„House of the Dragon“: Kann die Prequel-Serie mit „Game of Thrones“ mithalten?
Es ist endlich so weit und „Game of Thrones“-Fans bekommen mit „House of the Dragon“ wieder Geschichten aus Westeros. Doch wer die erste Folge der neuen Show ansieht, fragt sich schnell: Kann die Prequel-Serie wirklich mit dem Original mithalten?
Wir haben die Highs und Lows der Show rausgefiltert, um diese Frage zu beantworten.
So war die erste Folge „House of the Dragon“
Es ist mittlerweile drei Jahre her, seitdem sich Fans von „Game of Thrones“ verabschieden mussten. Obwohl das Finale mit einem ziemlich bitteren Beigeschmack und einer recht großen Enttäuschung bei Fans und Kritiker*innen kam, hofften viele dennoch, dass das noch nicht das Letzte war, was sie aus Westeros sehen durften.
Jetzt ist es endlich so weit und „Game of Thrones“ bekommt mit „House of the Dragon“ eine Prequelserie, die 200 Jahre vor dem Kampf um den Eisernen Thron startet. Darin geht es um die Geschichte der Targaryens, die wir eigentlich nur als die verstorbenen Vorfahren der Drachenkönigin Daenerys kannten. Doch das Prequel zeigt: Ursprünglich war die Familie auf der unangekämpften Spitze und nur einer konnte sie besiegen: sie selbst.
Folge eins zeigt uns also schon jede Menge Dramen und einen Familienstreit, der episch werden könnte. Doch den Vergleich mit „Game of Thrones“ wird die Serie wohl nie loswerden. Denn schon bei der ersten Folge kommt man nicht umhin sich zu fragen, ob diese Show der erfolgreichsten Serie aller Zeiten denn wirklich das Wasser reichen kann.
High: „House of the Dragon“ ist endlich ein Prequel mit Sinn
Zuallererst muss eines mal ganz klar herausgestrichen werden. „House of the Dragon“ ist in dem Meer an Spinoffs, Prequels, Reboots und Co endlich einmal ein Format, das wirklich Sinn ergibt. Denn die Welt, die Autor George R. R. Martin mit „Game of Thrones“ geschaffen hat, ist so vielschichtig und reich an Geschichte, dass man auch nach den acht Staffeln der Originalserie noch unendlich viele Fragen hat.
Das zeigt vor allem die Geschichte der Targaryens. Denn schon seit der ersten Folge von „Game of Thrones“ bekamen wir Informationen und Sagen rund um diese einst einflussreiche Familie, sahen aber immer nur ihren tiefen Absturz. Umso schöner ist es jetzt, auch endlich die großen Zeiten der Familie zu sehen und verstehen zu können, warum die Familie von Daenerys auch Jahrzehnte nach ihrem Sturz noch Unterstützung bekam.
Besonders schön ist, dass „House of the Dragon“ dabei nicht nur eine neue Geschichte erzählt, sondern auch immer wieder unseren Wunsch nach Nostalgie sättigt und den ein oder anderen Namen fallen lässt, der uns an „Game of Thrones“ erinnert. Als wir zum ersten Mal das Haus Baratheon sehen, können wir etwa einfach nicht umhin, als zu schmunzeln (und dann an das grausame Schicksal der Familie zu denken). Die Macher von „House of the Dragon“ wissen scheinbar ganz genau, wie viel Nostalgie und Anspielungen es braucht. Die ganze erste Folge hat nämlich die Stimmung der ersten vier Staffeln – eine Atmosphäre, die von Fans besonders gefeiert wurde.
Besonders stark sieht man dieses Spiel mit der Nostalgie letztlich am Eisernen Thron. Denn auch wenn er dem aus der Originalserie logischerweise sehr ähnelt: Es ist nicht der gleiche! Vielleicht auch eine symbolische Botschaft an die Fans: Auch wenn hier Vieles bekannt ist – es ist eine andere Show!
Low: Brutalität ohne großen Hintergrund
Schon gut, schon gut, wir wissen es ja selbst. Brutale Szenen gehören zu den Geschichten aus Westeros mindestens genauso sehr wie der Wein zu Tyrion Lannister. Und wer alle acht Staffeln „Game of Thrones“ gesehen hat, der hat auch Einiges durchgestanden. Seien es Vergewaltigungen, Enthauptungen oder wochenlange Folter: Die Originalserie hatte so einige Szenen parat, die einen noch lange beschäftigten. Doch so absurd das auch klingen mag: Die meisten dieser Szenen hatten einen Sinn. Sie brachten Charaktere weiter, waren ausschlaggebend für einen Rachefeldzug oder hallten noch Jahre später nach.
Bei der ersten Folge von „House of the Dragon“ sieht die Sache ein bisschen anders aus. Denn auch wenn die Serienmacher im Vorfeld betonten, dass keine sexuelle Gewalt gezeigt werde, sind so einige Szenen der ersten Folge richtig heftig. Sei es das Lanzenturnier oder die extrem explizite und tragische Geburtenszene: viele Szenen sorgen für ein Zusammenzucken oder den ein oder anderen „Wegschau“-Moment. Und nicht alles davon ist wirklich notwendig. Auch wenn wir die Kaiserschnitt-Szene noch verstehen können; das minutenlange Gemetzel der Goldröcke hätte definitiv gekürzt werden können. Denn ganz ehrlich, wir haben es auch nach der ersten Tötung verstanden: Daemon Targaryen ist gnadenlos.
