Deshalb kommen Turbulenzen bei Flügen immer häufiger vor
Eine neue Studie liefert jetzt schlechte Aussichten für alle Travel-Addicts. Forschende gehen nämlich davon aus, dass sich die Anzahl der Turbulenzen bei Flugreisen in den kommenden Jahren verdoppeln wird. Verantwortlich dafür sei der Klimawandel.
Wer unter Flugangst leidet, sollten diesen Artikel nun wohl besser überspringen.
Turbulenzen beim Fliegen kommen wegen der Klimakrise häufiger vor
Habt ihr folgendes Szenario schon mal erlebt? Das Flugzeug sackt plötzlich ab, der Essensservice wird abrupt eingestellt und der Kapitän aktiviert die Anschnallzeichen! Wer gerne verreist oder wegen der Arbeit häufig in der Luft unterwegs ist, hat in der Vergangenheit mit Sicherheit schon des Öfteren turbulente Situationen erlebt. Gefühlt machen derzeit aber irgendwie besonders häufig Schlagzeilen rund um brenzlige Situation an Board aufgrund von Turbulenzen die Runde. Erst vor wenigen Wochen mussten bei einem Lufthansa-Flug von Texas nach Frankfurt zum Beispiel mehrere Passagiere deswegen sogar ins Krankenhaus.
Aber kommen Turbulenzen wirklich häufiger vor als früher? Für eine Studie der britischen University of Reading haben sich Forschende genau mit dieser Frage auseinandergesetzt. Spoiler: die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Flugturbulenzen auf dem Vormarsch sind! Denn tatsächlich handelt es sich dabei wohl nicht nur um ein rein subjektives Empfinden der Fluggäste. Laut den Expert:innen soll sich die Anzahl von Turbulenzen auf Langstrecken-Flugreisen bis 2050 sogar verdoppeln (!). Für diese beunruhigende Tendenz verantwortlich sei unter anderem die Klimakrise.
Turbulenzen von 1979 bis 2020 untersucht
Die britische Studie hat in den letzten 40 Jahren die weltweite Flugsituation im Zusammenhang mit der Klimakrise beobachtet. Besonders die beliebtesten Flugrouten wie jene über den Nordatlantik dienten als Maßstab. Dort haben sich die „ernsthaften Turbulenzen“ teilweise um beeindruckende 55 Prozent erhöht. Während im Jahr 1979 die durchschnittliche Dauer schwerwiegender Turbulenzen bei 17,5 Stunden lag, waren es im Jahr 2020 durchschnittlich 27,4 Stunden. Bei „mäßigen Turbulenzen“ gab es eine Steigerung von bis zu 37 Prozent, während leichte Turbulenzen um etwa 17 Prozent häufiger auftraten. Die Forschenden sind daher zum Schluss gekommen, dass Turbulenzen in den vergangenen vier Jahrzehnten an gewissen Orten der Welt (besonders über dem Nordatlantik) bereits stark gestiegen sind. Aber was genau hat der Klimawandel jetzt mit dem Ganzen zu tun?
Zunehmende Turbulenzen wegen CO2-Emissionen
Okay, Schritt für Schritt: Wie entstehen Turbulenzen überhaupt? Im Grunde handelt es sich dabei um Verwirbelungen in der Luft, die meteorologische, oder technische Ursachen haben können. Kommt es in Folge eines Gewitters oder Sturms zu schnell aufsteigender Warmluft und schnell absinkender Kaltluft so entstehen Wirbel – ähnlich wie bei Meereswellen. Aber auch vorausausfliegende Flugzeuge können jene Verwirbelungen hervorrufen.
Die Wissenschaftler vermuten nun, dass der Anstieg der CO2-Emissionen, der bekanntlich zu einer Erwärmung der Luft führt, die sogenannten Scherwinde innerhalb der Jetstreams (den starken Strömungen in der Atmosphäre) verstärkt. Und dieses Phänomen wiederum führt zu einer Zunahme der Turbulenzen, und zwar nicht nur über dem Nordatlantik, sondern weltweit.
New research at Reading shows air turbulence is increasing as the climate is warming across the world.
— Uni of Reading (@UniofReading) June 8, 2023
Experts say airlines must consider how to manage this change and avoid the potentially dangerous and costly effects.
📰: https://t.co/evYUZqYDWt
📈: https://t.co/JYprGD4Q2e pic.twitter.com/TTnkLyL2YX
Studienautor rät während des Flug „angeschnallt zu bleiben“
Gegenüber Business Insider erklärt Co-Autor der Studie Paul Williams: „Der Klimawandel verändert den Jetstream in Reiseflughöhe. Die Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe im nordatlantischen Jetstream hat bereits um 15 Prozent zugenommen, seit die Satelliten 1979 mit der Überwachung begannen. Dieser Effekt führt zu mehr Turbulenzen.“ Als Leidtragende sieht der Experte vor allem das Kabinenpersonal. „Leider liegt es in der Natur der Arbeit von Flugbegleitern, dass sie sich in der Kabine bewegen müssen“, so Williams. „Meine größte Sorge für die Zukunft ist, dass die Flugbegleiter die Hauptlast der zunehmenden Turbulenzen tragen werden.“
Um dem Problem entgegenzuwirken, rät Williams: „Wir müssen in verbesserte Turbulenzvorhersagen investieren, um die schlimmsten Auswirkungen des turbulenten Himmels infolge des Klimawandels abzumildern.“ Und für Fluggäste gilt: „Der beste Ratschlag für Passagiere ist, angeschnallt zu bleiben, wann immer sie sitzen“, so der Forscher.