Der miss Gründerinnentag mit WKÖ Vizepräsidentin Carmen Goby
Am 3. November dreht sich beim miss Gründerinnentag in der Wirtschaftskammer Österreich in Wien alles rund um die Themen Selbständigkeit und Gründen.
Carmen Goby ist WKÖ-Vizepräsidentin, Unternehmensberaterin und Business Mentorin mit Spezialisierung auf Leadership, Personal Branding und der strategischen Begleitung von Change-Prozessen. Sie wird beim miss Gründerinnentag unter anderem über die Bedeutung des Gründens für die österreichische Wirtschaft, sowie neue Wege und Möglichkeiten für Frauen am Weg in die Selbstständigkeit sprechen. Wir haben die WKÖ-Vizepräsidentin und Unternehmensberaterin bereits vorab zum Thema Gründen befragt.
Wie finde ich meine Nische/meine Idee, wenn ich vorhabe, zu gründen?
Um ein Unternehmen zu gründen, braucht es grundsätzlich eine gute Geschäftsidee. Und diese muss ein relevantes Problem meiner Zielgruppe lösen, im Idealfall sogar besser als es meine Mitbewerber:innen können, das ist die Grundvoraussetzung. Wo es – aus Kundensicht – kein Problem gibt, braucht es keine Lösung. Ein heißer Tipp ist daher, den Blick weg von sich selbst hin zum Bedarf der Zielgruppe zu richten. Wie kann ich dort einen Beitrag leisten? Was kann ich beisteuern, damit es dem Anderen zum Vorteil wird? Bei welchem nächsten Schritt kann ich meine Kund:innen unterstützen? Das ist der Beginn.
In der Realität setzt sich nämlich häufig nicht das beste Produkt oder die beste Dienstleistung durch, sondern derjenige oder diejenige, der es am besten rüberbringt und der es versteht, mit seinen Kund:innen in Beziehung zu sein. Derjenige, der dem Kunden Sicherheit gibt und dem man sein Vertrauen schenkt. Dort, im Zusammenwirken mit den Kund:innen, in der Antwort (in Form von Vertiefungen, Spezialisierungen, im immer besseren Verständnis der Herausforderungen), dort entsteht mit der Zeit die Nische, die ich glaubwürdig und damit dauerhaft besetzen kann. Im erfolgreichen Unternehmertum geht es in Wirklichkeit vielmehr um die Anderen, als um mich selber.
Was muss man auf jeden Fall bedenken, wenn man in die Selbstständigkeit geht?
Für den Schritt in die Selbstständigkeit braucht es neben der Idee und dem Gestaltungswillen auch Mut zur Umsetzung, den Mut Fehler zu machen und das Durchhaltevermögen, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Das Um und Auf sind gute strategische Partnerschaften und ein exzellentes Netzwerk.
Auch Veranstaltungen wie der Gründerinnentag können beim Schritt in die Selbstständigkeit unglaublich inspirierend sein.
Der gewonnene Support und Input, aber auch das Knüpfen wichtiger Kontakte sind unbezahlbar bei der Umsetzung des eigenen Business. DIE Ansprechpartner:innen in Sachen Gründen sind die Berater:innen im Gründerservice der Wirtschaftskammern. Wir bieten österreichweit Gründungsinteressierten und Startups wichtige Hilfestellung und professionelle Unterstützung bei rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen. Von der praktischen Umsetzung der Geschäftsidee über die Wahl der geeigneten Rechtsform bis hin zu Gewerberecht, Betriebsanlagenrecht, Sozialversicherung, Steuern, Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten etc, gibt es hier die bestmögliche Beratung aus erster Hand.
Auf welche Stolperfallen muss man vorbereitet sein?
Stolperfallen gibt es immer und das ist auch gut und wichtig so – vor allem, wenn man diese Hürden als Chance wahrnimmt. Vorhersehbare Stolperfallen können durch eine gründliche Vorbereitung und Beratung umgangen werden. Aber selbst, wenn man fällt, ist es immer gut, wenn es jemanden an der Seite gibt, der den Fall abfedert – eine:n Mentor:in, eine:n Sparingpartner:in, eine Person, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder Vorbilder, die man beobachten kann, Geschichten von denen man lernen kann und starke Netzwerke wie beispielsweise jenes von Frau in der Wirtschaft.
