Was, wenn es Instagram zu Zeiten des Holocausts gegeben hätte? Was, wenn man das Schicksal eines jüdischen Mädchens via Instastory mitverfolgen hätte können? Diesen Fragen widmet sich anlässlich des Holocaust-Gedenktages in Israel ein Social-Media-Projekt, das unter die Haut geht. Auf dem Instagram-Account „Eva Stories“ wird gezeigt, wie die Instastory eines 13-jährigen Mädchens im Holocaust ausgesehen hätten. Die Bilder sorgen für jede Menge Gänsehaut. Der Account hat mittlerweile über 1 Million Follower.

So hätte die Instastory eines Mädchens im Holocaust ausgesehen

„Hallo, ich bin Eva“ – Mit diesen Worten beginnt die berührende Geschichte eines 13-jährigen Mädchens aus Ungarn auf ihrem Instagram Account @eva.stories. Sie erzählt von ihrer kleinen Cousine, ihrer besten Freundin Annie und ihrem Traum, eines Tages berühmte Fotoreporterin zu sein. Eva, ein zierliches Mädchen mit braunen Locken, lässt über 1 Million Follower auf Instagram an ihrem Leben teilhaben und erzählt davon wie es ist, zum ersten Mal mit seinem Schwarm ein Eis essen zu gehen oder die hochnäsige neue Freundin seines Vaters kennenzulernen. Soweit, so normal. Doch Eva lebt zu Zeiten des Nationalsozialismus und ist als Jüdin die Zielscheibe von Nazis. Stündlich werden auf dem Instagram-Profil „Eva Stories“ englischsprachige Videoclips hochgeladen, die Evas kurzes Leben dokumentieren – vom Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn bis hin zu ihrer Deportation nach Auschwitz. Eva wurde, wie mindestens 1,1 Millionen weitere Menschen, in dem polnischen Konzentrationslager von Nazis ermordet.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Eva.Stories Official Trailer

Ein Beitrag geteilt von Eva (@eva.stories) am

„Eva Stories“: Projekt basiert auf wahrer Geschichte

Die Worte des Mädchens gehen unter die Haut. „Ich hätte nie gedacht, dass Stille lauter als jeder Lärm sein kann“, sagt Eva als sie schon in den Baracken von Auschwitz gefangen ist. Noch ergreifender werden die Stories, wenn man weiß, dass die Geschichte von Eva echt ist. Das Instagram-Projekt basiert auf der Lebensgeschichte der 1944 verstorbenen Eva Heyman. Als Vorlage diente ihr Tagebuch, das sie aufgrund ihrer Deportation nur sieben Monate lang führen konnte. Ins Leben gerufen und finanziert wurde das einzigartige Projekt von dem israelischen Tech-Millionär Matti Kochavi, dessen Vorfahren ebenfalls dem Holocaust zum Opfer fielen. Gemeinsam mit seiner Tochter Maya will er so Erinnerung an den Holocaust wach halten. Um vor allem jungen Menschen den Holocaust näher zu bringen, fiel die Wahl für das Projekt auf Instagram. „Eva Stories soll die junge Generation dort erreichen, wo sie sich aufhält“, so Kochavi gegenüber der israelischen Zeitung Haaretz. 

Gemischte Reaktionen auf Holocaust-Gedenk-Projekt

Die Reaktionen auf das Holocaust-Projekt sind allerdings gemischt. Während „Eva Stories“ für die einen ein innovatives Konzept zum Holocaust-Gedenken ist, empfinden andere die Aufarbeitung auf Instagram als geschmacklos. Viele User kritisieren den Account und sind der Meinung, dass ein so ernstes Thema auf einer oberflächlichen Plattform wie Instagram nichts zu suchen hätte. Anders sieht das Yad Vashem, Israels offizielles Holocaust Gedenkzentrum. Es habe zwar im Vorfeld nicht von dem Projekt gewusst, Social Media Plattformen zu nutzen, um an den Holocaust zu erinnern, sei jedoch „legitim und wirkungsvoll„, heißt es in einem offiziellen Statement.