TikTok und Co sind mittlerweile auch zu Plattformen geworden, die uns immer wieder neue Produkte zeigen und vorstellen. Doch nicht hinter jedem Hype steckt auch ein richtiges Wundermittel. Eben das zeigt jetzt auch der Hashtag #deinfluencing.

Denn darunter sprechen TikToker:innen über Produkte, die ihrer Meinung nach den Hype nicht wert sind.

#Deinfluencing: Was steckt dahinter?

Wer seine Zeit auf TikTok, Instagram und Co verbringt, ist bestimmt schon einmal darauf reingefallen: wie aus heiterem Himmel ist da plötzlich ein Produkt, das wirklich JEDE:R hat – und das wir dementsprechend auch haben müssen. Mal ist es eine bestimmte Mascara, mal ein Haartool oder ein Nahrungsergänzungsmittel. Einfach jede Influencerin und jeder Influencer in unserer Timeline hat es und preist es als das Wunderprodukt schlechthin an. Die Message ist klar: wir brauchen dieses Produkt auf jeden Fall. Denn ansonsten kann unsere Skincare-Routine, Produktivität oder unser Fitness-Ziel einfach nie umgesetzt werden. Und schon sind die Produkte im Warenkorb.

Doch so schnell wie die viralen Produkte gekommen sind, werden sie auch schon wieder von einem neuen Produkt ersetzt, das man unbedingt haben muss. Denn schon fast täglich gibt es ein neues Must-Have-Produkt, das viral geht und uns dazu verleitet, auch schnell einmal online zu shoppen. Besonders bitter ist dann auch noch, wenn das gehypte Produkt eigentlich ziemlich enttäuschend ist.

Aber wer weiß, vielleicht ist das neue Hype-Produkt ja doch besser/hilfreicher/perfekter. Und schon startet ein schier endloser Teufelskreis voller Produkte und Enttäuschungen. Doch von eben diesem Teufelskreis haben einige TikTok-User:innen jetzt ein für alle Mal genug.

Anti-Empfehlungen statt immer neuem Hype

Um dem Influencer-Trend entgegenzuwirken, starten sie deshalb einen Gegentrend: #deinfluencing. Und wie der Name schon vermuten lässt, geht es bei dem Trend eben genau darum, den Menschen zu sagen, was sie nicht brauchen. Zahlreiche User:innen posten dafür Videos, in denen sie ihre eigenen Käufe Revue passieren lassen und ihrer Community sagen, welche Produkte ihr Geld absolut nicht wert waren und hinter welchem Hype für sie einfach nur eine große Enttäuschung steckte.

Denn viele betonen: jahrelang sind sie in die Konsumfalle getappt, die durch das subtile Marketing von Influencer:innen entstanden ist und kauften sich ein Produkt nach dem anderen, ohne zu überdenken, ob sie dieses denn eigentlich brauchen. Die TikTokerin Elise Maria betont in einem Video etwa: „Ich denke, man sollte wirklich darüber nachdenken, etwas zu kaufen, das abläuft; wenn die Kaufempfehlung von jemandem kommt, der sich über das Ablaufdatum keine Sorgen macht.“

Denn die meisten Influencer bekommen ihre Sachen geschenkt oder zu Vermarktungszwecken. Elise bezweifelt, dass jemand, der das Produkt bewirbt, es auch wirklich zu Ende verwendet. Sie müssten sich also keine Gedanken darüber machen, ob ein Produkt das Geld wirklich wert ist. Und eben deshalb vertraut Elise den Empfehlungen nicht mehr. In der Vergangenheit war das aber anders: Sie selbst habe unzählige Blushes gekauft und als Teenager nie hinterfragt, ob sie denn überhaupt so eine große Make-up-Kollektion braucht. Doch jetzt weiß sie, dass es einfach nicht so viele Produkte braucht.

@eliseeatsplants

considering that the rare beauty blushes each last a lifetime, you may not need 6 of them #deinfluencing #makeup

♬ original sound – elise maria

#Deinfluencing: Der Wunsch nach Authentizität wird größer

Eine Einstellung, die viele andere User:innen teilen. Sie sprechen ganz offen über die Produkte, die ihrer Ansicht nach eigentlich niemand braucht. Statt also noch mehr Produkte zu empfehlen, zu hypen und auf die imaginäre Wunschliste zu setzen, werden die Produkte jetzt kritischer beäugt und genauer analysiert. Unter dem Hashtag #deinfluencing geht es nicht darum, wer die coolsten Produkte hat und was gerade in den Regalen ist. Stattdessen folgen Anti-Hauls und Warnungen von Beauty-Fans, Visagist:innen und ehemaligen Produkt-Sammlerinnen vor zu Unrecht gehypten Produkten.

Das heißt natürlich nicht, dass sich wirklich niemand die Produkte kaufen sollte. Denn für manche sind sie vielleicht richtige Gamechanger. Und wer Spaß am Shoppen hat, sollte sich diesen auch nicht nehmen lassen. Doch die Message scheint viel mehr zu sein: nur weil ein Produkt scheinbar überall ist, heißt das noch lange nicht, dass es sich um ein Wundermittel für alle handelt.

Stattdessen regt der Trend an, sich mehr Gedanken über die Produkte zu machen – und darüber, wer sie denn bewirbt. Ein Anti-Akne-Produkt von jemandem zu kaufen, der in seiner Online-Präsenz noch nie über Hautprobleme gesprochen hat, ist eventuell ja nicht die beste Idee. Und seien wir doch einmal ehrlich: wie viele unterschiedliche To-Go-Becher brauchen wir denn wirklich?

@courtneyhartmakeup

#stitch with @eliseeatsplants the key to this post is the IF… IF you are using the right skincare products combined with the right makeup products it USUALLY can take care of whatever issue you are are looking to address with a primer- not always but usually- pore minimizing, oil control, smoothing- skincare can makeup can get under control. I work alllll the time and honestly don’t remember the last time I pulled out a face primer #makeupprimer #skintexture #oilyskin #deinfluencing

♬ original sound – Beauty Pro Courtney

Mehr als 48 Millionen Aufrufe

Der Trend betrifft übrigens nicht nur Beauty-Produkte; auch wenn viele Videos sich darum drehen. Aber auch einige Fitnessgeräte, Modetrends und sogar Küchen-Gadgets werden genau unter die Lupe genommen. Eines scheint auf jeden Fall durch den Trend klar zu werden: TikTok-User:innen wollen Empfehlungen von Menschen, die keine versteckte Werbung machen, sondern ehrlich über ihre Erfahrungen mit Produkten sprechen und auch einmal zugeben: dieses Produkt hat bei mir nicht funktioniert.

„Wenn man sieht, dass alle ein Produkt haben, ist es nur ein natürlicher Instinkt, dass man es auch haben will“, schildert auch die TikTokerin Madison. „Aber jetzt schauen sich die Menschen all die Dinge an, die sie seit 2020 gekauft haben und überdenken ‚warum habe ich zehn Blushes in derselben Farbe. Ich brauche sie nicht. Und sie wollen Marken und Creators finden, die Authentizität bieten.“ Und das zeigt sich in den Klickzahlen. Denn der Hashtag #deinfluencing hat bereits mehr als 48 Millionen Aufrufe – und zahlreiche Anti-Produktempfehlungen.