Billigflüge-Faktencheck: Sind sie wirklich günstiger?
Morgen schnell mal nach London um nur 70 Euro oder für eine Woche nach Mykonos um nur 82 Euro fliegen? Das ist mittlerweile dank der zahlreichen Billigflug-Anbieter keine Seltenheit mehr. Sollte man sich aber wirklich immer für die billigste Variante entscheiden?
Wir haben Billigflüge mit teureren Fluglinien verglichen.
Fliegen ohne Sitzlehne?
Erst diese Woche sorgte ein Tweet eines EasyJet-Passagiers für Schlagzeilen. Er teilte ein Foto von seiner Begleiterin, die auf einem Sitz ohne Lehne Platz genommen hatte. Ist das zukünftig der Preis, den man zahlen muss, um den niedrigsten Ticket Preis zu bezahlen? Nein. Später stellte sich heraus, dass die Passagierin zwar ursprünglich diesem Platz zugeteilt war, nach dem Boarding aber umgesetzt wurde. Es kann übrigens auch bei teureren Airlines passieren, dass gerade Sitze in Reparatur sind.
#easyjet beats @Ryanair to have backless seats. @IATA @EASA this is flight 2021 Luton to Geneva. How can this be allowed. @GeneveAeroport @easyJet_press @easyJet pic.twitter.com/EthMoWRR8P
— Matthew Harris (@mattiasharris) August 6, 2019
Hauptsache Billig
Bei Laudamotion gibt es gerade das Angebot von Wien um 9,99 Euro nach Rom zu fliegen. Wer würde da nicht zugreifen. Zehn Euro lässt man normalerweise bei der Billa-Kassa liegen, wenn man sich zu Mittag schnell eine Jause holt. Gerade für junge Leute ist dieses Angebot verlockend: Zum Spottpreis die Welt erkunden. Das Bankkonto einer Studentin lässt teure Luxusreisen sowieso nicht zu und je billiger der Flug, umso mehr Taschengeld hat man, um in Rom die Stadt unsicher zu machen. Viele Reisende verzichten gerne auf zusätzlichen Komfort wie kostenlose Verpflegung oder bequeme Sitze, um dafür günstig an ihr Ziel zu kommen.
Der tatsächliche Preis ist fast immer höher
Wer schon öfters mit Billig-Airlines geflogen ist, weiß aber, dass die Reise am Ende mit ziemlicher Sicherheit teurer sein wird. Die 9,99 Euro beziehen sich nämlich nur auf den Hinflug, und auch nur dann, wenn man an einem bestimmten Tag und zu einer bestimmten Uhrzeit fliegt. Wer jetzt denkt, das sei für ihn kein Problem, denn man ist ja flexibel und inklusive Rückflug würde das Ganze mit knappen 20 Euro noch immer super günstig sein, der liegt nur zur Hälfte richtig. Der Rückflug ist auch nur an bestimmten Tagen so billig. Wenn man Pech hat, müsste man schon am nächsten Tag oder erst einen Monat später wieder abreisen. Wer zeitlich eingeschränkt ist, könnte dann für den Rückflug bis zu 100 Euro zahlen. Zum Vergleich: Ein Flug mit Austrian zur gleichen Zeit für die gleiche Strecke kostet hin und retour in der Economy 147 Euro.
Billigfluglinie: Versteckte Kosten
Wahrscheinlich ist jedem, der bei der Ryanair-Tochter Laudamotion gebucht und eingecheckt hat, schon einmal aufgefallen, dass für fast alle eigentlich selbstverständlichen Leistungen Zusatzkosten anfallen. Will man mehr als nur einen kleinen Rucksack mitnehmen, zahlt man sechs bis 40 Euro mehr. Bei Handgepäck muss man übrigens aufpassen: Nicht jede Airline definiert die Größe und Art des Gepäckstücks gleich. Möchte man zusammen sitzen, muss man sich die Plätze reservieren und noch einmal mindestens drei Euro pro Flug zahlen. Bei Lauda und Ryanair zahlt man auch, wenn man nicht online, sondern am Flughafen eincheckt. Bei normalen Tickets kostet das Einchecken am Flughafen 55 Euro. Online-Tickets sind zwar sowieso umweltfreundlicher, aber wem ist nicht schon einmal das Internet im ungünstigsten Moment ausgefallen? EasyJet, Wizzair und Air Baltic verlangen dafür übrigens auch Gebühren. Informiert wird man darüber nicht. Bei der Buchungsbestätigung von Lauda ist das nicht einmal im Kleingedruckten zu lesen.
Im Economy-Preis von Austrian sind ein Handgepäckstück bis zu 8 Kilo und ein Aufgabe-Gepäckstück bis zu 23 Kilo dabei. Egal, wie du eincheckst, vorausgesetzt du hast kein Übergepäck fallen keine Extrakosten an.
Auch Kleinkinder werden zu Kasse gebeten
Für Babys verlangt Lauda eine Kleinkindgebühr von 25 Euro. Für Erwachsene, die mit Kindern unter 12 Jahren reisen, gibt es die sogenannten obligatorischen Familiensitze. Hier ist man verpflichtet einen reservierten Platz für vier Euro zu kaufen. Auch bei der Austrian zahlt man. Kinder unter zwei Jahren zahlen zehn Prozent des Flugtarifs.
Zahlt sich das billige Fliegen aus?
Zwar nicht immer, aber meistens sind Billigflug-Tickets sogar inklusive aller Extrakosten noch immer günstiger als Tickets bei anderen Airlines. Wichtig ist es, alles genau zu lesen und sich zu informieren. Wer also Geld sparen möchte und dafür gerne auf Service und Gratis-Verpflegung am Flug verzichtet, ist mit Billigflügen tatsächlich am günstigsten dran.