Depression kann in Haaren nachgewiesen werden
Depressionen gehören zu den häufigsten seelischen Erkrankungen. Weltweit sind rund 350 Millionen Menschen davon betroffen. Dennoch ist aus medizinischer Sicht nach wie vor nur wenig über die Krankheit bekannt. Doch Forschende der Universität Innsbruck fanden nun heraus, dass eine Analyse der Haare, Aufschluss über den Schweregrad einer Depression geben kann.
Diese Erkenntnis könnte einen wichtigen Ansatz in der Suizidprävention darstellen.
Schweregrad einer Depression kann durch Haare ermittelt werden
Depression hat viele Gesichter! Selbst für die Betroffenen selbst kann es schwierig sein, die Erkrankung auch als solche wahrzunehmen. Und auch die Schwere der Depression ist nicht immer leicht zu ermitteln. Denn obwohl weltweit rund 350 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sind, ist noch immer recht wenig über die psychische Erkrankung aus medizinischer Sicht bekannt. Doch eine neue Studie lässt nun aufhorchen. Denn Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass eine Analyse der Haare, Aufschluss über den Schweregrad einer Depression geben kann.
In einer neuen Studie haben Wissenschaftler:innen um Alexander Karabatsiakis vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck einen starken Zusammenhang zwischen der Schwere einer Depression und dem Gehalt des Stresshormons Kortisol in Haaren beobachtet.
Was ist Cortisol?
Kortisol ist auch als Stresshormon bekannt. Es handelt sich dabei um ein körpereigenes Hormon, das an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist und bei Stress, psychischen Belastungen und psychiatrischen Erkrankungen vermehrt freigesetzt wird. Gespeichert wird das Hormon eben unter anderem in den Haaren.
Bereits frühere Studien gezeigt, dass Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, einen erhöhten Cortisolspiegel im Haar aufweisen können. Das Team verglich diese Daten nun auch mit Haarproben von Personen, die durch Suizid gestorben sind. Mit Genehmigung der Ethikkommission wurden für die Forschung Haarproben aus der Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover verwendet. Die Erkenntnis: Bei den Proben wurden stark erhöhte Cortisolspiegel im Vergleich zu Personen mit und ohne Depressionen nachgewiesen.
Zur Suizidprävention
Spannend sei dieses Ergebnis vor allem im Bereich der Depressionsforschung, aber auch zur Suizidprävention. „Wenn zum Beispiel Hausärzt:innen messen könnten, dass sich ein hormonelles Stresspotential im Körper abzeichnet, könnte man eventuell auch bei psychisch stark belasteten Personen ein potenzielles Suizidrisiko erkennen.“ Der Arzt oder die Ärztin könnte dann den medizinischen Fokus auf die Person entsprechend intensivieren, auch wenn der Patient selbst über keine Beschwerden berichte. „Im Sinne der Prävention wäre damit schon sehr viel gewonnen, denn jeder Mensch zählt“, so Karabatsiakis in der Mitteilung der Universität Innsbruck.
Weitere Studien nötig
Allerdings gibt der Forscher auch zu bedenken, dass noch weitere Studien zur Stärkung der Erkenntnis nötig sind. „Je länger man sich zudem depressiv fühlt, desto aktiver ist wohl also auch die Stressantwort unseres Körpers. Allerdings braucht es für die individuelle Einschätzung von Belastung und Risiko noch weitere Forschung und Erfahrungswerte, da wir in dieser ersten Studie eine relativ kleine Anzahl an Personen untersucht haben“, so Karabatsiakis.
Solltest du Hilfe brauchen oder mit jemandem über deine aktuelle Situation sprechen wollen, gibt es kostenlose psychologische Beratungs-Hotlines, an die du dich anonym wenden kannst.
Hier findest du Hilfe bei Depressionen und Krisensituationen
Telefonseelsorge
Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr
Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten.
Online unter www.telefonseelsorge.at.
Kinder- und Jugendliche
Die Website bittelebe richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche.
Online unter bittelebe.at.
Rat auf Draht
Tel.: 147 (Notruf), täglich 0-24 Uhr
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