Jede fünfte Frau erlebt ab ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt. Die Täter sind dabei in den meisten Fällen Männer. Dass Gewalt gegen Frauen öffentlich thematisiert werden muss, zeigt auch der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, der am 25. November stattfindet.

Dieser soll unter anderem ein Zeichen der Solidarität mit Betroffenen sein.

Gewalt an Frauen noch immer Tabuthema

Der 25. November steht jedes Jahr im Zeichen der Farbe Orange. Öffentliche Gebäude werden orange bestrahlt und auch in den Sozialen Medien findet sich der ein oder andere orange-gefärbte Post. Der Grund: Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Mit dem Tag sowie der optischen Veränderung einiger bekannter Gebäude wollen Frauenorganisationen gemeinsam mit der UN auf das Thema aufmerksam machen.

Denn immer noch werden häusliche Gewalt sowie allgemein Gewalt gegen Frauen enorm tabuisiert. Dabei ist es ein weit verbreitetes Problem. Statistiken gehen etwa davon aus, dass jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr von körperlicher oder sexueller Gewalt direkt betroffen ist. Jede dritte Frau erlebt währenddessen eine Form der sexuellen Belästigung. Experten schätzen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist.

Und die Tendenz steigt, betont Maria Rösslhumer im Interview mit miss. Sie ist die Geschäftsführung des Vereins Autonome Frauenhäuser in Österreich und bemerkt, dass es in den vergangenen Jahren eine Steigerung an Gewalt gab. „Vor allem die schwere Gewalt hat in den letzten Jahren zugenommen – also Mordversuche, schwere Verletzungen – wie Frauen, die krankenhausreif gewürgt oder geschlagen werden“, erzählt sie.

Zahlreiche Beratungsstellen verfügbar

Doch viele Frauen trauen sich nicht, offen darüber zu sprechen. Viele wissen gar nicht, was sie tun können und an wen sie sich wenden können. Dabei gibt es zahlreiche Stellen, die Beratungen und Unterstützung anbieten (Einige Nummern haben wir am Ende des Artikels zusammengefasst!).

Diese Beratungsstellen geben Frauen eine professionelle Einschätzung zu ihrer Situation. Sie können in Extremfällen und Notsituationen aber auch schnell helfen und die Betroffene an ein Frauenhaus, die Polizei oder andere Behörden vermitteln. Sie helfen auch dabei, Frauen zu verdeutlichen, dass sie nicht alleine sind und Hilfe bekommen.

„Frauen müssen verstehen: Sie sind in keinster Weise schuld, wenn ihnen etwas passiert. Wenn sie sich in der Beziehung nicht sicher fühlen oder immer wieder Angst haben, dann ist das nicht normal“, betont Rösslhumer. „Da müssen sich Frauen möglichst schnell informieren und den Mut haben, anzurufen und sich eine Beratung zu holen.“

Initiative „Mann sprichts an“

Das allgemeine Problem der Gewalt gegen Frauen können sie allerdings nicht alleine lösen. Umso wichtiger ist es deshalb, dass am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen sowie den darauffolgenden 16 Tagen, die im Zeichen gegen Gewalt an Frauen stehen, nicht nur das Thema an sich im Fokus steht, sondern auch konkrete Lösungsansätze.

In Österreich startet etwa die Initiative „Mann sprichts an“. Diese richtet sich explizit an Männer und betont unter dem Motto „Sag was“, wie wichtig es ist, dass auch Männer sich aktiv einsetzen und auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen.

Wer also im Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft oder in der Familie mitbekommt, dass eine Beziehung toxisch ist oder auch einfach Fehlverhalten bei Männern beobachtet – egal ob in Bezug auf die eigene Partnerin oder andere Frauen – sollte das unbedingt direkt ansprechen!


Wenn ihr von Gewalt betroffen seid oder euch zum Thema informieren wollt, gibt es viele Anlaufstellen, bei denen ihr Hilfe bekommt:

  • Frauennotruf (Österreich): 01 71719
  • Frauenhelpline (Österreich): 0800 222 555
  • Männernotruf (Österreich): 0800 246 247
  • Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (Deutschland): 08000 116 016
  • Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (Deutschland): 0621 16853705
  • Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (Deutschland): 0800 22 55 530
  • Beratungsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft (Schweiz): 44 278 99 99
  • Frauenberatung sexuelle Gewalt (Schweiz): 044 291 46 46
  • Opferhilfe (Schweiz): Hier gehts zur Webseite
  • Euronotruf: 112