Frau bittet Polizei aus Angst vor Ehemann um Hilfe und muss selbst Strafe zahlen
Weil sie Angst vor ihrem Ehemann hatte, mit dem sie gerade in Scheidung lebt, bittet eine Frau aus Wien die Polizei um Hilfe. Sie will ihre Kinder vor dem aggressiven und betrunkenen Mann schützen.
Doch anstatt sie ernst zu nehmen und ihr zu helfen, verpassen ihr die Beamten eine Strafe. Die 37-Jährige soll die Polizisten angeschrien und den öffentlichen Anstand verletzt haben. Für den Mann gibt es keine Konsequenzen. Jetzt hat sie Einspruch gegen die Strafe erhoben.
37-Jährige bittet Polizei wegen Ehemann um Hilfe und bekommt eine Strafe
Der Vorfall ist bereits im Juni passiert. Die 37-Jährige und ihr Mann leben gerade mitten in der Scheidung. Weil ihr Ehemann immer wieder aggressiv ist und trinkt, nimmt sie ihm schließlich den Wohnungsschlüssel weg, daraufhin verständigt er die Polizei. Doch als die Beamten in der Wohnung ankommen, eskaliert die Situation. Und zwar nicht zwischen der Frau und ihrem Mann, sondern zwischen ihr und den Beamten. Das belegen offenbar auch Tonaufnahmen, die unter anderem dem Standard und der Heute vorliegen.
Eine Freundin der 37-Jährigen hatte alles aufgezeichnet. Die Frau hatte sie zuvor gebeten, zu ihr in die Wohnung zu kommen. Eigentlich wollte ihre Freundin das Verhalten des Ehemanns aufnehmen, nahm schließlich aber auch das Gespräch mit den Polizeibeamten auf. Wie der Standard berichtet, ist darin zu hören, wie die Polizisten die Frau darauf hinweisen, dass ihr Mann als Hauptmieter das Recht habe, hier zu wohnen und fordern sie auf, ihm seinen Schlüssel zurückzugeben. „Schauen Sie, wenn Sie Streit haben, ist mir das prinzipiell egal, solange er Sie nicht schlägt (…) oder Sie ihn schlagen. (…). Was stellen Sie sich vor, was wir machen sollen, sollen wir ihn rauswerfen?„, zitiert der Standard die Aussagen eines Beamten auf den Tonaufnahmen weiter. Als die 37-Jährige meint, sie habe Angst, antwortet einer der Polizisten offenbar trocken „Ja, wir haben alle Angst“. Angeblich schreien die Beamten sie sogar an. „Wenn Sie mit Ihrem Mann auch so reden, wundert es mich nicht, dass er irgendwann zum Schreien anfängt, ich werde auch laut mit Ihnen.“, so offenbar einer der Polizisten.
Keine Konsequenzen für den Ehemann
Obwohl die 37-Jährige den Beamten erzählt, dass sich ihr Ehemann bereits öfter aggressiv verhalten habe und ihr sogar mit dem Umbringen gedroht habe, schreiten sie nicht ein. Eigentlich hätten sie aber ein Betretungsverbot aussprechen müssen, wie die Anwältin der Frau, Alexandra Fux, die sie eigentlich bei der Scheidung vertritt, gegenüber dem Standard bestätigt. Stattdessen sollen die Beamten sogar noch gemeint haben, „Mal Fuchteln in einer Streitsituation ist nichts Schlimmes“.
Doch das ist nicht alles. Wenige Wochen nach dem Vorfall bekommt die Frau dann auch noch Post von der Polizei. Sie soll 200 Euro Strafe zahlen, weil sie die Beamten angeschrien und gesagt haben soll, dass sie nicht glauben könne, „dass in Österreich so blöde und inkompetente Polizisten herumlaufen“. Das sei auf den Aufnahmen, die dem Standard vorliegen, allerdings nicht zu hören.
Einspruch erhoben
Die Anwältin der 37-Jährigen hat mittlerweile Einspruch gegen die Strafe erhoben und erstatte außerdem auch noch eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs und Verleumdung gegen einen der Polizisten. Wie es seitens der Landespolizeidirektion heißt, werde der Vorfall offenbar bereits geprüft. Näher äußerte man sich allerdings nicht dazu.
Auch die Politik soll sich in dem Fall bereits eingeschaltet haben. Wie der Standard berichtet kündigten die Grünen eine parlamentarische Anfrage zum Vorfall an. Man wolle von Innenminister Karl Nehammer wissen, ob die Beamten eine Gefährdungsanalyse durchgeführt haben und warum keine Präventionsmaßnahmen ergriffen wurden.
Hilfe für Gewaltbetroffene:
Frauenhelpline: 0800 / 222 555
Männerberatung: 0720 / 70 44 00
Männernotruf: 0800 / 246 247
Telefonseelsorge: 142