Erste Zeugin im R. Kelly Prozess erzählt von Missbrauch
Die erste Zeugin gegen R. Kelly hat im Prozess ausgesagt. Jeronda Pace lernte Kelly mit 14 Jahren kennen und gibt an, dass er sie psychisch und physisch misshandelt habe.
Pace ist eine von insgesamt sechs Frauen, um die sich der Prozess dreht.
Zeugin war früher ein Fan
Verprügelt, gewürgt, missbraucht: Am zweiten Prozesstag spricht Jeronda Pace von ihrem Leben mit dem Musiker R. Kelly. Pace war ursprünglich ein Fan. Besonders skurril: Sie lernte Kelly erstmals im Alter von 14 Jahren kennen; als sie seinen Kinderpornograpie-Prozess aktiv mitverfolgte. Sie sei jeden Tag vor dem Gericht gestanden, erzählt sie.
Über ein Jahr später hatte die dann 16-Jährige schließlich aktiv Kontakt zu dem Musiker. Zu Beginn verheimlichte sie ihr tatsächliches Alter und gab an, bereits 19 Jahre alt zu sein. Sie wurde von einem Bekannten Kellys zu dessen Parties eingeladen, auf denen sie auch mit dem Musiker sprach. „Er sagte mir, er erinnere sich an mich vom Gericht“, erzählt sie vor Gericht.
Kurze Zeit später wurde sie in sein Haus eingeladen. Als es zum Oralverkehr kam gestand sie schließlich ihr tatsächliches Alter; zum Unmut des Musikers. Dieser bestand darauf, dass sie weiterhin sagen soll, dass sie 19 Jahre alt sei und „sich wie 21“ verhalten solle. Anschließend gestand sie ihm, noch Jungfrau zu sein. „Er sagte: ‚Das ist gut'“, erzählt Pace und ergänzt, R. Kelly habe ihr gesagt, er würde ihr „beibringen“, ihn sexuell zu befriedigen.
Strenge Regeln und physische Gewalt
Die darauffolgenden Monate seien von Misshandlungen und strengen Regeln geprägt gewesen. „Er wollte von mir, dass ich einen Pferdeschwanz trage und mich wie eine Pfadfinderin verkleide„, erzählt die Zeugin. Pace sollte ihn auch nur als „Daddy“ ansprechen, musste vor einem WC-Besuch um Erlaubnis bitten und ihr Telefon abgeben, wenn sie bei ihm war. Sobald er einen Raum betrat, musste sie ihn außerdem aktiv wahrnehmen.
Als dies 2010 einmal nicht passierte, soll Kelly die Frau brutal verprügelt und gewürgt haben. „Er spuckte mir ins Gesicht und sagte mir, ich solle mich schämen und den Kopf senken“, sagt Pace. Anschließend soll Kelly sie zum Oralsex gezwungen haben und in ihr Gesicht ejakuliert haben.
Das T-Shirt, mit dem sie sich daraufhin abwischte, hat Pace bis heute; es wurde vor Gericht gezeigt. Es war der letzte Tag, den Pace bei Kelly verbrachte. Anschließend floh sie unter einem Vorwand aus dem Haus und kam nie wieder zurück.
Lebenslange Haft für R. Kelly möglich
Kelly werden unter anderem sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung vorgeworfen. Bei Schuldsprechung könnte ihm eine jahrzehntelange Haft drohen. Sollte er in allen Punkten für schuldig befunden werden könnte es sogar eine lebenslange Haft werden.
Kelly und seine Anwälte streiten jegliche Vorwürfe ab. Am zweiten Prozesstag betonte die Verteidigung etwa, dass es sich bei den Zeuginnen um keine glaubhaften Aussagen handle, da sie zuvor Fans waren. Es seien Racheakte, da die Frauen nach dem Ende der Beziehungen gekränkt gewesen seien.
Der Prozess gegen Kelly soll mehrere Wochen lang andauern und etwa 3.500 Beweisstücke enthalten. Pace ist eine von insgesamt sechs Frauen im Zentrum des Prozesses. Ihre Geschichte hat sie bereits in der Dokumentation „Surviving R. Kelly“ erzählt. Die mehrteilige Dokuserie schilderte zahlreiche Anschuldigungen gegen den Musiker.