Fledermäuse haben einen größeren Stimmumfang als Mariah Carey – und „singen“ Death Metal
Dass Fledermäuse eine ganz besondere Art der Kommunikation haben, ist wohl vielen von uns schon bekannt. Wie außergewöhnlich die Stimmen der kleinen Tiere aber tatsächlich sind, zeigen jetzt Untersuchungen von Wissenschaftlern.
Denn offenbar haben die kleinen Tiere einiges mit Musiker:innen im Menschenreich gemeinsam.
Mariah Carey bekommt Konkurrenz aus dem Tierreich
Mariah Carey gilt wohl für viele Musikfans als eine der größten Stimmen unserer Zeit. Immerhin hat sie einen Stimmumfang von fünf Oktaven – ein Talent, das nur wenige Menschen auf dieser Welt besitzen. Zahlreiche Videos beweisen, wie vielseitig ihre Stimme ist und wie hoch Mariah wirklich singen kann.
„Die meisten Säugetiere haben einen Tonumfang von drei bis vier [Oktaven], der Mensch etwa drei“, erklärt der dänische Forscher Professor Coen Elemans von der Universität Süddänemark. „Einige menschliche Sänger können einen Tonumfang von vier bis fünf erreichen, aber das sind nur sehr wenige.“ Dazu gehören neben Carey auch Superstars wie Axl Rose und Prince.
Doch wie es aussieht, bekommt Mariahs Stimme jetzt Konkurrenz. Und zwar ausgerechnet aus dem Tierreich. Denn wie Elemans gemeinsam mit einem Forscherteam herausgefunden hat, haben Fledermäuse sogar einen Stimmumfang von sieben Oktaven. „Es hat sich herausgestellt, dass Fledermäuse diesen Bereich übertreffen, indem sie andere Strukturen in ihrem Kehlkopf verwenden.“
Fledermäuse singen Death Metal
Wie genau sie das schaffen, wollte das Team rund um Elemans herausfinden. Dafür untersuchten sie fünf Fledermäuse in einem Luftkanal und hörten und sahen ganz genau hin. Und erkannten: die Tiere verwenden unterschiedliche Techniken, um ihren Stimmumfang auszunutzen. Für die hohen Töne werden etwa die dünnen Enden der Stimmbänder in Schwingungen versetzt.
Möglichst tiefe Töne werden hingegen „mit ihren so genannten ‚falschen Stimmfalten'“ erzeugt, heißt es in der Untersuchung. Eine Eigenschaft, die sie mit ganz besonderen Musikern gemeinsam haben: Death-Metal-Sänger:innen. Ja, fernab von Mariah Careys hohen Whistlenotes haben die Fledermäuse noch weitere musikalische Ähnlichkeiten.
Denn genauso wie die Fledermäuse, müssen Death-Metal-Sänger:innen ihre Stimmbänder hin und her schwingen lassen, um die markanten rauen und kehligen Töne des Genres erzeugen zu können. Übrigens: die Technik wird auch in der Tradition des Kehlkopfgesanges verwendet.
So verwenden Fledermäuse ihre hohen und tiefen Töne
Fledermäuse verwenden sie jedoch nicht, um ein Publikum zu beeindrucken oder gemeinsam die aktuellen Charts zu singen. Für die Tiere haben die unterschiedlichen Tonlagen nämlich einen ganz anderen – deutlich praktischeren – Grund. Denn sie brauchen ihre Stimme, um ihre Beute mithilfe von Schallwellen auch in der Dunkelheit zu orten. Für diese Echoortung ist vor allem die hohe Frequenzlage effektiv. „Eine Fledermaus kann innerhalb von Millisekunden die Form, Größe und Beschaffenheit von widerhallenden Objekten bestimmen“, schildert einer der Autor:innen der Untersuchung, Lasse Jakobsen.
Die tiefen Töne, betont das Team, seien hingegen eher für die soziale Kommunikation untereinander im Einsatz. „Einige [Laute] scheinen aggressiv zu sein, andere könnten Ausdruck von Verärgerung sein und wieder andere könnten eine ganz andere Funktion haben“, so Jakobsen. Die genaue Bedeutung hinter den einzelnen Lauten habe das Team allerdings noch nicht herausgefunden. „Wir kennen die Funktion der Rufe nicht, aber sie machen sie, wenn sie sich übereinander ärgern und wenn sie wegfliegen oder sich einer Kolonie anschließen“, betont auch Elemans.