Familie ließ 68 Hunde verwahrlosen
In Oberösterreich (Bezirk Grieskirchen) konnten 68 verwahrloste Hunde aus einem Haus befreit werden. Tierschützer vom Gut Aiderbichl wurden nach dem Besuch eines Amtstierarztes auf die schrecklichen Zustände aufmerksam. Der Animal Hoarding Fall löst Betroffenheit bei den Tierschützern aus.
Besitzer verlor Überblick über Tiere
Drei Stunden nachdem ein Amtstierarzt das Gut Aiderbichl bat, sich um 30 verwahrloste Hunde zu kümmern, standen die ersten Helfer vor einem abgeschieden Haus in Oberösterreich. Laut der Presseaussendung des Gnadenhofs ließ schon der äußere Eindruck erahnen, welche Zustände in dem Haus herrschten. Die Bewohner, eine mehrköpfige Familie, verwehrten den Helfern den Zutritt, während verwirrte Hunde nach draußen drängten. Laut Gut Aiderbichl wurden die 68 Hunde lediglich im Haus gehalten – Natur kennen die Vierbeiner nicht. Laut Augenzeugen stapelten sich die Hunde wortwörtlich im Haus aufeinander und mussten in ihren eigenen Fäkalien leben. Die Besitzer der Hunde dürften den Überblick über ihre Tierhaltung verloren und sich nicht um die Hunde gekümmert haben. Einigen Hunden fehlen Augen, die Krallen aller Hunde zu lang und brüchig.
Tierarztkosten von bis zu 40.000 Euro
Mittlerweile kümmert sich das Gut Aiderbichl um die unterernährten und dehydrierten Hunde. Laut Presseaussendung ließ sich bei Einzug der Vierbeiner keine Fellfarbe erahnen, Kotrückstände im Fell konnten nur durch mehrere Bäder entfernt werden. Außerdem wurden die Vierbeiner von einem Tierarzt durchgecheckt, der unter anderem Augenverletzungen, geschwollene Lymphknoten und verschärfte Lungengeräusche feststellen konnte. Außerdem wurden die Tiere kastriert und gechipt, um ehestmöglich an neue Besitzer vermittelt werden zu können. Die Kosten für die Untersuchen belaufen sich laut Schätzung zwischen 30.000 und 40.000 Euro.
Die Chihuahua- und Shih-Tzu-Mischlinge erkunden auf dem Gnadenhof die Wiesen – trotz muskulärer Probleme. Da sie bei ihren Vorbesitzern auf engstem Raum zusammenleben mussten, horden sich die Tiere teilweise auf der Wiese. Eine Hündin brachte auf dem Hof Welpen zu Welt, während ein an Epilepsie leidender Hund auf Gut Aiderbichl verstarb. Ein neues Leben können also nicht alle Hunde beginnen.
Animal Hoarding: das krankhafte Sammeln von Tieren
Man spricht von Animal Hoarding, wenn eine große Anzahl von Tieren von Menschen auf einer kleinen Fläche ohne die Einhaltung von Hygiene bzw. (tierärztlicher) Versorgung gehalten werden. Weitere Beispiele aus Österreich gibt es genug: Im Raum Schwechat lebte ein Mann über Jahre gemeinsam mit 200 Tauben in einem heruntergekommenen Haus. Eine Pensionistin hielt 90 Katzen bei sich zu Hause. Dennoch gibt es in Österreich keine tierschutzrechtliche Definition von Animal Hoarding und daher keine wirkliche Handhabe gegen Animal Hoarder. Tierheime weisen darauf hin, dass betroffene Tiere oft verhaltensauffällig und krank sind, weshalb sie schwerer vermittelt werden können.