Konkret rate ich dazu, von Beginn an die Finanzen gut im Überblick zu behalten, die Beiträge für das Finanzamt (Umsatzsteuer und Einkommensteuer) laufend zur Seite zu legen und nicht auszugeben, ebenso die Beiträge für die Sozialversicherung, denn das ist schlicht Geld, das mir nicht gehört und das ich quasi auf Abruf bereitstellen können muss. Das ist sicher eine der größten Fallen zu Beginn. Im Unternehmertum müssen gerade wir Frauen uns von der „Perfektionismusfalle“ verabschieden – „better done than perfect“ lautet hier die Devise. Besser wird man im Tun mit der Zeit ohnehin, das ist wie beim Training im Sport – ich muss einmal beginnen.
Wie gehe ich am besten mit Rückschlägen um?
Sie gehören dazu. Keiner mag sie und doch liegt immer ein nächster Weiterentwicklungsschritt als verstecktes Geschenk darin. Keinesfalls aufgeben! Unternehmertum heißt ganz oft auch in unangenehmen Situationen weiterzumachen, an sich zu glauben, Stärke zu beweisen, zu reflektieren und zu reifen. Mit der Selbstständigkeit entscheidet man sich mehr für einen Lebensweg und weniger für einen Job, das muss einem bewusst sein. Man sollte sich regelmäßig Zeit für Reflexion nehmen.
Manche Umstände und persönliche Rückschläge verlangen auch nach einer sicheren Begleitung oder oftmals einem kritischen Blick von außen oder einer kontroversen Sichtweise, um neue Wege einschlagen zu können. Es braucht jemanden, der einem unterstützend unter die Arme greift und hilft, das persönliche und unternehmerische ‚Warum‘ wiederzuentdecken, Altes zu lösen und neue Strukturen zu entwickeln. Netzwerke, Sparrings oder Coachings helfen in Krisensituationen, wieder Klarheit und eine stabile Neuausrichtung zu schaffen. Wichtig ist, wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Was sind wichtige Learnings?
Man ist ständig am Lernen und Weiterentwickeln und gefühlt nie fertig. Das fordert eine Menge Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit. Das ist super spannend und ein ständiges Abenteuer.
Du musst trotz deiner Ängste handeln und dabei Fehler in Kauf nehmen. Nicht-Handeln führt zu Starrheit und Stillstand und das ist das Ende jeder Unternehmung. Du brauchst ein klares Ziel, ein „Big-Picture“ für das du stehst. Das dir Halt und Antrieb in deinen schwierigsten Momenten gibt und Mut, auch Risiken einzugehen. Deinen persönlichen Olymp – das ist dein Fixstern, den du immer im Blick haben musst und nach dem du deine Entscheidungen navigierst. Und noch mehr musst du den Weg dorthin lieben. Das Tüfteln, die Anstrengung, die Erfolge, das Lernen, das Wachsen, das Scheitern und Wiederaufstehen – das ist die unternehmerische DNA.
Fange eher früher als später an und gehe Schritt für Schritt und sag rechtzeitig, wenn du Hilfe brauchst. Es gibt immer eine Lösung. Wenn du große Erfolge feiern willst, brauchst du die passenden Weggefährten. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, allein den Everest zu besteigen. Warum versuchen wir es dann im Business? Das ist absurd. Such dir von Anfang an Menschen, die dich auf deinem Weg begleiten, privat, unternehmerisch, finanziell, strategisch, rechtlich, zur Inspiration, in schweren Zeiten … so ein starkes und tragfähiges Netzwerk muss man sich gezielt aufbauen, das fällt nicht über Nacht vom Himmel.
Die erste Adresse für wertvolle Informationen und nützliche Tools ist das Gründerservice der Wirtschaftskammern mit Berater:innen und Expert:innen, die zu den Themen Gründung, Betriebsnachfolge und Franchising mit mehr als 90 Standorten in ganz Österreich insbesondere Unternehmensfrischlingen zur Seite stehen. Ein starkes Netzwerk, wie Frau in der Wirtschaft, das sich als Interessenvertretung für bessere Rahmenbedingungen für Unternehmerinnen einsetzt, dient gerade jungen Frauen, Managerinnen und angehenden Unternehmerinnen als Karriere- und Business-Sprungbrett.
Last but not least: Bleib dir selbst treu!
Du willst auch beim miss Gründerinnentag dabei sein? HIER geht’s zur Anmeldung!