„Elemental“: Sind ein Schluck Wasser und ein kleines Flämmchen wirklich ein gutes Rom-Com-Duo?
Disney Pixar ist mittlerweile bekannt dafür, die wohl herzzerreißendsten Animationsfilme zu schaffen, die uns immer wieder zu Tränen rühren und nicht nur Kinder, sondern vor allem Erwachsene zum Nachdenken bringen. Mit „Elemental“ zeigt das Studio jetzt einen Film über Migration, Liebe und Diskriminierung.
Holt eure Taschentücher raus, es wird emotional!
„Elemental“ macht aus Migration, Diskriminierung und Rassismus eine Kindergeschichte
Eine Paar muss nach einer Tragödie das eigene Zuhause verlassen, nachdem nur mehr Schutt und Asche übrig geblieben sind. Eine Geschichte, die wohl vor allem in den vergangenen Jahren viele Menschen nur allzu gut nachvollziehen können. Disney Pixar macht aus diesem tragischen Schicksal jetzt den neuen großen Animationsfilm „Elemental“; jedoch mit einem Twist. Denn Schauplatz der Geschichte ist die fiktive Welt der Elemente und im Fokus des Auswanderns steht das Feuer-Volk, dass sich in der Element-City zurechtfinden muss. Denn zwei von ihnen, Bernie und Cinder (Namen, die sie bei der Einreise bekommen, weil ihre zu schwierig zu buchstabieren sind) versuchen, sich nach dem Schicksalsschlag ein neues Leben aufzubauen.
Doch schon bald merken sie: nicht alle Elemente werden in der Stadt gleich behandelt. Denn die Angst vor Feuer ist weit verbreitet; teilweise wird den Feuer-Wesen der Zutritt zu Gebäuden verwehrt und sie leben in der ständigen Angst, von dem Wasser, das überall präsent ist, ausgelöscht zu werden. Doch Bernie und Cinder widersetzen sich den Vorurteilen und der Diskriminierung und gründen eine eigene Familie. Ihre Tochter Ember soll es einmal besser haben als sie und wird von klein auf mit den Traditionen und Werten des Feuer-Volkes großgezogen.
Doch dieser Fokus auf die eigene Kultur hat Nachteile. Ember wächst isoliert von Element-City auf und merkt Tag für Tag, dass ihr Vater – geprägt von der Diskriminierung der Vergangenheit – vor allem gegen die Wasser-Wesen Vorurteile und eine enorme Abneigung hat. Er will stattdessen, dass seine Tochter in ihrem Viertel bleibt, das Familiengeschäft übernimmt und sich nur mit ihresgleichen abgibt. Sogar Embers Großmutter betont noch am Sterbebett „Heirate Feuer“!
Gegensätze ziehen sich an
Es ist Druck, mit dem Ember nur schwer zurechtkommt und natürlich kommt es wie es kommen muss und das junge Feuer lernt das Wasser-Wesen Wade kennen. Ein Wesen, das so ganz anders ist als sie und sie dennoch anzieht.
Zugegeben, der Plot von „Elemental“ schreit nur so nach Kitsch und Klischee! Die Geschichte ist so seicht wie sie durchschaubar ist und schon in den ersten Minuten des Films ist klar, wohin die Story geht. Und dennoch sorgt „Elemental“ für einige emotionale Momente und Szenen, die richtig unter die Haut gehen. Denn gerade Themen wie Migration, Diskriminierung und Integration treffen wohl viele Familien mitten ins Herz; eben diese Schwierigkeiten auch auf der großen Leinwand zu sehen könnte vielleicht sogar dem ein oder anderen Kind ein bisschen Kummer ersparen.
Für Regisseur Peter Sohn war die Geschichte auch ein persönliches Anliegen. Im Gespräch mit „Variety“ verriet er etwa, wie sehr sie von seinem eigenen Leben inspiriert wurde. „Ich bin Koreaner und meine Frau ist halb Italienerin, halb Deutsche und halb Engländerin. Das kann sich manchmal wie eine Last anfühlen“, so Sohn. „Ich frage mich, ob ich die Kette in meinem Leben unterbreche, weil ich die koreanische Sprache und Kultur nicht vorantreibe. Und unsere Hauptfigur Ember hat, obwohl ihre Kultur fiktiv ist, mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen, wenn sie versucht, ihr Leben an einem Ort zu verstehen, der nicht die Heimat ihrer Eltern war.“
Vorhersehbarer Plot aber beeindruckende Animationen
Sohn will also ganz deutlich eine Botschaft vermitteln, die ihn selbst begleitet hat. Ist die große Moral dabei oft ein bisschen sehr dick aufgetragen? Ja! Haben wir trotzdem bei der ersten Montage des Films schon Gänsehaut bekommen? Absolut! Und ganz ehrlich: es ist ein Kinderfilm von Disney Pixar; da braucht es nun einmal große Gesten und Kitsch.
Und auch, wenn die Geschichte von zwei „star-crossed-lovers“ schon in unzähligen Filmen von „Romeo und Julia“ über „Die Schöne und das Biest“ bis hin zu „West Side Story“ behandelt wurde, ist es dennoch ein Plot, der vor allem für die hoffnungslosen Romantiker:innen unter uns immer wieder zieht! Wenn Ember und Wade also zögerlich merken, dass sie doch Gefühle füreinander haben, schmelzen wir ein bisschen dahin; auch wenn wir diese Storyline schon tausend Mal gesehen haben!
Zugegeben, im Vergleich zu vielen anderen dieser „Gegensätze ziehen sich an“-Geschichten geht „Elementals“ kaum Risiken ein. Die Konflikte, die existieren, lösen sich schnell in Luft auf und hitzige Diskussionen enden ohne einen dramatischen Clinch. Wer auf herzzerreißende Todesszenen hofft, ist hier leider an der falschen Adresse. Wer sich allerdings zwei Stunden lang in einer kunterbunten Welt mit zuckersüß animierten Figuren verlieren will, wird sich bei „Elemental“ bestimmt wohlfühlen; da kann man auch schon mal über den ein oder anderen seichten Plot hinwegsehen.
Letztendlich wird „Elemental“ wohl nicht in die Geschichte der besten Disney-Pixar-Filme eingehen – die Konkurrenz ist mit Klassikern wie „Oben“, „Wall-E“ und „Rot“ aber auch wirklich groß. Doch für jene, die noch nicht ihre gesamte Kindheit und Jugend mit dem Animationsstudio verbracht haben, ist „Elemental“ ein niedlicher Einstieg in die Welt der Kinderfilme, die auch ein bisschen mehr Tiefe haben.