Es könnte doch eigentlich so schön sein. Reese Witherspoon produziert eine Buchverfilmung, Taylor Swift liefert den Titelsong und in der Hauptrolle spielt Newcomerin Daisy Edgar-Jones. Doch noch bevor der neue Film überhaupt auf unsere Leinwände kommen kann, bekommt „Der Gesang der Flusskrebse“ einen riesen Shitstorm.

Der Grund: die Autorin könnte in einen Mord verwickelt sein.

„Der Gesang der Flusskrebse“-Verfilmung kommt im Sommer ins Kino

Sommerzeit ist Blockbusterzeit. Und nachdem die Kinos coronabedingt in den vergangenen zwei Jahren ja einige Einbußen erleben mussten, geht es heuer mit umso aufregenderen Produktionen weiter. Eine davon ist die Buchverfilmung „Der Gesang der Flusskrebse“. Denn der Film wird von Reese Witherspoon produziert und seit Wochen gehypt. Für die Musik konnte Witherspoon sogar Taylor Swift gewinnen, die den Titelsong „Caroline“ beisteuerte.

In „Der Gesang der Flusskrebse“ geht es übrigens um die isoliert lebende Kya, die man beschuldigt, einen jungen Mann getötet zu haben. Das Buch – der Debütroman von Delia Owens – war 2018 einer der erfolgreichsten Romane des Jahres.

Dass das Buch jetzt auch verfilmt wird, freut also besonders die Fans des Originals. Doch ganz so unbekümmert ist die Freude dann leider doch nicht. Denn hinter dem Buch steckt eine düstere Vergangenheit, die jetzt wieder aufkommt. Und diese dreht sich ausgerechnet um die Autorin.

War die Autorin in einen Mord verwickelt?

Denn sie lebte eine Zeit lang mit ihrem Mann in Sambia, um dort gemeinsam Elefanten und andere wilde Tiere vor Wilderern und korrupten afrikanischen Beamten zu retten. Eine Aktion, die unter anderem in den 90er-Jahren in der ABC-Dokumentation „Deadly Game: Die Geschichte von Mark und Delia Owens“ aufgezeichnet wurde. Doch wie eine Recherche von „The Atlantic“ zeigte, steckte hinter der Arbeit des Paares offenbar viel mehr als das Interesse für Tiere.

Denn vor allem Ehemann Mark Owens soll angeblich sehr zwielichtige Praktiken bei der Ausbildung seiner Mitarbeiter angewendet haben. Wenn seine Mitarbeiter etwa Wilderer entdeckten, scheuten sie vor nichts zurück. „Bis heute habe ich acht Lufteinsätze zur Bekämpfung der Wilderei über Ihrem Gebiet geflogen, darunter vier, bei denen ich Späher in einen Hinterhalt geschickt habe“, soll Owens in einem Brief geschrieben haben. „Soweit ich weiß, wurden bisher zwei Wilderer getötet und einer verwundet, und wir sind gerade erst warmgelaufen“. Die Mitarbeiter sollen Wilderer außerdem regelmäßig gefoltert haben. Anschuldigungen, die die Familie vehement bestritt.

Die Dokumentation widmete sich vielleicht auch deshalb vielmehr den Rettungsaktionen des Paares und ihrer Aufgabe als Tierschützer. Zumindest bis zu einer grausamen Szene. Denn in dieser ist ein Mann zu sehen, der eventuell ein Wilderer war. Vor laufender Kamera und in aller Öffentlichkeit wird der Mann erschossen.

„Wir haben nur versucht zu helfen.“

In der Dokumentation gab es dazu damals nur wenige Informationen. Denn weder die Identität des Opfers, noch jene des Täters wird preisgegeben. Doch Jahre später gestand der Kameramann Chris Everson, der an der Dokumentation arbeitete, dass das Team sehr wohl wusste, wer geschossen hat. Und zwar Christopher Owens, der Sohn von Mark und Delia. Damals war er gerade einmal 25-Jahre alt und soll den Mann aufgrund seiner Arbeit als Wilderer getötet haben. Auch ein Polizeibeamter scheint das zu bestätigen und erzählt, dass Christophers Vater die Leiche anschließend in einer Lagune entsorgt habe.

War die Familie also aktiv in einen Mord verwickelt? Bevor die Behörden das näher untersuchen konnten, floh die Familie aus Afrika; die Ermittlungen in dem dokumentierten Fall verliefen also ohne sie. Zumindest bis jetzt. Denn nachdem das Buch der Autorin wieder in aller Munde ist, wird auch die Kontroverse über sie medial wieder interessanter. Wie mehrere Medien berichten, ist der Fall nämlich noch immer nicht abgeschlossen. Denn sowohl Christopher als auch seine Eltern sollen immer noch zu dem Mordfall verhört werden. „In Sambia gibt es keine Verjährungsfrist für Mord. Sie werden alle zur Befragung in diesem Fall gesucht, auch Delia Owens“, erklärt etwa die Direktorin der Staatsanwaltschaft des Landes, Lillian Shawa-Siyuni.

