Dysmorphophobie: Eingebildete Hässlichkeit
Wer hat das schon einmal erlebt? Man steht vor dem Spiegel und was man da sieht, gefällt einem überhaupt nicht. Das ist ab und zu auch ganz normal und sollte niemandem Grund zur Sorge geben. Bei manchen Menschen kann diese Ansicht aber krankhaft sein. Sie leiden nämlich unter sogenannter Dysmorphophobie.
Dysmorphophobie ist eine Störung der Wahrnehmung. Betroffene Menschen fühlen sich hässlich oder sogar entstellt, obwohl sie objektiv gar keine auffälligen Schönheitsmakel haben.
Was ist Dysmorphophobie?
Viele Menschen sind auf irgendeinem Level unzufrieden mit ihrem Äußeren. Entweder gefällt einem der ganze Körper nicht oder man findet einzelne Körperteile hässlich. Diese Unzufriedenheit ist bei manchen Menschen krankhaft. Dysmorphophobie ist die Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers. In Deutschland sind ungefähr 0,7 bis fünf Prozent der Männer und Frauen von der auch als körperdysmorphen Störung bekannten Krankheit betroffen. Der Begriff „dysmorph“ kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie fehlgestaltet. Dysmorphophobie beschreibt also die Angst davor, fehlgestaltet zu sein. Medizinisch wird die Krankheit im ICD-10 als anhaltende Beschäftigung mit einer angenommenen Entstellung oder Missbildung definiert. ICD ist übrigens die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Die aktuellste, international gültige Ausgabe ist eben der ICD-10.
Wie wirkt sich die Krankheit aus?
Die Dysmorphophobie ist eine psychische Störung. Menschen, die darunter leiden, sind oftmals unsicher und schüchtern. Zu den Symptomen der Krankheit zählt die falsche Wahrnehmung vom eigenen Körper oder von einzelnen Körperteilen. Am häufigsten nehmen Patienten ihr Gesicht oder ihren Kopf so wahr. Beispielsweise finden sie ihre Nase oder ihre Ohren als viel zu groß oder empfinden ihre Gesichtszüge als zu asymmetrisch. Wer unter dieser Störung leidet, befasst sich außerordentlich viel mit seinem eigenen Körper. Betroffene treiben außerdem oftmals sehr viel Sport und legen großen Wert auf ausgeprägte Körperpflege. Das ist oft zwanghaft. Auch Schönheitsoperationen lassen einige Betroffene durchführen, um vermeintliche Makel zu beseitigen.
Der Neurologe Enrico Morselli verwendete 1886 erstmals den Begriff der Dymsorphophobie. Er definierte dann auch eine Gruppe von drei Symptomen der Erkrankung:
- Wahnhafte Überzeugung von einem körperlichen Defekt betroffen zu sein
- Scham gegenüber Mitmenschen
- Sexuelle Hemmung
Was sind die Ursachen?
Die genauen Ursachen für die Entstehung der körperdysmorphen Störung sind unbekannt. Die Ursache für die Störung kann viele Ursachen haben. Oftmals liegt der Ursprung jedoch in der Kindheit, wie der Psychotherapeut Stefan Brunhoeber gegenüber der Welt erklärte. Wer eine überbehütete Kindheit mit konfliktscheuen Eltern hatte oder aber eine sehr strenge, autoritäre Erziehung erfuhr, habe ein erhöhtes Risiko, daran zu erkranken.
Social Media als Risikofaktor
Das Internet und soziale Plattformen wie Instagram oder Snapchat stellen außerdem eine große Gefahr für gefährdete Personen dar. Auf Social Media präsentieren sich nämlich viele in einer Weise, die dank Filter und Bildbearbeitung nur mehr wenig mit der Realität zu tun hat. So vermittelt man ein fast unmöglich zu erreichendes Schönheitsideal. Ärzte haben dem ganzen deswegen sogar einen eigenen Namen gegeben: Snapchat-Dysmorphophobia. Denn immer mehr Menschen wollen sich beim Schönheitschirurgen operieren, um so auszusehen, wie auf ihren Snapchat-Filtern.
Wie kann Dysmorphophobie behandelt werden?
Betroffene begeben sich oftmals nicht oder erst sehr spät in Behandlung. Denn oft schämen sie sich oder wissen eben nicht, dass sie unter einer Krankheit leiden, die man psychiatrisch oder psychotherapeutisch behandeln kann. Betroffenen rät man zu einer Psychotherapie, um neues Selbstbewusstsein aufbauen zu können. Auch Verhaltenstherapien setzt man zur Behandlung ein. Hier konfrontiert man die Patienten mit unangenehmen Situationen, wie beispielsweise eine Zeit lang auf den Sport zu verzichten oder sich nicht zu stylen.