Eine Woche ohne Koffein: Ein Selbstversuch
Für die Meisten ist Kaffee, beziehungsweise das darin enthaltene Koffein, ein echter Lebensretter. Egal ob Cappuccino, Matcha Latte oder Grüner Tee – überall ist der Muntermacher enthalten. Auch ich bin ein richtiger Koffein-Junkie. Schon morgens brauche ich die erste Dosis, um überhaupt wach zu werden und über den Tag verteilt trinke ich mehrere Tassen Grünen Tee oder mache mir einen Cappuccino, um meinem Nachmittagstief in der Arbeit entgegenzuwirken. Da kommt schnell die Frage auf: Bin ich etwa süchtig? Geht es überhaupt noch ohne Koffein? Ich will runter von der Droge und gehe auf Entzug: Eine Woche ohne Koffein. Wie es mir dabei ergangen ist, erfahrt ihr hier:
Tag 1
Es ist seltsam das gewohnte Ritual zu durchbrechen. Ich starre am Morgen auf mein Teeregal und mir fällt auf, dass ich nur einen einzigen Tee besitze, der keinerlei Koffein enthält: Pfefferminze. Auf meine Ansammlung an verschiedensten Grün- und Schwarztee Sorten muss ich wohl die Woche verzichten und auch meine klassische Mocca-Kanne wird unbenutzt im Regal verweilen müssen. Am Vortag habe ich mich noch darüber schlau gemacht, ob das im Tee enthaltene Koffein überhaupt das gleiche ist, wie im Kaffee und ja, das ist es. Man nennt es zwar auch Teein und es hat eine verzögerte und sanftere Wirkung als das Koffein im Kaffee, da es an bestimmte Stoffe im Tee gebunden ist, aber aus chemischer Sicht besteht kein Unterschied zwischen den beiden Substanzen. Nun gut, nach meinem Pfefferminztee zum Frühstück fühle ich mich zwar noch etwas schläfrig, aber ansonsten geht es mir gut. Auch in der Arbeit merke ich noch keinen großen Unterschied. Zu Mittag habe ich mir vorgenommen nur einen leichten Salat zu essen, damit das Nachmittagstief nicht in voller Wucht zuschlägt – und es funktioniert. Ich merke zwar, dass ich jetzt gerne zu meinem gewohnten Cappuccino greifen würde, aber es geht auch ohne. Am Abend bin ich dann allerdings extrem müde und könnte schon um 19 Uhr einschlafen.
Tag 2
Komischerweise fühle ich mich heute nach dem Aufstehen nicht sonderlich müde. Nach meinem Pfefferminztee fahre ich ausgeschlafen ins Büro und bin fit. Ich bin konzentriert und die Artikel schreiben sich wie von selbst. An Vormittag schlendere ich zu unserem Redaktionskühlschrank, um mir einen Makava-Eistee zu holen (ich liebe ihn heiß). Bevor ich ihn öffne, werfe ich aber lieber nochmal einen Blick auf die Zutaten und die erste Enttäuschung macht sich breit: Makava enthällt Mate-Tee, also Koffein – also nichts für mich. Um meine Laune ein bisschen zu verbessern, stöbere ich weiter im Kühlschrank herum und schau, was ich sonst noch so finde: Coca Cola light, zero oder mit Vanillegeschmack, Club Mate, einen All I Need – Energie Drink und noch einen anderen Mate-Drink. Erst da wird mir schmerzlich bewusst, dass eigentlich alles, was ich gerne trinken, Koffein enthält. Am Nachmittag versammelt sich fast die ganze Redaktion um die zwei kleinen Kaffeemaschinen in der Küche, um sich den nächsten Koffein-Kick zu verpassen. Nur ich bleibe stark. Der restliche Tag verläuft gut. Gegen Abend bin ich aber wieder erschöpft und merke, wie sich leichte Kopfschmerzen breit machen. Aber wer weiß, vielleicht sind diese morgen schon wieder verflogen.
Tag 3
Leider nein. Ich wache mit extremen Kopfschmerzen auf, noch dazu habe ich ziemlich schlecht geschlafen, da ich sehr oft in der Nacht wach geworden bin. Ich wundere mich schon ein bisschen, dass die starken Kopfschmerzen erste heute so richtig einsetzen, schließlich habe ich schon zwei ganze koffeinfreie Tage hinter mir. Aber gut, so ist es nun mal. In der Arbeit bin ich sehr unkonzentriert, langsam und leicht zittrig. Ich merke, wie mein Kopf mich umbringt und muss sogar eine Schmerztablette nehmen, was ich eigentlich zu vermeiden versuche. Es geht den ganzen Tag so weiter. Die Tablette kann leider nicht die kompletten Schmerzen betäuben und so spüre ich durchgehend einen Druck, der sich am Abend wieder in stechende Schmerzen verwandelt. Ich gehe sehr früh schlafen, um dem Ganzen zu entkommen und hoffe nur, morgen wieder schmerzfrei zu sein.
