Coronavirus in Deutschland – „Wir müssen damit rechnen, dass die Kapazitäten nicht ausreichen“
Der Chef des Robert Koch-Institut (RKI) warnt in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ aufgrund des Coronavirus vor dramatischen Zuständen in deutschen Krankenhäusern. Seiner Einschätzung zufolge droht in der Corona-Krise auch das deutsche Gesundheitssystem an seine Grenzen zu geraten.
„Wir können nicht ausschließen, dass wir hierzulande ebenfalls mehr Patienten als Beatmungsplätze haben“, warnt RKI-Chef Lothar Wieler. Dass die Coronavirus-Pandemie in Deutschland im internationalen Vergleich noch relativ glimpflich verlaufe, liege an den von der Virusinfektion betroffenen Patienten. „Zunächst waren in Deutschland vornehmlich Menschen betroffen, die nicht zu den Risikogruppen zählen, denn viele Übertragungsketten standen in Verbindung zum Beispiel mit Skiurlauben. Wenn mehr Übertragungen in Altenheimen oder Krankenhäusern stattfinden, steht zu befürchten, dass der Anteil steigt“, erklärt Wieler
Kampf gegen Coronavirus: Social Distancing möglichst lange durchhalten
Eine rasche Rückkehr zur Normalität hält Wieler für den falschen Weg. „Aus medizinischer Sicht möchte ich, dass wir alle die räumliche Distanzierung möglichst lange durchhalten“, sagte er. Deutschland stehe „immer noch am Anfang der Welle“. Die Menschen müssten die Pandemie „sehr ernst nehmen“, mahnte der RKI-Chef.
In Deutschland geht der Anstieg der Corona-Fallzahlen weiter: Deutlich mehr als 50.000 Menschen sind hierzulande nachweislich infiziert, die Zahl der Toten erhöhte sich zuletzt auf 389.
Bundesregierung ordert Schutzausrüstung im großen Stil
Angesichts des akuten Engpasses bei Schutzmasken und -kitteln setzt die Bundesregierung auf eine beschleunigte Beschaffung des Materials. Das Gesundheitsministerium habe ein sogenanntes Open-House-Verfahren gestartet, berichtete die „Welt am Sonntag“. Da bei dieser Vorgehensweise keine Verhandlungen stattfinden, können Geschäfte schneller abgewickelt werden. Unternehmen, die auf das Angebot eingehen, müssen dem Bericht zufolge mindestens 25.000 Stück eines der beiden Produkte liefern, einen Mindeststandard garantieren und die Lieferung verantworten.
„Wir wollen Ärzte, Pflegekräfte und alle, die im Gesundheitswesen arbeiten, bestmöglich schützen“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn laut dem Zeitungsbericht. „Deswegen beschaffen wir als Bund medizinische Schutzausrüstung aus aller Welt und beliefern damit alle Bundesländer und Kassenärztliche Vereinigungen.“ Das Ministerium biete „faire, feste Preise für alle, die uns aus dem In- und Ausland mit Schutzmasken und Schutzkitteln beliefern“.