„Game of Thrones“-Autor widerspricht Vorwurf der Frauenfeindlichkeit: „Ich lasse mich von der Geschichte inspirieren“
Nur mehr wenige Wochen, bis „Game Of Thrones“-Fans endlich das langersehnte Prequel „House of the Dragon“ sehen können. Doch kurz vor der Premiere steht jetzt eine Frage für viele Fans im Fokus: Ist die Reihe rund um die Erlebnisse in Westeros eigentlich frauenfeindlich?
Dieser Frage stellte sich der Autor George R. R. Martin jetzt bei der San Diego Comic Con.
Warum dürfen Frauen nicht auf den Eisernen Thron?
Die Prequel-Serie „House of the Dragon“ soll ab 22. August die Geschichte von Westeros näher beleuchten. 200 Jahre vor den Ereignissen in „Game of Thrones“ wird die Serie sich dem Haus Targaryen widmen und zeigen, wie die Frage nach der Thronfolge einen Bürgerkrieg auslöst. Denn schon im Trailer wird klar: Eine Frau auf dem Eisernen Thron kommt offenbar nicht in Frage – zumindest nicht ohne großen Widerstand und Krieg. „Es wird nie eine Frau auf dem Eisernen Thron sitzen; denn das ist die Ordnung der Dinge!“, heißt es in dem Trailer.
Ein Handlungsstrang, der für viele Fans der Reihe jetzt eine Frage aufwirft: Warum ist Westeros eigentlich so frauenfeindlich. Diese Frage wurde jetzt auch dem Autor der Buchvorlage George R. R. Martin bei der diesjährigen Comic Con in San Diego gestellt. Denn als Martin gefragt wird, warum es für eine Frau auf dem Eisernen Thron so schwer ist, war seine Antwort klar: Schuld ist die Geschichte.
„Ich lasse mich von der Geschichte inspirieren, und dann nehme ich Elemente aus der Geschichte und drehe sie auf 11″, erklärt der Autor bei der Fragerunde. Die Buchvorlage „basiert, wie viele Leute bemerkt haben, sehr lose auf dem Rosenkrieg. Das [Haus des Drachen] basiert auf einer früheren Periode der Geschichte, der Anarchie“. In beiden Zeiten hatten es Frauen schwer, hochrangige Positionen zu erreichen.
„Game of Thrones“-Autor verteidigt Umgang mit weiblichen Figuren
Dieses Bild will Martin offenbar möglichst originalgetreu nachstellen. Martin ließ sich für die Handlung von „House of The Dragon“ offenbar von der Geschichte vom britischen König Heinrich I. inspirieren. Denn dieser hatte eine Tochter – Matilda – die er eigentlich zur Erbin seines Thrones machte. Doch nach seinem Tod wollte Heinrichs Neffe Stephan den Thron erobern. Es folgte ein Bürgerkrieg, der erst beendet wurde, als Stephan Matildas Sohn als Erben akzeptierte.
Durch diese und andere historische Inspirationen kommt Martin zu einem Schluss: „Ich glaube nicht, dass Westeros besonders frauenfeindlich oder frauenfeindlicher ist als das wirkliche Leben und das, was wir Geschichte nennen.“
Fantasywelt von „Game of Thrones“ sollte zumindest bei den Frauenrechten realistisch sein
Ähm, ja, ergibt Sinn. Wäre da nicht ein kleines Problem: warum will Martin genau hier realitätsnah sein? Wir wollen an dieser Stelle kurz daran erinnern: In „Game of Thrones“ ging es um Hexen, Drachen, Magie und unsterbliche Wesen. Wir sind also ohnehin meilenweit von dem „wirklichen Leben“ entfernt und abgesehen von einigen Anlehnungen an geschichtliche Ereignisse, gibt es hier jede Menge – nennen wir es magische – Abweichungen der Geschichte.
Oder habt ihr im Geschichtsunterricht über Dracheneier und Weiße Wanderer gelernt? Wir könnten uns daran zumindest nicht mehr erinnern. (Auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass der Glaube an das Übernatürliche durchaus eine große Rolle im Mittelalter gespielt hat!)
Doch offenbar wollte der liebe George zumindest bei einem Punkt nah an der Realität bleiben: bei den Frauenrechten; beziehungsweise dem Fehlen dieser. Denn was wäre eine Welt, in der Drachen fliegen und Frauen gleichzeitig nicht wie ein Stück Fleisch verkauft und misshandelt werden? Richtig: keine Option für den Autor. Warum man hier nicht auch ein bisschen die Geschichte nehmen und sie „auf 11“ drehen konnte, bleibt wohl das Geheimnis des Autors.
Vergewaltigung, Missbrauch und jede Menge Magie: Ist das die Realität?
Denn wenn man sich die Handlungsstränge aus der Originalserie ansieht, sieht es für die wenigsten Frauen wirklich gut aus. Schon in der ersten Folge kommt es zu einer Vergewaltigung. Die gesamte erste Staffel besteht aus Misshandlungen, sexuellem Missbrauch und körperlicher Gewalt. Besonders stark sind die Konsequenzen dabei für die weiblichen Protagonistinnen. Denn die weiblichen Heldinnen müssen durch die buchstäbliche Hölle gehen, um ihr Ziel zu erreichen.
Ein Bild, das in den darauffolgenden Staffeln so weitergeht. Zwar müssen auch einige Männer dran glauben – wenn man aber beispielsweise den Tod von Ned Stark in Staffel eins mit jenem von Ros in Staffel drei vergleicht, erkennt man schon eine ganz andere, intensivere Brutalität gegenüber Frauen. (Wer sich nicht mehr erinnern kann: Ros war jene rothaarige Prostituierte, die nach Westeros ging und dort von Kleinfinger an Joffrey „verkauft“ wurde. Joffrey verwendet sie schließlich als lebende Zielscheibe und tötet sie mit mehreren Schüssen seiner Armbrust).
Oder die Art und Weise, wie die Hexe Melisandre mit ihren Opfern umgeht. Von Gendry – dem Sohn des Königs – holt sie sich als Test ein bisschen Blut mithilfe einiger Blutegel. Die Tochter von Stannis – Sharin – wird jedoch mit nur 13 Jahren bei lebendigem Leib am Scheiterhaufen verbrannt. Der erhoffte effekt durch diese Aktionen ist jedoch immer der gleiche: Stannis mithilfe von Magie auf den Thron bringen.
Zugegeben; am Ende der Reihe geht es einigen Frauen deutlich besser und auch der ein oder andere Thron kann bestiegen werden. Ob das in Martins Buchvorlage allerdings auch so ist, oder sich die Serienmacher dieses Ende überlegt haben, bleibt jedoch abzuwarten. Denn die Bücher von „Game Of Thrones“ sind bekanntermaßen noch immer nicht fertig geschrieben.
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