#Female Pleasure: 5 Gründe, warum jeder diese Doku sehen sollte
Die Dokumentation #Female Pleasure, die zurzeit in den Kinos läuft, ist ein Film über fünf mutige Frauen aus verschiedenen Kulturen, die ihr Schweigen brechen und aufstehen, um für die Gleichberechtigung der Frau und gegen die Unterdrückung der weiblichen Sexualität ihrer Kulturen kämpfen. Die Schweizer Regisseurin Barbara Miller zeigt in ihrer Dokumentation die berührenden Geschichte und den Kampf von fünf Frauen aus verschiedenen Weltreligionen, die sich gegen die patriarchalen Strukturen ihrer Religionen wehren. Egal ob im Christentum, im Hinduismus, im Islam oder im Judentum, überall wird der Mann über die Frau gestellt und die Frau über ihren Körper und ihre Sexualität unterdrückt – und das im 21. Jahrhundert. Die Protagonistinnen mussten das alles schon früh selbst erfahren. In dem Film erzählen sie von ihren Erfahrungen damit und was sie tagtäglich tun, um dagegen anzukämpfen. Und genau darum sollte wirklich jeder diesen Film gesehen haben:
1. Weil der Penis gefeiert wird, während eine Künstlerin in Japan wegen eines Abdrucks ihrer Vagina vor Gericht steht
Ja, das ist tatsächlich so. Die japanische Künstlerin Rokudenashiko hat einen Abdruck ihrer Vagina gemacht und mit Hilfe eines 3D-Druckers ein Kanu aus ihrer Vulva nachgebaut. Genau deshalb wurde sie verhaftet und angeklagt. Die Vagina gilt in der japanischen Kultur als obszön, einen Abdruck davon zu machen und sie dann auch noch zu vervielfältigen, als unzüchtig. Gleichzeitig werden Penisse aber gefeiert und geehrt. Es gibt sogar ein eigenes Fruchtbarkeitsfest, bei dem riesengroße Penis-Skulpturen durch Städte getragen und Eis am Stiel im Penisform verkauft wird. Das ist ok. Aber die weibliche Sexualität bleibt weiterhin ein Tabu. Weil Rokudenashiko dieses Tabu brechen will, wird sie mit dem Gesetz konfrontiert und verspottet. Diese Absurdität muss man sich erst einmal vor Augen führen.
2. Weil Genitalverstümmelung noch immer passiert
Und das auch in westlichen Ländern und Städten wie London. Das zeigt die Geschichte der Aktivistin Leyla Hussein, die bereits als kleines Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung wurde. Heute klärt die Therapeutin über diese schreckliche Praktik auf und und kämpft gegen die weibliche Beschneidung, die weltweit jährlich immer noch rund drei Millionen Mädchen betrifft. Für ihre Arbeit muss sich Leyla immer wieder beschimpfen lassen. Sogar bespuckt und verprügelt wurde sie. Doch das hält sie nicht davon ab, weiterzumachen und sich für das Recht der Frau zur Selbstbestimmung und Kontrolle über ihren eigenen Körper einzusetzen.
3. Weil Frauen schon als Kinder zwangsverheiratet werden
Davon erzählt Deborah Feldmann, die mit ihrem Sohn aus einer orthodoxen jüdischen Gemeinschaft in den USA geflüchtet ist. Sie wurde als junges Mädchen zwangsverheiratet, musste Sex mit einem Mann haben, denn sie nicht kannte und erlebte schon als junges Mädchen, welche Macht die patriarchalen Strukturen der Religion ihrer Kultur auf ihre Sexualität und ihren Körper ausübten. Sie wollte Selbstbestimmtheit über ihren Körper erlangen und ein selbstbestimmtes Leben führen. Deshalb packte sie eines Tages ihres Sachen und verschwand. Sie ging mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit und schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen – von ihrer Gemeinschaft und Familie wird sie deswegen bis heute verachtet. Sogar den Tod wünschte man ihr. Doch auch Deborah lässt sich davon nicht unterkriegen und kämpft weiter für Aufklärung.
4. Weil die weibliche Sexualität in unserer Gesellschaft zum Problem gemacht wird
Von zahllosen Gewaltverbrechen in Indien, Zwangsehen und der Tatsache, dass Liebe, sowie die Lust und Sexualität der Frau ein absolutes Tabuthema sind, erzählt Vithika Yadav, die mit ihrer Webseite „Love Matters“ erstmals eine Plattform in Indien gegründet hat, die offen über Sex, Liebe und gleichberechtigte Beziehungen spricht und die weibliche Sexualität positiv in den Mittelpunkt stellt. Jede und jeder hat das Recht auf Liebe, Sexualität und die Kontrolle über seinen eigenen Körper, das vermittelt Vithika mit ihrer Arbeit. Und auch sie stößt damit immer wieder auf Kritik und harte Fronten. Umso mehr ein Grund für sie, damit weiterzumachen und ihre Botschaft in die Welt zu tragen.
5. Weil Frauen, die vergewaltigt wurden, selbst dafür verantwortlich gemacht werden
Die ehemalige Ordenschwester Doris Wagner wurde in einem Kloster in Rom mehrmals vergewaltigt – von einem Priester. Und dann auch noch selbst dafür verantwortlich gemacht. Über die Vergewaltigung in der Kirche wird immer noch geschwiegen und wenn es passiert, dann „sind die Frauen selbst Schuld“. Denn was die Sexualität angeht, „sind Männer das schwächere Geschlecht und es läge in der Verantwortung der Frau, ihre sexuellen Reize nicht auszuspielen und ihre Sexualität zu unterdrücken, um es den Pfarrern und Priestern in der katholischen Kirche leicht zu machen, ihnen widerstehen zu können“. WTF?! Denken wir uns da. Ganz ehrlich, das ist doch alles Bullshit. Und das erkennt auch Doris Wagner. Sie ist mittlerweile aus der Glaubensgemeinschaft ausgetreten und erzählt in der Dokumentation über ihre Erfahrungen mit der katholischen Kirche und die Unterdrückung der Frau durch die patriarchalen Strukturen.
Wirklich JEDER sollte #Female Pleasure sehen
Gegen welche Mauer, Reaktionen und Sichtweisen diese fünf Frauen tagtäglich ankämpfen müssen, sorgt in diesem Film von Anfang bis Ende für Gänsehaut, die Tatsache, wie Frauen und ihre Sexualität heute immer noch betrachtet werden, sorgt für Kopfschütteln und die Geschichten von Rokudenashiko, Leyla, Deborah, Vithika und Doris rühren zu Tränen. Weil 50 Prozent der Gesellschaft immer noch nicht die gleichen Rechte haben, ist es umso wichtiger, dass dieser Film jetzt in den Kinos gelandet ist. Wirklich jeder sollte sehen, dass selbst in unserer westlichen Welt immer noch verklemmt mit der weiblichen Sexualität umgegangen wird und ein Umdenken mehr als dringend notwendig ist. Wir hoffen, dass dieser Film einen Anstoß dazu liefert und sich der Mut und Aufschrei dieser fünf Frauen fest in den Köpfen von uns allen verankert.