Die Pandemie verursacht Alpträume
Lockdown, vermummte Gesichter, Zahlen von Neuinfektionen: 2020 ist ein Alptraum. Und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes, wie finnische Forscher nun herausfanden. Denn laut einer Studie bereitet die Pandemie einen unruhigen Schlaf.
Das wurde mithilfe eines Crowdsourcing-Experiments herausgefunden.
Traumdeutung mittels künstlicher Intelligenz
Die Pandemie hält uns fest im Griff – ob bewusst oder unbewusst, wach oder schlafend. Um herauszufinden, wie genau sich die Pandemie auf unseren Schlaf auswirkt, startete finnische Forsche gemeinsam mit der Tageszeitung „Helsingin Sanomat“ ein Crowdsourcing-Experiment. Während wir im Frühling im Lockdown waren, durften auch die Finnen sechs Wochen lang nur für dringende Erledigungen ihr Zuhause verlassen. In der letzten Aprilwoche veröffentlichte „Helsingin Sanomat“ einen Artikel über Stress und Alpträume gemeinsam mit einem von den Forschern gestalteten Fragebogen. Auf diesem konnten die Leser von ihren Erfahrungen während des Lockdowns berichten. 4.000 berichteten über die Schlafqualität, 800 über den Inhalt ihrer Träume.
Statt aber die Erfahrungsberichte qualitativ auszuwerten, wie man das normalerweise in der Psychologie macht, übersetzten die Forscher die Träume in eine chronologische Stichwortliste. „Ich hatte Tuberkulose und der Doktor war böse auf mich, weil ich nicht schon bei den ersten Symptomen gekommen bin“ wurde zum Beispiel zu „Tuberkulose-Doktor-Ärger-Symptome“. Diese Liste kam dann in ein Programm, das die Stichworte mittels Künstlicher Intelligenz in thematische Cluster ordnete (Die haben übrigens nichts mit den Infektionsclustern zu tun).
Alpträume über die Pandemie
Die Ergebisse ihrer Analyse veröffentlichten die Forscher im Magazin „Frontiers in Psychology“. Von 33 der von der KI errechneten Themencluster fielen nahezu zwei Drittel in die Kategorie der Alpträume. Von diesen hatten wiederum 55 Prozent mit dem Coronavirus und dem Lockdown zu tun. Motive waren beispielsweise: Flucht, verbotene Berührungen und Erkrankungen.
Die Hauptautorin der Studie erklärte: „Wiederholte, intensive Alpträume können auf posttraumatischen Stress hinweisen.“ Der Inhalt von Träumen ist nicht ganz zufällig, sondern kann ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis dessen sein, was das Erleben von Stress, Trauma und Angst mit uns macht.