Großbritannien schließt Restaurants, Pubs & Kultureinrichtungen
Für ihr nachlässiges Verhalten im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus wurde die britische Regierung bereits heftig kritisiert. Nun schließt Großbritannien doch alle Pubs, Bars, Restaurants und kulturellen Einrichtungen.
Das gab Premierminister Boris Johnson gestern bekannt.
Großbritannien: Pubs & Restaurants geschlossen
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus ist Großbritannien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinten nach. Denn erst seit Ende dieser Woche, als Freitag, den 20. März, sind dort die Schulen geschlossen. Pubs, Restaurants und Cafés, aber auch Museen und andere kulturelle Einrichtungen hatten weiterhin offen. Doch auch diese werden nun endlich geschlossen. Das teilte Premierminister Boris Johnson gestern mit. Auch Nachtclubs, Kinos, Theater und Fitnessstudios dürften nicht offen bleiben. Das Verbot gilt bereits seit gestern Abend, so Johnson. Bislang hatte die Regierung nur Warnungen ausgesprochen, diese Orte zu meiden.
Kritik an britischer Regierung
Seit Beginn des Ausbruchs der Coronavirus-Krise in Europa steht Großbritannien heftig in der Kritik. Denn die Regierung geht nur zögerlich vor und reagiert nur langsam im Kampf gegen das Virus, so der Vorwurf. So rief sie erst dann dazu auf, soziale Kontakte zu meiden und unnötige Reisen zu unterlassen, nachdem der Druck von den meisten EU-Ländern immer stärker geworden war.
„Chaos-Strategie“ mit katastrophalen Coronavirus-Folgen?
Eine Studie des Londoner Imperial College zur Corona-Strategie legt zudem einen wohl tausendfach tödlichen Fehler der britischen Regierung offen. Die Annahmen bezüglich des Aufbaus einer Herdenimmunität waren völlig falsch, die aktuellen Daten aus Italien zeigten das sehr deutlich. Man sei, heißt es im Papier des Imperial College, nach Studium der Daten aus Italien zum Ergebnis gelangt, dass die Dinge anders liegen als bisher berechnet.
Schon bislang warnten Experten inner- und außerhalb Großbritanniens eindringlich vor der „Chaos-Strategie“ der britischen Regierung. Während andere Länder in Europa bereits strikte Ausgangssperren verhängten, fanden beispielsweise am Sonntag in Bath und Liverpool noch Halb-Marathons mit tausenden Läufern statt.
Aus der Studie heißt es nun: “Die Strategie der Abschwächung funktioniert nicht mehr, die einzige Alternative ist die Unterdrückung der Krankheit“. Jetzt scheint es jedoch bereits 10 Minuten nach zwölf zu sein und eine massive Überlastung des britischen Gesundheitssystems sei in den kommenden Wochen wohl kaum noch zu verhindern. Die ursprüngliche Strategie der Herdenimmunisierung, also der ungehemmten Verbreitung des Virus, würde, wie nüchtern in dem Papier steht, zu hunderttausenden Todesfällen führen, selbst dann, wenn es gelänge, besonders gefährdete Gruppen zu isolieren.