Falsche Freundschaftsideale: Die größten Lügen über Freundschaften aus TV-Serien
Kultserien wie Friends, How I Met Your Father & Co lösen nicht immer nur Glücksgefühle in uns aus – vielmehr haben sie unser Idealbild von Freundschaften geprägt und einen ziemlich unrealistischen Druck aufgebaut.
Damit wir alle uns ein bisschen besser fühlen können, haben wir die größten BFF-Lügen der TV-Welt entlarvt!
Die großen Lügen der TV-Freundschaften
Jetzt mal ehrlich: Mit wie vielen Freund:innen habt ihr tagtäglich Kontakt? Wie vielen davon erzählt ihr jeden Tag, was euch beschäftigt? Und mit wie vielen hängt ihr tagtäglich am gleichen Spot ab? Die Zahl ist relativ gering, oder? Zumindest im Vergleich zu unseren liebsten Kultserien, in denen enge Freundschaften eine große Rolle spielen. Wir sind uns zwar bewusst, dass diese Vorstellung von freundschaftlichen Beziehungen lediglich ein romantisiertes Idealbild ist, das uns eine Realität vorgaukelt, die es gar nicht geben kann – dennoch können zwischenmenschliche Verbindungen, die wir im TV sehen, zu einer emotionalen Belastung werden. Dieses Phänomen haben wir uns genauer angesehen.
Nach ein paar Folgen „Friends“ kann es durchaus passieren, dass man plötzlich ziemlich betrübt ist, auch wenn man Sekunden davor noch über Joeys Schmähs gelacht hat – denn oft bleibt ein unguter Nachgeschmack, der einen dazu bringt, über sein Leben nachzudenken. Wieso habe ich keine Clique, die sich jeden Tag trifft? Eine BFF, mit der ich sekündlich Nachrichten austausche? Oder eine Gruppe an Freund:innen, deren Verbindung untereinander fast stärker ist als die einer Familie?
Bin ich ein einsamer und unsozialer Mensch, weil meine Freundschaften anders sind? Nein! Denn die Realität sieht vollkommen anders aus. Sich jeden Abend im Pub zu treffen, wie es Ted, Marshall, Lily & Co in „How I Met Your Mother“ tun, geht nicht nur ganz schön ins Geldbörserl, sondern ist oft aus vielen anderen, sehr guten Gründen unmöglich.
Wenn das Leben einfach nicht mitspielt
Erstens ist nicht jede:r immer am selben Ort – oft sind wir beruflich oder auch aus persönlichen Gründen in eine andere Stadt oder sogar in ein anderes Land gezogen. Zweitens gibt es oft auch eine:n Partner:in, mit der oder dem man den Großteil seiner Zeit verbringen möchte. Und drittens haben wir oft weitaus mehr Bekannte und Freund:innen, die man gelegentlich treffen sollte, um sich nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren, als nur diese eine feste Freund:innengruppe.
Denn Hand aufs Herz: Es ist so schon schwierig genug, im Berufs- und Familienalltag ein Treffen mit nur einer einzigen Person auszumachen, und man kann froh sein, wenn man es überhaupt einmal monatlich schafft. Gleich eine ganze Clique zu koordinieren, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Von dem Bonus-Freund:innenkreis, den man mit einer romantischen Beziehung dazubekommt, reden wir hier noch gar nicht.
Unüberbrückbare Differenzen
Wer also öfter mal eine Welle der Traurigkeit verspürt, weil die eigenen Freundschaften nicht annähernd so aussehen wie Serienfreundschaften, den können wir jetzt hoffentlich beruhigen. Auch Situationen wie etwa unangekündigt in die Wohnungen von Freunden zu platzen und damit rechnen zu können, dass sie immer Zeit haben, existieren wohl nur in der TV-Welt und sind eine weitere romantisierte Vorstellung einer Freundschaft.
Denn wie viele unter euch gibt es wirklich, deren Friends im Besitz eurer ohnehin schon viel zu knapp bemessenen Wohnungsschlüssel sind? Auch dass einzelne Mitglieder einer Clique romantisch miteinander verbandelt sind, die Partner:innen untereinander getauscht werden und alles immer noch toootal harmonisch ist, kann wirklich nur der Fantasie von Drehbuchautor:innen entspringen.
Die Gruppe an Freund:innen, in der jeder mit jedem turtelt, sich verlobt, Kinder bekommt, sich trennt und schlussendlich jemand vollkommen anderen datet, aber trotzdem noch unzertrennlich ist, würden wir gerne mal kennenlernen! In der realen Welt gehören die eben genannten Punkte eher in die Kategorie „unüberbrückbare Differenzen“ und führen normalerweise dazu, dass man sich nicht mal mehr auf der Straße freundlich zunickt. Insiderwitze hin oder her – so etwas kann wohl keine Freundschaft unbeschadet überstehen.
Auch Freundschaften können Liebeskummer auslösen
Ihr wollt noch mehr Beispiele, wie desillusionierend die freundschaftlichen Beziehungen unserer liebsten Serienstars sind? Here we go: Während sich Sophie aus „How I Met Your Father“ mit ihren Freund:innen maximal über die verschiedenen Vorstellungen der Abendgestaltung in die Haare kriegt und dieser „Streit“ bereits nach wenigen Momenten vergessen ist, leiden wir bei einem Konflikt mit unserer BFF meist länger. Denn ja, auch Freundschaften können Liebeskummer auslösen!
Meistens fällt dieser sogar noch schmerzhafter aus als sein romantischer Kollege, denn man erwartet einfach nicht, dass Freund:innen einem das Herz brechen können. Eine herzhafte Entschuldigung mit emotionaler Backgroundmusik ist – anders als etwa bei Carrie und ihren Girls in „Sex And The City“ – im realen Leben einfach nicht genug. Freundschaften hingegen, die einem weniger Druck und mehr Freude bereiten, sind sogar ein wesentlicher Faktor, um die Lebenserwartung zu steigern.
Forscher:innen der Brigham Young University in Utah konnten nämlich nachweisen, dass Menschen, die sich gelegentlich mit Freund:innen und Bekannten treffen, ein um 50 Prozent geringeres Sterberisiko haben als jene, die ein Leben ohne jegliche soziale Kontakte führen – was aber nicht automatisch bedeutet, dass wir uns Monica, Rachel und Co von Friends zum Vorbild nehmen müssen, um gleich eine ganze Wohngemeinschaft mit unseren besten Freund:innen zu bilden.
Es ist gut so, wie es ist
Bevor ihr also Feel-Good-Serien, die uns eigentlich zum Lachen bringen sollten, meidet, weil ihr dadurch eure eigenen Freundschaften infrage stellt, denkt bitte daran: Es ist gut so, wie es ist! Die Verbindungen zu euren Freund:innen haben mit Sicherheit ein Fundament, das keine kultige Comedyshow der Welt zum Einsturz bringen kann. Derartige Serien sollten ohnehin nur dann zum Vorbild werden, wenn ihr eine Comedy-Karriere anstrebt – ansonsten gibt es nun wirklich keinen Grund, euch dem innerlichen Druck auszusetzen, alles genauso zu machen, wie es Carrie, Sophie, Ted oder Monica tun.
Man ist nicht etwa unbeliebt, wenn man keine einzig wahre BFF hat, dafür aber mehrere Personen, mit denen man hin und wieder Zeit verbringt! Und selbst wenn besagtes „Hin und wieder“ nur ein paar Mal im Jahr – oder seltener – statt – findet, müssen wir uns definitiv keine Sorgen machen. Denn dafür sind die Momente, die man dann gemeinsam erlebt, umso wertvoller.