Darum sind Menschen in Südkorea ab jetzt um ein bis zwei Jahre jünger
Wer möchte nicht unbedingt um ein paar Jährchen jünger sein?! Für die Einwohner von Südkorea ist dieser Traum jetzt wahr geworden. Denn mit einer kleinen Gesetzesänderung sind alle dort lebenden Menschen ab sofort um ein bis zwei Jahre jünger.
Das Land verabschiedet sich nämlich von seiner bisherigen, sehr komplizierten Altersberechnung.
Menschen in Südkorea um ein bis zwei Jahre jünger
Es gibt Menschen, die geben Millionen für ein jüngeres Aussehen aus. Und dann gibt es Südkorea, ein Land, in dem alle Einwohner von heute auf morgen um ein bis zwei Jahre jünger sind. Der Grund: die Berechnung des Alters läuft dort etwas anders ab, als bei uns. Denn bisher war es so, dass alle Neugeborenen direkt nach der Geburt ein Jahr alt waren. Damit begann ihr Leben nicht bei 0 Monaten, sondern bei 12. Dazu kam, dass sie nicht an ihrem eigentlichen Geburtstag ein Jahr älter wurden, sondern mit dem Jahreswechsel – also jeweils am 1. Jänner.
Es gibt bzw. gab aber noch zwei andere Berechnungsmethoden: Um beispielsweise das gesetzliche Mindestalter für Alkoholkonsum zu bestimmen, werden Babys bei der Geburt als null Jahre alt gewertet, und an jedem 1. Januar werden sie ein Jahr älter. Zudem nutzen manche Behörden seit den 60er Jahren den internationalen Standard, der sich am Geburtsdatum orientiert. Das bedeutet, dass ein am 31. Dezember 1992 geborener Mensch in Südkorea am 9. Dezember 2022 nach dem internationalen Standard 29, nach dem System für den Alkoholkonsum 30 und nach dem Koreanischen Alter schon 31 Jahre alt war. Klingt kompliziert? Ist es auch, deswegen hat sich das jetzt geändert.
Die neue Gesetzesregelung besagt nämlich, dass ab sofort auch in Südkorea nach den internationalen Standards gerechnet wird. Das bedeutet nicht nur eine enorme Umgewöhnung für die Bevölkerung, sondern auch, dass jede:r gebürtige Südkoreaner:in nun ein bis zwei Jahre jünger ist.
Verwirrendes System sorgte für Probleme
Bisher sorgte das System dieser Altersberechnung oft für große Missverständnisse und dementsprechend auch für ein behördliches Durcheinander. Damit soll jetzt allerdings Schluss sein. „Wir gehen davon aus, dass Rechtsstreitigkeiten, Beschwerden und soziale Verwirrung, die über die Berechnung des Alters entstanden sind, deutlich zurückgehen werden“, so Lee Wan Kyu, Minister für Regierungsgesetzgebung, in einem öffentlichen Statement.
Eine Umfrage der Regierung, die bereits im September 2022 durchgeführt wurde, ergab, dass 86 Prozent der Südkoreaner:innen die internationale Methode bevorzugen würden. „Ich wäre nächstes Jahr 30 geworden, aber jetzt habe ich etwas mehr Zeit und ich liebe es“, erzählt ein Bürger gegenüber Reuters. „Es ist einfach toll, das Gefühl zu haben, jünger zu werden.“
Ursprung der Zeitrechnung unklar
Jetzt zur wichtigsten Frage: wieso hat das südostasiatische Land bisher eine dermaßen verwirrende Zeitrechnung angewandt? Dafür soll es mehrere Theorien geben. Eine davon lautet, dass die Zeit, in der das Baby im Mutterleib verbringt, einfach von 9 auf 12 Monate aufgerundet wird – somit ist man zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits ein Jahr alt. Eine andere Erklärung geht auf ein altes asiatisches Zahlensystem zurück, in dem es das Konzept der Null nicht gab.
Gut, das erklärt zwar, warum Südkoreaner:innen ein Jahr älter sind. Dennoch bleibt die Frage offen, aus welchem Grund manche Einwohner sogar zwei Jahre mehr am Buckel haben, als ihr eigentliches biologisches Alter. Historiker:innen gehen davon aus, dass das zusätzliche Jahr, das jeden 1. Jänner addiert wird, aus dem chinesischen 60-jährigen Kalenderzyklus stammt. Denn zu einer Zeit, in der noch kein Sonnenkalender existierte, ignorierte man offenbar den Tag der Geburt. Da man aber laut Logik jedes Jahr älter wird, fügten die alten Koreaner:innen dieses Lebensjahr einfach immer am ersten Tag des Mondkalenders hinzu.