Bayern – Liverpool: Hochdruck vor dem Kracher
Das Achtelfinal-Rückspiel Bayern – Liverpool bringt das Duell zweier Mannschaften, die ständig mit hohem Druck umgehen müssen. Wer gelingt das heute besser?
FC Bayern München und FC Liverpool: 2 Traditionsklubs, die in ihren Ländern als jeweils bekannteste Fußballmarke gelten und auch weltweit enorm beliebt und bekannt sind. Die beiden treffen heute, Mittwoch, im Rückspiel des Achtelfinales der Champions League aufeinander (ab 21 Uhr). Das Spiel in Liverpool hatte mit einem 0:0 geendet – das lässt auf ein Offensivspektakel hoffen, zumal beide Teams ja nicht dafür bekannt sind, auf Abwarten zu spielen. Für die Münchner heißt es allerdings aufpassen: Schon ein Tor von Liverpool und sie müssen 2 schießen, um das Viertelfinale des Bewerbs zu erreichen.
Hoher Druck auf beide Klubs
Was die beiden Klubs eint, ist nicht nur ihre Bekanntheit und die Farbe Rot, sondern auch der Druck, mit dem die Spieler, Trainer und Funktionäre umgehen müssen. Klar, im beinharten Millionengeschäft Fußball ist es keine Überraschung, dass die Belastung groß ist. Doch gerade bei diesen beiden Vereinen schauen Fans und Medien ganz besonders genau hin. Während die Bayern in Deutschland beinahe ein Abo auf den Meistertitel haben, ist beim FC Liverpool das Gegenteil der Fall: Noch nie konnte der Klub die Premier League gewinnen, die es seit 1992 gibt. Der letzte Meistertitel der „Reds“ datiert aus dem Jahr 1990; 2014 wurde nur der Vizemeistertitel geschafft und auch heuer wird es knapp – Manchester City liegt einen Punkt voran bei 8 ausstehenden Spielen. Aber auch bei den Bayern wird es heuer viel knapper als die letzten Jahre: Borussia Dortmund, das den Großteil der Saison an der Tabellenspitze gelegen hatte und erst letztes Wochenende auf Rang 2 verdrängt wurde, bleibt den Bayern dicht auf den Fersen. Und es gibt noch ein direktes Duell zwischen den beiden Erzrivalen.
Bayern – Liverpool in der Champions League
Während es für Bayern und Liverpool in deren Meisterschaft knapp sein wird, zählt auch die Champions League zu den erklärten Saisonzielen. Und dementsprechend hoch werden die Erwartungen an beide Teams am heutigen Abend auch sein. Fix ist: Jürgen Klopp, der einst als Meistertrainer von Dortmund die Bayern geschlagen hat, wird sein Heil weiter in der Offensive suchen. In den letzten Wochen hatte der Deutsche etwas von seiner gewohnten Lässigkeit verloren – die Spannung in der Premier League und die Brisanz der Champions League kosten eben Nerven. An der Seitenlinie war Klopp ja nie ein Phlegmatiker, aber zuletzt wirkte er reichlich genervt. Außerdem plagen ihn die Verletzungen wichtiger Spieler; gegen Bayern könnte beispielsweise Dejan Lovren ausfallen. Sein infernales Trio im Sturm – Salah, Mané, Firmino – ist heuer nicht in dem Maß auf Touren gekommen wie im Vorjahr. Dafür konnte Klopp vor allem dank Virgil van Dijk die Verteidigung stabilisieren. Tatsächlich gilt das Duell zwischen dem Niederländer, der derzeit als bester Verteidiger der Welt gilt, und Bayern-Goalgetter Robert Lewandowski als spielentscheidend. Bayern – Liverpool ist aber auch von anderen brisanten Duellen geprägt, etwa Javi Martinez gegen Jordan Henderson.
Kovac wieder in Form
Und bei den Bayern – wie geht man da mit dem Druck um? Üblicherweise blendend, zumal die Chefebene dafür bekannt ist, selbst einiges davon abzufedern – siehe Uli Hoeneß, der immer wieder für die Medien den Rabauken spielt. Trainer Niko Kovac, der im Vorjahr bei Eintracht Frankfurt exzellente Arbeit geleistet hatte, hat aber bereits erleben müssen, dass bei Bayern jede kleinste Aussage auf die Waagschale gelegt wird. Die ersten Monate in München waren auch für den erfahrenen Kroaten ein Lernprozess; zuletzt wirkte er wieder so unerschütterlich wie man das von ihm gewohnt war. Die Debatten um Überalterung der Mannschaft, rabiate Einzelkämpfer und schwankende Form sind zumindest für den Moment vergessen. Nicht zuletzt dank der erfahrenen Spieler wie Ribery, Müller und Boateng gelten die Münchner daher auch als leichter Favorit für das Rückspiel an ihrer Heimstätte.
Heute abends wird sich jedenfalls weisen, wer mit dem Druck letztlich besser umgehen kann…