Dramatische Prognose: Der größte Gletscher Österreichs könnte noch dieses Jahr zerfallen
Dass der Klimawandel wirklich jede Region der Welt betreffen kann, verdeutlichen jetzt erneut Prognosen aus Österreich. Denn der größte Gletscher des Landes droht auseinanderzufallen.
Der Grund: Auf dem Gletscher gibt es derzeit einfach zu wenig Schnee.
Österreichs größter Gletscher in kritischem Zustand
Um einen Gletscher möglichst sicher über die Sommerzeit zu bringen, braucht es vor allem eines: viel gleichmäßigen Schnee im Winter. Denn je dicker die Schneedecke ist, desto geringer ist die Gefahr, dass das dunkle Eis des Gletschers direkt an der Oberfläche ist und somit der Sonne ausgesetzt ist. Und genau da liegt das Problem in diesem Jahr.
Wie die Glaziologen Andrea Fischer und Hans Wiesenegger warnen, hat es in dem vergangenen Herbst und Winter einfach zu wenig Schnee gegeben; und vor allem zu wenig gleichmäßig fallenden Schnee. Denn durch den teils heftigen Wind konnte der Schnee vor allem bei der Pasterze – dem Gletscher am Fuß des Großglockners – nicht liegenbleiben und die schwarze Eisdecke für die warme Jahreszeit verdecken. Denn die weiße Schneedecke kann das Sonnenlicht eigentlich besser reflektieren und den Gletscher so schützen.
Das könnte noch in diesem Jahr enorme Folgen haben. Denn im ORF-Morgenjournal erklärt Fischer, dass dieser ausgebliebene Schnee und der trockene Herbst den Zerfall der Pasterze zur Folge haben könnte. Konkret befürchten die Glaziologen, dass schon in diesem Jahr die Gletscherzunge der Pasterze – dem größten Gletscher Österreichs – völlig abreißt. Der Gletscher würde dadurch in zwei Teile auseinander fallen.
Denn schon jetzt ist die Zunge des acht Kilometer langen Gletschers teils nur mehr schwach mit den oberen Teilen verbunden. „Gerade an diesen Stellen, die ohnehin schon sehr angegriffen sind, ist dieser Sommer wirklich kritisch“, betont Fischer.
Pasterze könnte in „10 bis 20 Jahren völlig abschmelzen“
Sollte das wirklich eintreten, hätte es enorme Konsequenzen für den gesamten Gletscher. Denn dadurch wäre der „Eisnachschub der Pasterzenzunge völlig eingestellt“ und die Gletscherzunge würde in den nächsten „zehn bis 20 Jahren völlig abschmelzen“. Eine rasante Verschlechterung, vor allem wenn man sich die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte genauer ansieht.
Denn während die Eisdicke der Pasterze von 1969 bis 2012 um 37 Meter zurückgegangen ist, schmilzt sie mittlerweile jährlich um 50 Meter. Ein düsteres Bild, von dem alle Alpen und Gletscher Österreichs betroffen sind. Denn wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betont, haben die heimischen Gletscher in den Alpen in den vergangenen 15 Jahren ein Sechstel ihres Eisvolumens verloren.
Im Morgenjournal betont Fischer, dass es einfach mehr Schnee brauche, um die Pasterze vor dem Auseinanderfallen zu schützen. Ob das mithilfe von Kunstschnee überbrückend gelöst werden kann, ist jedoch unklar. Denn wie „Der Standard“ berichtet, wäre das ein sehr kostspieliges Projekt. Langfristig hofft Fischer jedoch, dass diese Bilder und Prognosen vor allem eines zeigen: Die Ziele des Pariser Klimaabkommens müssen ernst genommen werden und möglichst genau umgesetzt werden.