Die Fassade des Hollywood-Glamours bröckelt. Denn nachdem in den vergangenen Wochen bereits Drehbuchautor:innen in Streik gegangen sind, verkünden jetzt auch Schauspieler:innen, dass es ihnen reicht. Sie fordern faire Bezahlungen.

Den Streik spürt auch das Publikum schon!

Hollywood-Schauspieler:innen sind im Streik

Hollywood steht ab heute (Freitag, 14. Juli 2023) still. Denn wie die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA bekannt gegeben hat, treten die von der Gewerkschaft vertretenen Schauspieler:innen Hollywoods jetzt offiziell in den Streik! Der Grund dafür: Die Gewerkschaft versuchte in den vergangenen Tagen, mit Studios und Streaminganbietern eine Einigung zu finden, die den Schauspieler:innen unter anderem höhere Gagen zusichere. Auch eine Lösung für die faire Aufteilung der Gewinne durch Streaming-Angebote sowie eine Garantie, dass Künstliche Intelligenz nicht die menschliche Arbeit ersetze, waren Ziel der Verhandlungen. Doch es kam nicht zu einer Einigung. „Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, wie weit wir bei so vielen Dingen auseinander sind“, erklärt die SAG-AFTRA-Präsidentin und „Die Nanny“-Darstellerin Fran Drescher.

In ihren Augen war der Streik deshalb die notwendige Konsequenz, die folgen musste. „Wir hatten keine Wahl“, so Drescher. SAG-AFTRA vertritt rund 160.000 Mitglieder, darunter Stuntleute, TV-Moderator:innen und TV-Journalistinnen. In den Streik treten jedoch nur die Mitglieder aus der Schauspieler:innen-Szene; darunter sind sowohl Superstars wie Meryl Streep und Margot Robbie, als auch zahlreiche Schauspieler:innen, die gerade erst im Business Fuß fassen oder ihr Geld mit Nebenrollen verdienen. Vor allem für sie sei die aktuelle Situation mit Blick auf die Bezahlung verheerend. Denn derzeit mangelt es offenbar an fairen Verträgen, betont auch Schauspieler Matt Damon in einem Interview. Das wird insbesondere in Amerika zum Problem, weil die Krankenversicherung an ein Mindestgehalt gebunden ist.

Erster Doppelstreik seit 1960

Und auch Fran Drescher betont, wie sehr die bisherige Situation die Branche belastet. „Wir sind die Opfer hier. Wir werden von einer sehr gierigen Einheit zu Opfern gemacht“, betont sie. „Was mit uns geschieht, ist wichtig. Was uns passiert, passiert in allen Bereichen der Arbeit. Wenn Arbeitgeber die Wall Street und die Gier zu ihrer Priorität machen und dabei die wichtigen Mitarbeiter:innen vergessen, die die Maschine am Laufen halten, haben wir ein Problem.“ Es ist eine Einstellung, die sie als „ekelhaft“ bezeichnet und klarstellt: „Die Arbeitgeber stehen auf der falschen Seite der Geschichte.“

Apropos Geschichte: der Streik ist ein historisches Ereignis! Denn nachdem Drehbuchautor:innen Hollywoods bereits seit Mai streiken und für faire Bezahlungen protestieren, gesellen sich jetzt auch Schauspieler:innen dazu. Eine Aktion, die das letzte Mal 1960 passiert ist!

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Die ersten Konsequenzen des aktuellen Doppelstreiks wurden übrigens bereits sichtbar. Die UK-Premiere des Sommer-Blockbuster „Oppenheimer“ startete etwa schon eine Stunde früher, um dem Streikbeginn noch möglichst zu entgehen. Als dieser am Donnerstag dann aber offiziell ausgerufen wurde, zogen die Hauptdarsteller Konsequenzen. Als Zeichen der Solidarität verließen Cillian Murphy, Florence Pugh, Matt Damon, Emily Blunt und Ramy Malek die Premiere. Für „Oppenheimer“-Regisseur Christopher Nolan eine Entscheidung, die er befürwortet. „Leider sind sie auf dem Weg, um ihre Streikschilder für einen, wie wir glauben, bevorstehenden Streik von SAG-AFTRA zu schreiben und sich einer meiner Gilden, der Writers Guild [Anm. den Autor:innen], im Kampf für faire Löhne für arbeitende Mitglieder der Gewerkschaften anzuschließen, und wir unterstützen sie.“

So kann der Streik Hollywood-Produktionen beeinträchtigen

Einige Premieren in den kommenden Tagen dürften laut Insidern nicht stattfinden; ebenso keine Interviews und Promotion-Aktionen. Die Verleihung der Emmys im September muss laut dem „Guardian“ möglicherweise ebenfalls verschoben werden. Auch die Arbeit an zahlreichen Filmsets muss durch den Streik unterbrochen werden, was möglicherweise verzögerte Filmstarts zur Folge haben könnte. Bereits im Vorfeld wurde nämlich gewarnt, dass ein tatsächlicher Doppelstreik der Schauspieler:innen und Autor:innen den Dreh von Filmen und Serien unmöglich machen würde. Durch die Verhandlungen und den anhaltenden Streik des Writers Guild wurden Filme wie der dritte „Avatar“-Teil, die Realverfilmung von „Moana“ und einige „Spider-Man“-TV-Projekte von Sony bereits verschoben.

Der Verband der TV- und Filmstudios (AMPTP), mit dem die Schauspieler:innengewerkschaft in Verhandlung war, zeigt sich über die Entwicklungen jedenfalls „zutiefst enttäuscht“. In einem Statement zum Ende der Verhandlungen und dem Streikbeginn heißt es. „Anstatt weiterzuverhandeln, hat SA-AFTRA uns auf einen Kurs gebracht, der die finanzielle Not von Tausenden von Menschen, die für ihren Lebensunterhalt von der Branche abhängen, noch verschlimmern wird.“ Wann der Streik enden könnte, ist derzeit noch nicht absehbar. Das letzte Mal, als Schauspieler:innen im Streik waren (1980) dauerte dies drei Monate an.