Tag 4
Auch das ist leider ein Irrtum. Ich wache mit den gleichen Kopfschmerzen auf, mit denen ich gestern eingeschlafen bin. Immerhin bin ich sonst recht fit, da ich im Großen und Ganzen gut geschlafen habe. Meine Tasse Pfefferminztee ist inzwischen zu meinem Ritual geworden und ich freue mich auf schon darauf. Meine Kopf schreit jedoch den ganzen Tag nach Koffein und lässt mich meine Entscheidung bereuen. Warum habe ich mir das nur angetan? Ich bin auch ziemlich schockiert, dass das fehlende Koffein so eine Auswirkung auf mich hat. Es fällt mir wie am Vortag schwer, mich zu konzentrieren und den Tag bringe ich nur mit Mühe und Not zu Ende. Doch am Abend zeigt sich der erste Lichtblick: Meine Kopfschmerzen werden schwächer und das ganz ohne Schmerztablette.
Tag 5
Es ist kaum zu glauben, meine Kopfschmerzen sind wie weggeblasen. Es fühlt sich an, als wäre nie etwas gewesen und ich bin noch dazu super fit und ausgeschlafen. Die Nacht war der reinste Traum. Hoffentlich geht der Tag so weiter und ja, das tut er. Die Arbeit fällt mir leicht, ich bin gut drauf, habe super Ideen und die Artikel schreiben sich wie von selbst. Auch der tägliche Kaffeeduft am Nachmittag lässt mich kalt. Nach der Arbeit bin ich noch mit einer Freundin verabredet und finde es einfach großartig, immer noch so munter zu sein. Das Gefühl lässt den ganzen Abend nicht nach und ich muss mich richtig zwingen, schlafen zu gehen.
Tag 6
Heute ist Samstag und meine gute Stimmung hält an. Normalerweise trinke ich immer einen großen Cappuccino mit ganz viel Milchschaum, um das Wochenende einzuleiten, aber heute fehlt er mir überhaupt nicht. Ich gehen erstmal eine Runde joggen und habe das Gefühl, dass es sich viel leichter läuft als sonst. Ob ich mir das nur einbilde, weiß ich allerdings nicht. Auch den restlichen Tag bin ich aktiv und genieße meine freie Zeit an der frischen Luft. Keine Spur von Kopfschmerzen, Müdigkeit oder sonstigen Problemen. Am Nachmittag trinke ich einen frisch gepressten Saft, der mir Energie gibt, obwohl er kein Koffein enthält und auch am Abend bin ich wieder lange fit und munter.
Tag 7
Das gute Gefühl hält auch am letzten Tag meiner Challenge an. Ich spüre kein Verlangen nach Koffein, bin ausgeschlafen und fit. Bei meiner sonntäglichen Beauty-Routine bemerke ich, dass sogar meine Haut besser geworden ist. Ich überlege mir, ob ich Koffein überhaupt brauche oder ob es nicht besser für meinen Körper ist, ganz darauf zu verzichten.
Das Fazit
Ich gebe zu, am Anfang war es wirklich hart. Gerade am dritten und vierten Tag haben mich meine Kopfschmerzen fast um den Verstand gebracht. Danach ging es mir allerdings ohne Koffein viel besser als mit. Oft war ich gerade am Nachmittag oder Abend so müde, dass ich einfach nur schlafen wollte. Die aufputschende Wirkung von Koffein hält ja auch nicht ewig an und danach bin ich immer in ein Loch gefallen und habe noch mehr davon gebraucht… Am Ende der Woche hat sich das Gefühl in Luft aufgelöst und ich war so fit wie schon lange nicht mehr. Es ist nicht das Koffein, das ich vermisst habe, sondern den Geschmack von Kaffee und Grünem Tee. Ich bin am überlegen, einfach auf koffeinfreien Kaffee umzusteigen. Andere koffeinhaltige Getränke werde ich Zukunft bewusster konsumieren, um so eine starke Abhängigkeit zu vermeiden. Ich habe in dieser Woche eine unglaublich positive Erfahrung gemacht und kann es jedem empfehlen, auch mal ein paar Tage auf Koffein zu verzichten. Die Wirkung ist wahrscheinlich bei jedem Menschen verschiedenen, aber es ist sicherlich nicht von Nachteil, am eigenen Körper zu spüren, wie es sich mal so ohne Koffein anfühlt. Vielleicht geht es einigen von euch ja so wie mir.