Hat Gott ein Geschlecht? Die Church of England überlegt, Gott genderneutral zu machen
„God is a Woman“ oder doch „Vaterunser“? Die britische Church of England setzt sich derzeit intensiv mit der Frage auseinander, wie wir Gott denn ansprechen. Folgt demnächst vielleicht sogar eine genderneutrale Ansprache?
Die Kirche prüft das derzeit.
Kirche prüft Pronomen für Gott
Wer in der Messe, in Gebeten oder im Alltag von Gott spricht, verwendet meist das Pronomen „er“. Es heißt „Guter Gott“, „Der Herr ist mein Hirte“ und man spricht in den Gebeten immer von einem „ihm“, wenn man Gott dankt.
Es ist ein scheinbares Selbstverständnis, das sich durch die vergangenen Jahrtausende zog. Doch die Church of England will es jetzt genauer unter die Lupe nehmen. Denn wie unter anderem der britische „Guardian“ berichtet, soll sich im Frühjahr eine Kommission mit dem Thema auseinandersetzen und überprüfen, ob Gott wirklich ein „er“ ist.
Der Grund für diese Überprüfung: Priester haben darum gebeten, Gott künftig mit einer genderneutralen Sprache ansprechen zu dürfen – im Englischen wäre das also die Bezeichnung „they/them“. Es sei ein Vorsatz, den die Kirche schon seit einigen Jahren in Betracht ziehe, betont Pfarrer Dr. Michael Ipgrave, Bischof von Lichfield und stellvertretender Vorsitzender der Liturgiekommission. Bisher gäbe es allerdings noch keine konkreten Änderungsideen oder Ansätze.
Ein genderneutrales „Vaterunser“?
Die Idee alleine sorgt jedoch schon für Aufregung. Gegenüber dem „Telegraph“ kritisierte Pfarrer Dr. Ian Paul etwa die Idee und betonte: „Die Verwendung der männlichen Pronomen für Gott sollte nicht so verstanden werden, dass Gott männlich ist – was eine Irrlehre wäre. Gott ist nicht geschlechtsspezifisch, im Gegensatz zur Menschheit.“ Doch eine Umbenennung oder Umdeutung eben dieser Pronomen sieht er kritisch. Denn die Tatsache, dass Gott als „Vater“ bezeichnet wird, könne man nicht einfach gegen ein „Mutter“ austauschen.
Auch ein geschlechtsneutraler Zugang wie „Eltern“ (engl. „parent“) verändere die Bedeutung. „Wenn die Liturgische Kommission versucht, dies zu ändern, dann wird sie in einem wichtigen Punkt die Lehre der Kirche von der Grundlage der Heiligen Schrift wegbewegen“, warnt der Pfarrer.
Tatsächlich gibt es noch keine konkreten Pläne, wie man etwa das „Vaterunser“ in eine genderneutrale Sprache umwandeln lassen könnte. Auch ein Sprecher der Church of England betont: „Es gibt keinerlei Pläne, die gegenwärtig genehmigten Liturgien abzuschaffen oder wesentlich zu ändern, und solche Änderungen könnten nicht ohne umfassende Rechtsvorschriften vorgenommen werden.“ Dennoch sei das Interesse an Überprüfungen und Überlegungen in der Kirche groß, betont der Sprecher.