Chirurgen transplantieren Schweineniere erstmals erfolgreich in Menschen
In den USA erreichten Chirurgen einen großen medizinischen Fortschritt. Denn in einem Versuch konnten sie erstmals eine Schweineniere an einen menschlichen Körper transplantieren.
Mehr als zwei Tage lang war die Niere funktionstüchtig.
Hirntote Frau bekommt Schweineniere
Durchgeführt wurde das Experiment an einer hirntoten Patientin, deren Werte auf eine Nierenstörung hinwiesen. Die Angehörigen stimmten dem Versuch zu, bevor die Frau von den lebenserhaltenden Maschinen genommen werden sollte.
Verwendet wurde nicht irgendeine Schweineniere, sondern eine genmanipulierte. Das Forscherteam rund um den Transplantations-Chirurgen Robert Montgomery nahm dafür ein Schwein, dessen Gene so verändert waren, dass die Niere keine abstoßende Funktion auf den Organismus der Frau haben sollte. Denn er vermutete, dass ein Molekül dafür verantwortlich war, dass das menschliche Immunsystem die tierischen Nieren in der Vergangenheit sofort abstieß.
Schweineniere war 54 Stunden lang funktionstüchtig
Diese Veränderung führte zum Erfolg. Denn der Körper nahm die Niere, die außerhalb des Körpers am Oberschenkel der Patientin transplantiert war, an. 54 Stunden lang war das Organ dadurch für den Körper der Frau funktionstüchtig. Montgomery beschreibt die vorgenommenen Testergebnisse bei der Frau als „ziemlich normal“. Die Schweineniere produzierte „die Menge an Urin, die man von einer transplantierten Niere erwarten würde“, betont Montgomery gegenüber Reuters.
Es habe auch keine Anzeichen für eine frühzeitige Abstoßung gegeben. Dass die Niere jedoch nicht einmal drei Tage lang funktionstüchtig war, wirft Fragen für weitere Untersuchungen auf.
Einsatz als Zwischenlösung denkbar
Für Montgomery ist der erfolgreiche Versuch jedoch ein wichtiger erster Schritt. Denn seiner Einschätzung nach könnten bereits in ein oder zwei Jahren eben diese Schweinenieren für Versuche an Patienten mit Nierenversagen im Endstadium zum Einsatz kommen. Betroffen wären etwa jene Menschen, die eine geringe Chance haben, eine menschliche Niere zu bekommen und jene, die nicht gut auf die Dialyse reagieren.
Zwar wäre die Niere zuerst keine dauerhafte Lösung, aber eine kurzfristige Zwischenphase, bis für den Patienten eine menschliche Niere verfügbar ist. Denn die Wartezeiten sind oft jahrelang. In der Zukunft könnte die Schweineniere aber auch als dauerhaftes Transplantat möglich sein.
Enge Zusammenarbeit mit Medizinethikern
„Für viele dieser Menschen ist die Sterblichkeitsrate so hoch wie bei einigen Krebsarten, und wir denken nicht zweimal darüber nach, neue Medikamente einzusetzen und neue Versuche (bei Krebspatienten) durchzuführen, wenn sie dadurch vielleicht ein paar Monate länger leben können„, erklärt Montgomery. Dennoch sei auch der ethische Aspekt wichtig. Das New Yorker Forscherteam arbeitet deshalb mit Medizinethikern, Rechts- und Religionsexperten zusammen.
Andere Forscher überlegen übrigens auch, ob und wie die genmanipulierten Schweine – die sie GalSafe nennen – auch eine Quelle für Herzklappen oder Hauttransplantate sein könnten.