Du hast neulich mit dem Sender E! Entertainment in Wien gedreht, um in der Sendung E! In the City deine Lieblingsplätze zu zeigen. Wie schwer war’s, die zusammenzustellen?

Christina Stürmer: Das Schwierige war, dass es Lieblingsplätze sein sollten, die für alle einen Sinn ergeben – und nicht irgendein Baum, der nur für mich eine Bedeutung hat. (grinst) Außerdem lebe ich auf dem Land und komme aus Oberösterreich. Ich habe zwar lang in Wien gelebt, aber damals war ich viel unterwegs. Dann habe ich überlegt, was ich gerne mache – und festgestellt: Ich gehe gerne essen und shoppen. Also kann ich auf jeden Fall Lokale nennen. (grinst) Im Ernst: Man präsentiert ja die Stadt und will etwas zeigen, das es nicht überall gibt, obwohl touristische Sachen dazugehören.
Mein Freund und ich waren vor Kurzem in der Toskana und haben Vollgas das Touristenprogramm durchgezogen. Wir kamen heim und haben gesagt: „Das machen wir nie wieder!“ (lacht) Es war zwar alles schön, aber das nächste Mal wollen wir auch ein paar kleine, feine Ecken anschauen.

Wenn ich dich auf einen Lieblingsplatz festnageln würde – welcher wäre das?

Christina Stürmer: Der Naschmarkt! Es gibt so gute Sachen zum Essen, und wenn’s schön ist, kannst du herumschlendern, gustieren und Leute schauen. Und dich dann irgendwo hinsetzen und was trinken. Ich mag den Flair des Naschmarkts!

Kannst du denn am Naschmarkt sitzen, ohne dass die Leute dich anreden? 

Christina Stürmer: Das hängt davon ab, ob ein neues Album draußen ist. Dann ist der Wirbel größer, weil ich in jeder Zeitung bin – und jeder weiß, wie ich gerade ausschaue. (lacht) Aber es ist ja auch schön, wenn man erkannt wird. Gerade als Musiker ist es ein komisches Gefühl, wenn du nicht mehr erkannt wirst.

 

Apropos Album: Du arbeitest jetzt an neuen Songs. Siehst du schon die Zielgerade fürs neue Album vor dir? 

Christina Stürmer: Ich sehe sie verschwommen! (lacht) Nein, wir sind ja noch nicht mal im Studio. Momentan schreibe ich viel. Ich habe ja bei jedem Album ein bisschen mehr mitgemacht – und beim neuen will ich noch mehr schreiben. Natürlich ist nicht jede Nummer, die man schreibt, ein Hit. (lacht) Deshalb schreibt und schreibt und schreibt man und schaut am Ende, was die besten Songs sind. Dann kommt die Band dazu und wir erarbeiten die Songs zusammen. Der Plan ist, dass das Album im nächsten Jahr erscheint.

Es gibt ja Künstler, die erfinden sich für jedes Album neu. Hast du je damit geliebäugelt, was zu ändern? Vielleicht blond zu werden?

Christina Stürmer: Glaub mir, blond steht mir einfach gar nicht! (grinst)

Ach, du warst tatsächlich mal blond? 

Christina Stürmer: Ja, als ich mir mal die Haare rot färben wollte. Da musste ich sie vorher blondieren und habe mir gedacht: „Aber hallo, das ist ja furchtbar!“ Aber da war ich erst sechzehn, da macht man so einen Blödsinn. (lacht) Nein, im Ernst: Wenn ich zum Frisör gehe, komme ich raus und sehe aus wie vorher. Aber mich neu erfinden? Nein, das bin nicht ich. Lady Gaga oder Madonna machen das ja andauernd, aber das passt zu denen. Man stelle sich jedoch vor, AC/DC würden sich verändern. Das wäre eine Katastrophe für ihre Fans. Manche Sachen soll man nicht ändern!

Im letzten Jahrzehnt gab’s Alben von dir, die waren ganz oben – und manche nur im Mittelfeld. Wie hart ist es fürs Ego, wenn ein Album nicht so gut funktioniert? 

Christina Stürmer: Gar nicht so hart, wie man meinen möchte. Mit jedem Album, das nicht so gut gelaufen ist, lernt man sich selber besser kennen. Man muss halt ab und zu auf die Nase fallen. Als wir mit der Arbeit für Ich hör auf mein Herz begonnen haben, habe ich mir nicht gedacht, dass ich anders arbeiten muss, weil das Album davor nicht so gut gelaufen ist. Ich dachte nur, dass ich mir mehr Zeit nehmen will. Einfach mal hinsetzen, in Ruhe schreiben und auch nichts tun. Das gehört nämlich auch dazu.


V

or 11,5 Jahren erschien „Ich lebe“. Welchen Rat würdest du mit deinem Wissen von heute der Christina von damals geben?

Christina Stürmer: Uhh, das ist ja wie bei Marty McFly in Zurück in die Zukunft. (lacht) Ich würde ihr sagen, sie soll sich nicht zu viel einreden lassen. Und ihr raten, ein bisschen früher „Na, des wü I ned“ zu sagen, als ich das damals getan habe. „Sag nein, beiß eini, dann sagen vielleicht fünf Leute, du bist deppert, aber dafür bist du nicht auf einem Cover im Bikini zu sehen mit einem Gesichtsausdruck, der sagt: ‚Bitte gebt’s ma was zum Anziehen!‘“ (lacht)