Brasilien: „Schönsein“ ist ein Menschenrecht
Wer sich in Österreich (und auch Deutschland) einer Schönheitsoperation unterziehen will, der muss dafür meist tief in die Tasche greifen. In Brasilien gehören Schönheitsoperationen aber quasi zur Beautyroutine dazu.
„Schönsein“ – was heißt das eigentlich? In Zeiten von #bodypositive würde man davon ausgehen, dass Schönheit im Auge des Betrachters lieg. Trotzdem steigen weltweit die Zahlen der Schönheitsoperationen an. Ganz vorne mit dabei: China, die U.S.A. und Brasilien.
Geringe Kosten
In Österreich kostet eine Brustvergrößerung im Durchschnitt zwischen € 4.000 und € 5.500. Kosten für eine Schönheitsoperation werden hierzulande nur in den seltensten Fällen (wenn sie eine medizinische Notwendigkeit darstellen) von der Krankenkasse übernommen. In Brasilien sieht die Lage anders aus, als Tourist bekommt man für den österreichischen Preis gleich auch noch einen Spa Aufenthalt in einem brasilianischen Schönheitsresort.
In Brasilien folgt man dem Gedanken: Jeder hat das Recht schön zu sein. Seit 1988 ist dies sogar gesetzlich verankert. Dabei geht es aber in keiner Weise um natürliche Schönheit. In öffentlichen Krankenhäusern werden Schönheitsoperationen zu extrem niedrigen Preisen angeboten. Die brasilianische Regierung unterstützt fast eine halbe Million Operationen pro Jahr. Bauch, Beine, Po, Lippen – alles kommt unters Messer.
Bessere Chancen im Leben
Zu den Patienten gehören zum Großteil Frauen, die gängigen Schönheitsidealen entsprechen wollen. Dahinter liegt aber oft mehr, als nur der Wunsch „zu gefallen“. Denn je mehr Menschen sich „optimieren“ lassen, umso normaler wird der Einsatz von Schönheitsoperationen. Um bessere Chancen in der Arbeitswelt, bei der Partnerwahl, etc. zu haben, nehmen zahlreiche Menschen große Risiken auf sich. Denn die brasilianischen Krankenhäuser sind chronisch unterfinanziert, die Techniken oft noch nicht erprobt. Das führt zu Kunstfehlern, mit verheerenden Folgen.
Der Druck „schön“ zu sein
Unilever führt immer wieder spannende Studien dazu durch. 2016 untersuchte das Unternehmen 10.500 Mädchen und Frauen zum Thema „Schönheit“. Das Ergebnis: ein niedriges Selbstwertgefühl und eine kritische Wahrnehmung der eigenen Schönheit. Schuld daran ist das Schönheitsideal, das über Medien verbreitet wird. Auch Instagram spielt einen großen Faktor, um sich im eigenen Körper unwohl zu fühlen. Das Gefühl, dass man sich selbst immer noch weiter optimieren könnte, ist auch bei uns kein unbekanntes.
Wenn der Druck „schön“ zu sein also steigt und die Kosten so niedrig sind – würdet ihr die Risiken auf euch nehmen?