Einsamkeit erhöht das Sterberisiko deutlich, laut neuer Studie
Ein Team von Forschenden aus China hat den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Sterberisiko untersucht. Das erschütternde Ergebnis: wer nur wenig soziale Kontakte hat und sich einsam fühlt, hat ein höheres Risiko, früher zu sterben.
Expert:innen fordern daher sofortige Maßnahmen gegen Vereinsamung.
Einsamkeit kann zu einem früheren Tod führen
Ein Team der Medizinuniversität aus Harbin/China hat eine groß angelegte Studie veröffentlicht, mit der sie die Werte von mehr als zwei Millionen Menschen untersucht haben. Dazu haben die Forschenden rund 14.000 Studien aus den Jahren 1986 bis 2022 herausgesucht, die sich mit den Themen Einsamkeit und früherem Tod befassen und insgesamt 90 davon herausgefiltert.
Die Frage, die sie sich stellten: Gibt es hier einen gemeinsamen Nenner? Und tatsächlich: den gibt es. Denn die Ergebnisse zeigen, dass ein Mangel an sozialen Kontakten das Sterberisiko um 32 Prozent erhöht. Das alleinige Gefühl, einsam zu sein, lässt es um 14 Prozent ansteigen, wie in der Fachzeitschrift Nature Human Behaviour zu lesen ist.
Dafür verantwortlich sei vor allem das Stresshormon Cortisol. Denn die verstärkte Ausschüttung dieses Hormons beeinflusse die Körperfunktion auf Dauer in einer negativen Art und Weise. Bei den ausgewählten Studien hat man darauf geachtet, dass Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Rauchen und Alkoholkonsum bei der statistischen Auswertung berücksichtigt worden sind, damit die Ergebnisse möglich exakt zutreffen.
„Einsamkeit ist Gefühl der Not“
Von sozialer Isolation sprechen die Wissenschaftler:innen übrigens dann, wenn ein objektiver Mangel an Sozialkontakten bei Menschen mit begrenztem sozialen Netzwerk besteht. „Im Gegensatz dazu ist Einsamkeit ein subjektives Gefühl der Not, das entsteht, wenn ein Missverhältnis zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen besteht“, erklären die Fachleute in der Studie.
Spannend ist auch, dass sich Frauen laut der Studie eher einsam fühlten, obwohl sie ein großes soziales Netzwerk um sich herum hatten. Bei Männern ist es genau andersrum. Denn die, die alleine lebten und einen offensichtlichen Mangel an zwischenmenschlichen Kontakten hatten, gaben auch ein geringeres subjektives Gefühl von Einsamkeit an.
Soziale Isolation kann Risiko mehrerer Krankheiten erhöhen
Die Werte ergaben auch, dass soziale Isolation das Risiko, an einer Krebserkrankung zu sterben, um 22 Prozent erhöht. Während das Gefühl von Einsamkeit das Risiko um neun Prozent steigert. Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache könnten durch soziale Isolation um 34 Prozent riskanter werden.
Aufgrund der schockierenden Ergebnisse, fordern die Forscher:innen, dass die Medizin diese Faktoren stärker berücksichtigen soll. Bei Therapien sollten beispielsweise Strategien entwickelt werden, die sich explizit mit Vereinsamung beschäftigen. Denn mittlerweile zählt Einsamkeit wohl zu einem der größten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit.