stämme 16, 18, 31, 33 und 45 werden in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnt. Sie können unter anderem auch für Scheidenkrebs, Vulvakarzinome, Analkarzinome, Rachenkarzinom, Peniskarzinom und eben Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sein. Eine Ansteckung mit den Stämmen vom Typ 16 und 18 sind laut dem österreichischen Sozialministerium etwa „für über 70 % aller bösartigen Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich“.
Doch es gibt eine Lösung: die HPV-Impfung. Denn während Kondome keinen Schutz gegen HPV bieten, kann die Impfung große Effekte haben. Die österreichische Regierung hat diesen Herbst beschlossen, dass die Impfung ab Februar 2023 für alle unter 21-Jährigen kostenlos sein wird. Doch bevor es zum ersten Stich kommt, gibt es bei vielen wohl noch einige Fragen: wie genau schützt zum Beispiel eine Impfung und gibt es irgendwelche Gefahren? Wir haben der Gynäkologin Dr. Marlene Kranawetter vom Santé Femme Institut für Frauengesundheit die wichtigsten Fragen rund um die Impfung gestellt.
Wie genau und wovor schützt die HPV-Impfung denn eigentlich?
Marlene Kranawetter: „Der HPV- Impfstoff ist ein Totimpfstoff. Leere Virushüllen führen dabei dazu, dass der Körper ein immunologisches Gedächtnis bildet. Somit ist man nach einer vollständigen Immunisierung, also je nach Alter nach zwei oder drei Teilimpfungen, vor einer Ansteckung mit HPV geschützt.“
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Impfung?
Marlene Kranawetter: „Am effektivsten ist die Impfung, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht wird. Dann ist eine vorangegangene HPV-Infektion sehr unwahrscheinlich. Studien zeigen, dass die Impfung aber auch zu einem späteren Zeitpunkt wirksam ist und Krebs verhindern kann! Sogar wenn man bereits eine Krebsvorstufe, wie etwa am Gebärmutterhals oder der Vulva hatte, und diese beobachtet oder behandelt wurde, ist die Impfung empfohlen. Die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten von solchen Veränderungen kann durch die Impfung reduziert werden.“
Bis zu welchem Alter kann ich mich impfen lassen?
Marlene Kranawetter: „Der beste Zeitpunkt für die Impfung ist wie gesagt vor Beginn der sexuellen Aktivität. Deshalb ist die Impfung bereits seit 2014 im österreichischen Impfprogramm enthalten. Kinder jeglichen Geschlechts, zwischen 9 und 12 Jahren können kostenlos geimpft werden.
Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist die Impfung allerdings wirksam und empfohlen. Studien gibt es für Frauen bis 45 Jahren und Männer bis 26 Jahren. Eine Wirksamkeit über dieses Alter hinaus ist wahrscheinlich. Es gibt also keine obere Altersgrenze.“
Hat die HPV-Impfung mögliche Nebenwirkungen?
Marlene Kranawetter: „Weltweit wurden seit Zulassung der Impfstoffe bereits viele Millionen Impfdosen verabreicht. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Weshalb die WHO die Impfung auch als „sehr sicher“ einstuft. Vorübergehende Lokalreaktionen – wie Schmerzen, Schwellung oder Rötung an der Impfstelle – sind durchaus möglich.“
Warum ist es wichtig, dass die Impfung ab 2023 bis zum 21. Geburtstag kostenlos ist? Welche Effekte könnten dadurch entstehen?
Marlene Kranawetter: „Je mehr Menschen geimpft sind, umso geringer ist das Risiko der Verbreitung der Infektion (Herdenschutz) und umso mehr Personen genießen den individuellen Schutz. Besonders für jüngere Personen kann die Kostenübernahme ein wichtige Entscheidungshilfe FÜR die Impfung sein. Ich hoffe, dass sich durch die Kostenübernahme noch mehr Menschen für die Impfung entscheiden und die Impfskepsis in Österreich abnimmt.“
Wäre es sinnvoll, die HPV-Impfung für alle kostenlos zu machen?
Marlene Kranawetter: „Da eine Impfung ohne obere Altersgrenze möglich und empfohlen ist, wäre das schön. Die Neuerung mit einer Übernahme bis zum vollendeten 21. Lebensjahr, ist auf jeden Fall die richtige Richtung.“