Die Familie bestreitet jedoch weiterhin, dass sie irgendetwas mit dem Mord an dem Wilderer zu tun hat. „Wir wissen nichts davon. Das Einzige, was Mark je getan hat, war, Feuerwerkskörper aus seinem Flugzeug zu werfen, aber nur, um Wilderer zu erschrecken, nicht um jemanden zu verletzen“, erklärte Delia Owens etwa gegenüber dem „Atlantic“. Sie kann die Kontroverse um ihre Familie nicht nachvollziehen. Denn sie alle seien unschuldig, betont die Autorin. „Warum verstehen Sie nicht, dass wir gute Menschen sind? Wir haben nur versucht zu helfen.“

Viel Kritik für „Der Gesang der Flusskrebse“

Doch vor allem jetzt – kurz vor der Veröffentlichung des Films – wollen viele diese Erklärungen offenbar nicht mehr ganz akzeptieren. Denn zwischen dem Leben von Delia und der Hauptfigur in „Der Gesang der Flusskrebse“ gibt es einige Parallelen, die vor dem Hintergrund des Mordes ziemlich düster sind.

Denn auch die Hauptfigur Kya ist Naturforscherin, auch sie ist Tierliebhaberin; auch sie wird in einen Mord verwickelt und auch sie muss sich einigen Befragungen durch die Polizei stellen. Kya wird zwar vor Gericht freigesprochen, nach ihrem Tod wird jedoch enthüllt, (Achtung: jetzt folgt ein Spoiler) dass sie sehr wohl den Mord begangen hat.

Shitstorm in den Sozialen Medien: Warum bekommt diese Autorin so viel Aufmerksamkeit?

Es sind Hintergründe zu der Autorin, die jetzt online für Aufsehen sorgen. Denn viele User*innen wundern sich, warum gerade dieses Buch mit so vielen Kontroversen zum Film wird. In einem Video fragt sich eine TikTokerin etwa: „Hat niemand davor eine Google-Recherche über die Autorin gemacht?“ Viele betonen auch, dass der erste Artikel zu der Situation bereits 2010 veröffentlicht wurde und es dementsprechend eigentlich keine Ausrede gibt, über die Situation nicht Bescheid gewusst zu haben.

Viele andere kritisieren auch, dass die aggressiven und teils rassistischen Aktionen des Paares auf gar keinen Fall entschuldigt werden können und es dementsprechend kritisch ist, dass die Autorin jetzt wieder im Rampenlicht steht. „Wieso reden wir nicht darüber, wie verdammt rassistisch ihre Darstellung der Schwarzen Charaktere ist? Sie benutzt den Dialekt, als wäre es Onkel Toms Hütte“, schreibt etwa ein User auf Twitter. Buchkritiker betonen außerdem, dass die Autorin in dem Buch immer wieder herablassende Begriffe und Charakterisierungen für Schwarze Menschen verwendet. Im Beitrag für „The Atlantic“ wird zusätzlich herausgestrichen, dass auf der Webseite des Paares lange Zeit Afrika als „dunkler Kontinent“ bezeichnet wurde.

Für viele User*innen ist außerdem klar: Was Delia und ihr Mann in Afrika gemacht haben ist ein Paradebeispiel des White Saviour Complex; also der Annahme von weißen Menschen, dass sie eine rettende Funktion für POC, Schwarze Menschen oder andere Kulturen übernehmen können. Dass gerade Delia mit dieser Vergangenheit und Einstellung jetzt erneut internationale Anerkennung bekommt und von der Aufmerksamkeit rund um den Film profitieren kann, finden viele extrem problematisch.

@mira.reads

Um so yeah. Safe to say i wont be reading. #booktok #problematic #books

♬ original sound – Mira R
@committothebritt

White saviorism is tired. Reading and consuming these narratives bolsters subconscious conditioning about people of color. Just be aware. #wherethecrawdadssing #carolina #taylorswift #subconsciousreprogramming

♬ Carolina Edit From first Trailer Taylor Swift – Ember
@womanwithtwoeyes

like the parallels between d*lia ow*ns real life and crawdads…. concerning…. poor vibes #wherethecrawdadssing #thisisNOTmyjokerbutitcouldhavebeen

♬ carolina taylor swift – Capital