Fukushima: Atomkraftwerk soll verseuchtes Wasser ins Meer leiten dürfen
Vor neun Jahren löste ein Erdbeben eine verheerende Nuklearkatastrophe im Atomkraftwerk Fukushima aus. Heute soll das radioaktiv verseuchte Wasser, dass zum Kühlen der Reaktorblöcke benutzt wurde, ins Meer geleitet werden.
Einigen Nachrichtendiensten zufolge soll die Entscheidung der Regierung aber bereits getroffen sein.
Japanische Regierung will radioaktives Wasser ins Meer leiten
Die japanische Regierung hat entschieden, dass das radioaktiv verseuchte Wasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima ins Meer entsorgt wird. Das berichten zumindest die Nachrichtenagentur Kyodo und andere Medien.
Seit der Zerstörung des Atomkraftwerks müssen die Reaktoren mit Wasser gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern. Der Betreiber Tokio Electric gab vor kurzem an, dass bereits mehrere Tonnen des verseuchten Wassers dort lagert. Außerdem sollen bis 2022 die Lagerkapazitäten völlig ausgelastet sein. Deshalb sucht die japanische Regierung nach einer Lösung für die Entsorgung des Wassers.
Der japanische Industrieminister Hiroshi Kajiyama sagte, es sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Das soll aber schnell passieren. „Die Stilllegung des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi ist eine wichtige Voraussetzung für eine Wiederherstellung in Fukushima nach der Atomkatastrophe. Um Verzögerungen im Stilllegungsprozess zu vermeiden, müssen wir schnell eine Entscheidung treffen“, sagte er auf einer Pressekonferenz. Internen Quellen soll die Entscheidung das Wasser ins Meer abzuleiten allerdings schon längst getroffen sein, so einige japanische Medien. Zu welchem Zeitpunkt die Regierung dazu Stellung bezieht und wann das verseuchte Wasser abgeleitet wird, weiß man bisher noch nicht.
Fischer der Region verärgert
Vertreter der japanischen Fischindustrie sind von dieser Lösung gar nicht begeistert. Seit einigen Wochen drängen diese die Regierung immer wieder diesen Schritt auf keinen Fall umzusetzen. Das würde die jahrelange Arbeit zur Wiederherstellung ihres Rufs zunichtemachen, erklären die Vertreter der Fischindustrie.
Anfang dieses Jahres empfahl ein Expertengremium, das Japans Regierung bei der Entsorgung des radioaktiven Wassers aus der zerstörten Anlage von Fukushima berät, dieses in den Ozean freizulassen. Das japanische Industrieministerium hat seit April die Ansichten verschiedener Parteien, darunter auch Vertreter der Fischerei, gehört. Doch jetzt deutet alles darauf hin, dass dieser Schritt trotz der harschen Kritik umgesetzt werden würde.
Die Katastrophe rund um Fukushima
Ein Erdbeben löste die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 aus. Dabei wurden einige Reaktorblöcke beschädigt und es kam zu einer Kernschmelze. Große Mengen an radioaktivem Material wurden freigesetzt und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel in der Umgebung. Ungefähr 100.000 bis 150.000 Einwohner mussten das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Hunderttausende in landwirtschaftlichen Betrieben zurückgelassene Tiere verhungerten. Vier von sechs Reaktorblöcken des Kraftwerks sind zerstört. Die anderen werden seit dem Vorfall dauerhaft gekühlt, um eine weitere Kernschmelze zu verhindern. Das Atomkraftwerk selbst gilt seit diesem Vorfall als „stillgelegt“.