Gute Beziehung zur Familie stärkt die mentale Gesundheit, laut Studie
Das mit der Familie ist ja so eine Sache: Die einen haben eine unglaublich gute Bindung, andere wiederum sind froh, wenn die Feiertage endlich vorbei sind und erstmal wieder ein Jahr Ruhe einkehrt. Dabei sollte man die Beziehung zu den Familienmitgliedern nicht unterschätzen! Denn fällt diese positiv aus, kann das zu einer stärkeren mentalen Gesundheit führen.
Das haben britische Forscherinnen im Rahmen einer Studie herausgefunden.
Familie ist entscheidend
Immer wieder hört man den Satz: „Die Familie kann man sich eben nicht aussuchen“. Was im Grunde so viel bedeutet, wie: Man muss mit ihnen klarkommen, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Wie wichtig eine gute Beziehung mit den eigenen Familienmitgliedern allerdings wirklich ist, haben drei Forscherinnen aus Großbritannien herausgefunden. Denn anhand einer Studie, die sie zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 gestartet haben, konnten sie feststellen, dass besonders die Familie in Krisenzeiten sehr hilfreich sein kann.
Dafür haben sie analysiert, inwiefern soziale Gruppierungen Unterstützung vermitteln können, wenn es zu Krisen oder anderen belastenden Situationen kommt. Wie etwa die Familie, Freunde, Bekannte und das tägliche Umfeld. 2020 gab es dafür bereits eine groß angelegte, weltweite Umfrage, an der rund 13.300 Menschen aus 122 Ländern teilgenommen haben. Das Ergebnis: Auch wenn sich soziale Kontakte auf unterschiedlichen Ebenen sehr positiv auf die mentale Gesundheit auswirken, ist dennoch die Familie (und wirklich sehr, sehr enge Freund:innen) für das Wohlbefinden am entscheidendsten.
Darum stärkt ein gutes Verhältnis zur Familie die mentale Gesundheit
Den Grund dafür sehen die Wissenschaftlerinnen, deren Studie im Fachjournal Science Advances veröffentlicht wurde, darin, dass Gruppen, die „wir schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte als wichtig erkannt haben“, dafür sorgen, dass es uns psychisch besser geht, wenn wir mit etwas konfrontiert sind, das uns belastet. Dabei mache es auch keinen Unterschied, in welchem Land der 122 teilnehmenden Nationen man sich befinde. Unter anderem haben Personen aus Deutschland, Kroatien, Kanada, Australien sowie Bangladesch bei der Befragung mitgemacht.
Soziale Bindungen als Schlüssel der Unterstützung
Um zu zeigen, dass das Bedürfnis nach Zugehörigkeit universell ist, war es den drei Forscherinnen wichtig, „eine wirklich vielfältige Stichprobe aus der ganzen Welt“ in ihrer Studie zu analysieren. „Egal, wo auf der Welt man sich befindet, andere Menschen sind einem wichtig“, so Anthropologin Martha Newson von der University of Kent. Und genau das kann auch in schwierigen Zeiten helfen, wie auch Psychologin Bahar Tunçgenç von der Nottingham Trent University bestätigt.
„In unruhigen Zeiten, wie bei Katastrophen, in sozialen Krisen und Pandemien, können unsere sozialen Bindungen der Schlüssel zur Unterstützung sein. Wir wenden uns an Menschen, denen wir vertrauen und mit denen wir uns identifizieren, wenn wir entscheiden, wie wir vorgehen sollen“. In den meisten Fällen sei das eben die Familie. Daher könne ein gutes Verhältnis zu seinen Verwandten auch ein gesundheitsförderndes Verhalten unterstützen.
Mehr Aktivitäten, weniger Tabletten
Damit das Wohlbefinden in Krisenzeiten hoch ist, sei es vor allem für die Politik wichtig, die Studie zu berücksichtigen. Das erklärt auch die dritte Forscherin im Bunde, Psychologin Valerie van Mulukom von der Universität Coventry. Die Studie zeige, dass „der Mensch in Wirklichkeit ein sehr soziales Tier ist, das in mehrfacher Hinsicht von seiner Gemeinschaft profitiert und auf sie angewiesen ist. In schwierigen Zeiten ist dies noch stärker ausgeprägt“.
Daher lautet der Rat der drei Forscherinnen: „Die verbreitete Abhängigkeit von pharmazeutischen Behandlungen zu verringern“. Patient:innen, die keine besonders starken sozialen Bindungen im Leben haben, sollen verstärkt durch „soziale Verschreibungen“ unterstützt werden. Medikamente hingegen sollen dabei nicht ganz so schnell verschrieben werden. Besagte Aktivitäten können etwa längere Treffen mit anderen oder auch die Teilnahme an Tanzkursen sein.