Die Geschichte von Gypsy Rose Blanchard könnte turbulenter wohl nicht sein. Vor wenigen Tagen noch war sie im Gefängnis – jetzt wird sie als neues Starlet und Influencerin gefeiert.

Wir haben uns angesehen, warum die Welt die junge Frau gerade so hyped.

Gypsy Rose Blanchard: Ihre Geschichte wurde zum True-Crime-Highlight

In den vergangenen Wochen dominiert ein Name Tiktok: Gypsy Rose Blanchard. Denn die junge Frau ist gerade wirklich überall! Sie ist gefragter Gast in Talk Shows und Podcasts, zeigt in ihren Videos ihre „Outfits of the Day“ und bespricht online ihr Leben als frisch verheiratete Frau. Klingt also eigentlich wie jede gehypte Influencerin vor ihr. Nur mit einem kleinen Unterschied. Denn Gypsy Rose wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen – und eben das macht sie zur Berühmtheit.

Denn die Geschichte der heute 32-Jährigen beschäftigt True-Crime-Fans bereits seit Jahren. Ihre Mutter Dee Dee litt nämlich an dem sogenannten Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Sie dramatisierte also den Gesundheitszustand ihrer Tochter, redete ihr ein, Leukämie zu haben, zwang sie in einen Rollstuhl und erzählte der Welt, wie krank ihre Tochter sei. Das alles, obwohl Gypsy eigentlich gesund war. Ihre Mutter misshandelte sie über Jahre hinweg psychisch und physisch. Dee Dee rasierte ihr wieder und wieder die Haare ab, ernährte sie mithilfe einer Sonde und ließ ihr sogar ihre Speicheldrüse entfernen. Denn Dee Dee hatte das krankhafte Bedürfnis, gebraucht zu werden.

Gypsy lebte währenddessen ein Leben in Isolation – und erkennt nach und nach, dass an den Geschichten ihrer Mutter irgendetwas nicht stimmen kann. Schließlich fühlt sie sich gesund. Und dann lernt sie im Internet Nicholas Godejohn kennen. Die beiden werden ein Paar. Und irgendwann beschließen die beiden dann, dass Gypsy aus den Fängen ihrer Mutter ausbrechen möchte. Und Gypsy sieht aus der Situation nur einen Ausweg: ihre Mutter soll sterben. Im Juni 2015 kommt Nicholas deshalb in Gypsys und Dee Dees Haus und tötet die Mutter mit 17 Messerstichen.

Danach postet Gypsy auf ihrem Facebook-Account „The Bitch is dead“. Denn mit ihrer Ermordung flogen auch all die Lügen auf, die Dee Dee über den gesundheitlichen Zustand ihrer Tochter verbreitet hatte. Dennoch musste sich Gypsy vor Gericht für die Planung der Ermordung ihrer eigenen Mutter verantworten. Acht Jahre lang saß sie deshalb im Gefängnis – Ende Dezember 2023 wurde sie schließlich freigelassen, während Nicholas zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Aus der Gefängnis-Insassin wird ein Social-Media-Star

Doch damit endet die Geschichte von Gypsy Rose Blanchard nicht. Denn ihr Leben in der Öffentlichkeit scheint gerade erst begonnen zu haben. Während sie nämlich ihr Leben hinter Gittern verbrachte, sorgte ihr Fall international für Aufregung. Aus ihrer Geschichte wurden erfolgreiche Shows wie „The Act“ mit Joey King, sie selbst gab im Gefängnis ein Interview mit Dr. Phil und für True-Crime-Fans steckte hinter dem Mordfall eine riesige Faszination.

Online wurde ihre Freilassung dementsprechend intensiv zelebriert. In den Sozialen Medien wird Gypsy als das eigentliche Opfer der Geschichte betitelt und Fans betonen, dass sie es verdient hat, jetzt in Freiheit zu leben. Für True-Crime-Fans und unzählige Menschen in den Sozialen Medien wurde die junge Frau dadurch schon fast zu einer Art Idol – und Gypsy scheint diesen Ruhm in vollen Zügen zu genießen.

Auf Social Media ist sie jetzt sehr aktiv. Allein auf Tiktok hat Gypsy mittlerweile mehr als neun Millionen Follower:innen. Und diese feiern, dass Gypsy ihr Leben jetzt in Freiheit verbringen darf und zu einer Art Influencerin wird. Nach ihrer Freilassung besucht sie Talkshows und spricht darin offen über ihre Vergangenheit und ihr aktuelles Leben. Gegenüber „Entertainment Tonight“ enthüllt sie etwa, dass ihr 250 Männer ins Gefängnis geschrieben haben, mit dem Wunsch, sie kennenzulernen. Einer dieser Männer – Ryan – ist heute ihr Ehemann. Und nach einigen kritischen Kommentaren über ihn betonte Gypsy „The D is fire“. Ihre Fans sollen also offenbar auch wissen, dass ihr Sexleben mittlerweile sehr erfüllt ist.

Gypsy Rose Blanchard will Aufklärungsarbeit leisten

Für Gypsy ist es eine Chance, über ihr Schicksal aufzuklären und anderen Menschen in ähnlichen Situationen zu helfen, wie sie in Interviews betont. Denn sie bereut, wie sehr die Situation eskaliert ist. „Niemand wird je von mir hören, dass ich froh bin, dass sie tot ist oder dass ich stolz auf das bin, was ich getan habe. Ich bedauere es jeden einzelnen Tag“, erklärt sie gegenüber „People“.

@notskinnybutnotfat

@Gypsy Rose Blanchard has a message for the haters!!! #gypsyroseblanchard

♬ original sound – Amanda Hirsch

Für ihre Fans ist Gypsy mittlerweile ein absolutes Internet-Phänomen und ein kleiner Celebrity. Doch nicht jede:r findet das auch gut. Online kritisieren auch einige Menschen, dass Gypsy einen derartigen Hype bekommt. Denn auch, wenn sie selbst ihre Mutter nicht getötet hat – sie war in die Planung involviert. „Es ist schräg, sie wie einen Promi zu behandeln“, kritisiert etwa ein User auf X. „Warum himmeln wir sie an?“, fragt währenddessen eine andere. Für viele ist die Situation mittlerweile einfach nur schräg.

Denn so sehr sich viele Menschen einig sind, dass Gypsy nach all den Traumata ihrer Vergangenheit Ruhe und ein Leben ohne Missbrauch verdient habe, das nächste Vorbild sehen sie in ihr nicht. Doch wie auch immer man die Situation sieht, eines ist klar: Gypsy wird so schnell wohl nicht aus dem Rampenlicht verschwinden. Denn auch online betont sie, dass sie viele Projekte vor sich hat; eines davon wird eine Dokuserie über ihr Leben sein. Und darüber wird Social Media bestimmt wieder eifrig diskutieren.