Neuwahlen in Österreich nach Rücktritt von FPÖ-Vizekanzler Strache
„Genug ist genug.“, mit diesen Worten kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Samstag (18. Mai) nach langem Warten gegen 20 Uhr Neuwahlen an. Er habe Bundespräsident Alexander Van der Bellen vorgezogene Neuwahlen vorgeschlagen.
Auch Van der Bellen äußerte sich kurz darauf öffentlich zu den Neuwahlen. Sie seien notwendig, um das Vertrauen im Land neu aufzubauen. Die vorgezogene Wahl wird vermutlich im September stattfinden.
Ibiza-Video löst Strache-Rücktritt und Neuwahlen aus
Ganz Europa blickte heute, am 18. Mai gespannt nach Österreich. Am Vormittag gab FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache seinen Rücktritt bekannt. Grund war das gestern veröffentlichte „Ibiza Video“, das den FPÖ-Chef gemeinsam mit Klubchef Johann Gudenus dabei zeigt, wie er mit vermeintlichen russischen Oligarchen Geschäfte machen will. Das Ziel: der FPÖ bei den damaligen bevorstehenden Wahlen an die Spitze zu helfen.
Die Video-Aufnahmen wurden 2017 heimlich gemacht und kürzlich dem deutschen Spiegel und der Süddeutschen Zeitung zugespielt, die in der Causa Ibiza recherchierten und die Informationen gestern öffentlich machten. Auch Johann Gudenus hat alle seine Ämter zurückgelegt. Als Nachfolger von Strache übernimmt nun Norbert Hofer die Partei.
Heinz Christian Strache tritt nach Skandal-Video zurück
Strache spricht in dem Video davon, der vermeintlichen russischen Oligarchenichte dabei zu helfen rund 500.000 Euro in Österreich zu investieren. Johann Gudenus übernimmt die Rolle des Übersetzers. Bei dem Treffen wird außerdem eine mögliche Übernahme der Kronen Zeitung durch die Russin besprochen. Dadurch sollte dann die FPÖ von der Zeitung „gepusht“ werden, so Strache. Die Russin deutet laut Spiegel mehrmals an, dass es sich bei den Investitionen um Schwarzgeld handeln könnte. Strache bietet ihr im Gegenzug staatliche Bauaufträge an. Die Aufnahmen sind 2017 auf Ibiza entstanden und sollen mehr als sechs Stunden dauern. Die Veröffentlichung des „Ibiza Videos“ schlägt Wellen und hat schwere Folgen für die FPÖ. In einer Pressekonferenz trat Heinz Christian Strache heute von all seinen Ämtern zurück – neun Tage vor der bevorstehenden EU-Wahl am 26. Mai.
Strache: „Es war eine b’soffene G’schicht“
Kurz nach 12 Uhr verkündete FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache heute (18. Mai) vor unzähligen Journalisten seinen Rücktritt. Es habe bereits des Öfteren Dirty Campaigning und Verleumdungskampagnen gegen ihn gegeben, so Strache. Er wirft politischen Gegnern vor, hinter dem inszenierten Ereignis auf Ibiza und dem Video zu stecken. Er entschuldigt sich für sein „alkoholbedingtes machohaftes Verhalten“, es sei eine „b’soffene G’schicht“ gewesen, so Strache weiter. Seine Äußerungen seien nüchtern betrachtet katastrophal und peinlich gewesen. Auch bei seiner Frau Philippa entschuldigte er sich öffentlich und mit Tränen in den Augen dafür, dass er die „attraktive Gastgeberin“ beeindrucken wollte. Zudem kündigte er an, rechtlich gegen die Veröffentlichung des Videos vorgehen zu wollen.
Tausende Demonstranten vor Bundeskanzleramt
Unzählige Demonstranten versammelten sich kurz nach Bekanntgabe des Rücktritts von FPÖ-Vizekanzler Heinz -Christian Strache vor dem Wiener Ballhausplatz. Sie alle forderten Neuwahlen. Bis um kurz vor 20 Uhr harrten sie vor dem Bundeskanzleramt aus, um auf das offizielle Statement von Bundeskanzler Sebastian Kurz zu warten.