High: Eine Ode an Matt Smith
Apropos Daemon Targaryen: Wir müssen hier jetzt einmal ganz kurz einen Fangirl-Moment ausleben. Denn die Tatsache, dass Matt Smith aka „Doctor Who“ aka Prinz Philip aus „The Crown“ jetzt in die Welt von Westeros eintaucht und ausgerechnet Daemon Targaryen spielt, hat wohl nicht nur unser Herz höher schlagen lassen.
Denn online wird er jetzt schon als eines der größten Highlights der Show gefeiert. Eigentlich kein Wunder, schließlich verspricht seine Figur das meiste Drama in die Serie zu bringen.
Aber auch abseits von Matt Smith glänzt die Besetzung mit einigen Highlights. Wie schon in der Originalserie arbeitet „House of the Dragon“ mit einer Mischung aus bekannten Gesichtern und Newcomern. So spielt Rhys Ifans (Spike aus „Notting Hill“) etwa Otto Hightower und glänzt neben Newcomer*innen wie Milly Alcock und Emma D’Arcy, die beide die Rolle der Rhaenyra Targaryen übernehmen.
Low: Kein Cliffhanger wie bei Folge eins
Bei all der Euphorie rund um den Cast war das Ende der Folge dann aber doch ein bisschen enttäuschend; vor allem, wenn man es mit dem Ende des Originalserie-Piloten vergleicht. Zur Erinnerung: Am Ende der ersten Folge wird Bran von Jaime aus einem Turmfester geschubst und niemand weiß, ob er diesen Sturz überleben wird.
Ein Finale, das einen sofort mitten in seinen Bann gezogen hat. Denn diese Szene machte zwar klar, dass ein Krieg bevorstand, ließ jedoch noch so einige Fragen offen. Im Vergleich dazu scheint das Ende der ersten Folge „House of the Dragon“ schon fast ein bisschen zu schemenhaft geplant zu sein. Rhaenyra wird zur Thronfolgerin ernannt und Daemon plant, wie er die Macht an sich reißen kann. Ja, das ist schon spannend aber so einen richtigen „OMG“-Moment gab es dann irgendwie doch nicht.
High: Wie realistisch können Drachen eigentlich sein?
Umso mehr „OMG“-Momente gab es aber in Bezug auf die Special Effects. Denn eines wird schon bei der ersten Folge „House of the Dragon“ klar: Budget gab es hier ausreichend. Der Ritt auf dem Drachen sieht schon fast zu realistisch aus, das spritzende Blut lässt einen wieder und wieder zusammenzucken und die Blicke über Westeros sind einfach nur atemberaubend.
Allgemein merkt man, dass sich seit der ersten Folge „Game of Thrones“ technisch so einiges getan hat und die Kombination aus CGI, XXL-Setdesigns und großartigen Kostümen schafft eine perfekte Mittelalter-Illusion, die uns von der ersten Sekunde an mitnimmt.
Low: Irgendetwas fehlt in „House of the Dragon“
Wir haben also ein Prequel, das durchaus Sinn ergibt, optisch wunderschön ist und eine Geschichte erzählt, die ziemlich interessant werden könnte. Aber obwohl so vieles für „House of the Dragon“ spricht, fehlt zumindest in der ersten Folge noch ein bisschen das gewisse Etwas. Denn so absurd das bei einer Show über Drachen auch klingen mag; uns fehlt die Magie.
Schon in den ersten Sekunden sind wir etwa überrascht von dem Voice-Over, von all den Erklärungen und der Einleitung, die wir bei „Game of Thrones“ nie brauchten. Später wundern wir uns, ob es in „House of the Dragon“ bei einer politischen Auseinandersetzung bleibt und sehnen uns nach der ein oder anderen übernatürlichen Szene, von der wir wissen, dass sie möglich ist.
Es sind Kleinigkeiten, die „Game of Thrones“ so besonders gemacht haben, die in dieser ersten Folge (noch) fehlen. Dabei sollten wir aber eines nicht aus den Augen lassen: Wir sind erst bei Folge eins angekommen und wenn wir aus der Originalserie irgendetwas gelernt haben, dann, dass die Dinge sehr schnell eskalieren können. Und wer die Buchvorlage von „House of the Dragon“ kennt, weiß – es wird noch aufregend.
Ist „House of the Dragon“ so gut wie „Game of Thrones“?
Kann „House of the Dragon“ also mit „Game of Thrones“ mithalten? Definitiv. Denn auch wenn nicht alles perfekt war, das Wichtigste hat die Prequelserie geschafft: wir sind wieder absolut im Westeros-Fieber. Und das zu schaffen, war nach dem Serienfinale wohl wirklich nicht einfach.
Aber „House of the Dragon“ schafft es schon in der ersten Folge, eine Welt aufzubauen, die wir kennen – ohne die Originalserie zu kopieren. Ja, es gibt noch Dinge, an die man sich als „GoT“-Fan gewöhnen muss, aber die erste Folge hat uns definitiv Lust auf mehr gemacht!
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