Diese Zwillinge waren bei ihrer Geburt schon 30 Jahre alt
Nein, das ist kein Scherz: eine Frau in Oregon hat gerade Zwillinge zur Welt gebracht, die bereits 30 Jahre alt sind. Möglich wurde dieses Phänomen durch eine Embyrospende.
Denn die Zwillinge waren zuvor 30 Jahre lang eingefroren.
Embryonen 30 Jahre lang eingefroren
„Ich war 5 Jahre alt, als Gott Lydia und Timothy das Leben schenkte, und er hat dieses Leben seitdem bewahrt“, freut sich der frischgebackene Vater Philip Ridgeway. Dass man bei der Zeugung der eigenen Kinder gerade einmal fünf Jahre alt ist, ist dabei für die meisten wohl eher ungewöhnlich. Doch im Falle von Philip und seiner Frau Rachel ist es die Wahrheit. Denn die neugeborenen Kinder wurden bereits 1992 gezeugt. Möglich ist dieser kuriose Fall dank einer In-vitro-Zeugung. Denn die Embryonen, aus denen die Zwillinge entstanden, wurden schließlich am 22. April 1992 eingefroren. Es handelt sich dabei nicht um die Eizelle und Samenspende von Rachel und Philip, sondern um die befruchtete Eizelle eines anonymen Paares.
Jahrelang wurden sie dann aufbewahrt und gelagert. Bis sich das Paar, das die Embryonen erzeugen ließ, 2007 letztlich dazu entschied, die Embryonen zu spenden. In den USA kann man die gelagerten Embryonen nämlich an Fruchtbarkeitslabore spenden. Und an eines von diesen wandten sich schließlich Philip und seine Frau.
Zwillinge durch Embryospende
Das Paar hatte zu diesem Zeitpunkt bereits vier Kinder, die alle durch in-vitro-Befruchtung oder Spender entstanden. Doch der Wunsch, die Familie noch zu erweitern war groß. „Wir haben uns nie auf eine bestimmte Anzahl von Kindern festgelegt, die wir haben möchten. Wir haben immer gedacht, dass wir so viele haben werden, wie Gott uns schenken will, und … als wir von der Embryoadoption hörten, dachten wir, dass das etwas ist, was wir gerne tun würden“, so Philip.
Mit dem Begriff Embryoadoption meint Philip, dass Rachel die Babys zwar austrug, sie jedoch weder von ihr noch von dem Vater genetisches Erbmaterial haben. Im Fachjargon wird dafür meist der Begriff der Embryospende verwendet, um eine Verbindung zum Prozess der Adoption zu vermeiden.
„Adoption bezieht sich auf lebende Kinder. Es handelt sich um einen rechtlichen Prozess, durch den eine Eltern-Kind-Beziehung geschaffen wird, die vorher nicht existierte“, erklärt die Fruchtbarkeitsspezialistin Dr. Sigal Klipstein gegenüber „CNN“. Die Embryospende sei hingegen ein medizinisches Verfahren, „bei dem wir Embryonen von einem Paar oder einer Person nehmen und sie dann in eine andere Person übertragen, um Familien zu gründen.“
Vater über Zwillinge: „In gewisser Weise sind sie unsere ältesten Kinder“
Ein Verfahren, das Rachel und Philip jetzt Familienzuwachs gebracht hat, der sicher noch länger für Gesprächsstoff sorgt. Denn Lydia und Timothy – so die Namen der Zwillinge – werfen bei dem Paar noch einige Fragen auf. „In gewisser Weise sind sie unsere ältesten Kinder, auch wenn sie unsere kleinsten Kinder sind“, so Philip über den Familienzuwachs.
Wie alt die Embryonen waren, wussten die beiden zu Beginn übrigens nicht. Denn diese Informationen über ihre Spende bekamen sie nicht. „Wir waren nicht auf der Suche nach den Embryonen, die am längsten eingefroren waren“, erklärt Philip. Das Paar suchte allerdings nach jenen Embryonen, die „besondere Berücksichtigung“ brauchten. In dieser Kategorie sind jene Embryonen, bei denen es aus den unterschiedlichsten Gründen schwierig war, Empfänger:innen zu bekommen.
Doch Expert:innen betonen, dass die Jahrzehnte als eingefrorene Embryonen keine Auswirkungen auf die beiden Babys haben. Denn durch die moderne medizinische Technik des Einfrierens könnte man die Embryonen theoretisch unbegrenzt lange lagern. „Wenn man bei fast 200 Grad unter Null eingefroren wird, verlangsamen sich die biologischen Prozesse im Grunde auf fast nichts. Der Unterschied zwischen einer Woche, einem Monat, einem Jahr, einem Jahrzehnt oder zwei Jahrzehnten, die man einfrieren kann, ist also nicht wirklich von Bedeutung“, betont etwa der Arzt des Paares, Dr. John Gordon. Dass das möglich ist, zeigten bereits Fälle aus der Vergangenheit. So wurde Molly Gibson im Jahr 2020 geboren – 27 Jahre nachdem ihr Embryo eingefroren wurde.