Brief ans Christkind: Warum ich 2020 auf Geschenke verzichte
Mein Freund hat mich neulich gefragt, was ich mir dieses Jahr zu Weihnachten wünsche. Eigentlich nur, dass das Jahr zu Ende geht, dachte ich. „Wie wärs mit keine Geschenke?“, sagte ich. Und er atmete erleichtert auf.
Warum ich 2020 keinen Bock auf Geschenke hab.
Eigentlich bin ich dein größter Fan
Liebes Christkind, ich bin ein Riesenfan von dir! Nachdem sich der Großteil meiner Familie normalerweise bei Kälteeinbruch in den weiten Süden verzogen hat, war ich die einzige, die hier die Stellung gehalten hat und versuchte die Tradition hochleben zu lassen. Wenn ich das erste Mal in der klirrenden Kälte meinen Atemhauch sah, überkam mich dieses kribbelige, wohlige Gefühl, dass Weihnachten bald vor der Tür steht.
Dieses Jahr war alles anders. Als ich im September die ersten Schoko-Nikoläuse im Supermarkt erblickt habe, hat es mir die gut gewärmten Zehennägel zusammengezogen. Den ersten Hauch hab ich nicht mal aktiv mitbekommen. Schätze, da war die Schutzmaske im Weg.
Die Pandemie hat mir wie so vielen den Großteil meiner Jahresplanung zunichtegemacht. Dazu kam die ständige Sorge um die Gesundheit und Zukunft meiner Lieben. Das Corona-Virus hat auch die Wirtschaft ins Wanken gebracht und dazu noch so einiges auf den Kopf gestellt. Die neue Lebenssituation, das Home-Office und der ständige Mix aus engster Nähe und weiter Distanz die Nerven strapaziert.
Was mich 2020 gelehrt hat
Die Ausnahmesituation hat aber auch so einiges zurechtgerückt. Wenn ich 2020 was gelernt hab, dann ist es Dankbar zu sein. Sich darauf zu besinnen was wirklich wichtig ist im Leben. Das nichts fix ist, und dass nicht zu bekommen, was man will, manchmal ein großer Glücksfall ist. Ok den letzten Teil hab ich dem Dalai Lama geklaut. Auch, wenn ich zu den Glücklichen gehöre, die existenziell nicht bedroht, sind kommt mir der zwanghafte Konsum gerade seltsam vor. Gerade jetzt scheint es mir total unpassend meiner Mama den neuesten Kaschmirschal als Maßstab meiner Zuneigung zu schenken.
Mit Lockdown und Homeoffice rund um die Uhr zu Hause hab ich mein Heim Marie Kondo mäßig aussortiert und mich von allem unnötigen Kram getrennt. Ich will nur noch Dinge um mich, die mich Glücklich machen. Sorry Sis, aber den 10 Tassen-Untersatz kann ich da gerade recht wenig gebrauchen.
Bitte kein unnötiger Stress
Ich will mich in diesem Jahr nicht noch unnötig stressen. Ich habe keinen Bock mit Maske und Desinfektionsmittel bewaffnet mit den anderen (im nötigen Sicherheitsabstand) in der Schlange zu stehen oder mich um den letzten blinkenden Schneemann zu streiten. Natürlich könnte ich auch bequem online bestellen. Aber ehrlich gesagt will ich Amazon und Co nicht noch mehr in den gierigen Rachen schütten. Ja ich weiß die heimische Wirtschaft muss dringend unterstützt werden. Aber das sollten wir ohnehin schon in unserem alltäglichen Konsumverhalten tun. Und ich werde den Großteil meines Weihnachtsgeldes spenden. Aber nicht, weil Weihnachten ist, sondern eben Fucking 2020.
Ich will darauf verzichten Dinge zu tun, die mich nicht glücklich machen. Ich will darauf verzichten halbherzige Geschenke zu schenken, die weder mich noch die Beschenkten wirklich glücklich machen. 2020 hat mich gelehrt, dass das Leben sehr kurz sein kann. Und, dass das Leben sehr lang sein kann. Ich will einfach nur mit meinen Lieben in engstem Kreis zusammen sein. Mit ihnen auf das Leben und die Gesundheit anstoßen. Über das verdammte Jahr motzen und lachen nur um uns dann Punschkrapferlglücklich in die Arme zu fallen.
In diesem Sinne liebes Christkind. Ciao, baba bis zum nächsten Jahr.