„Bauer unser“
Im ersten Kinofilm von Filmemacher Robert Schabus, der selbst auf einem Bauernhof in Oberkärnten aufgewachsen ist, geht es um das Spannungsfeld der Landwirtschaft zwischen Profitabilität, Nachhaltigkeit, Konsumenten und Selbstsicht der Bauern in einer globalisierten Welt. Der Dokumentarfilm „Bauer unser“ soll sowohl Bauern als auch Konsumenten zum Nachdenken anregen.
Österreichweit besuchte Schabus für seinen Film vor allem Bauern unterschiedlicher Expertisen mit ebenso unterschiedlichen Zugängen zu ihrer Arbeit, aber auch Vertreter von Verarbeitung, Handel und Politik. Die Besuche bei den insgesamt 20 Proponenten sind episodenmäßig aufgebaut; zwischendrin werden Fakten eingeblendet, wie etwa „Jeder Österreicher verbraucht pro Jahr mehr als 100 Kilo Schweinefleisch“. Die Agrarpolitik der EU wird auch mit Fluchtbewegungen aus Afrika in Verbindung gebracht.
Da ist etwa der Hendlbauer mit 65.000 Legehennen, die „artgerecht und gesetzeskonform“ gehalten werden, der Schweinebauer, dessen 1.300 Mast-Borstentiere beim Zunehmen „am Limit“ sind, oder der Milchbauer, dessen 130 Kühe von einem vollautomatischen Roboterarm via Laser-Anpeilung gemolken werden. Der Schweinebauer sagt, man drehe noch an einzelnen Schrauben, „aber mehr kommt eigentlich nicht mehr raus“.
„Der Zwang zu wachsen erfasst auch die Letzten. Der Druck ist groß“, sagt der sichtlich stolze und motivierte junge Milchbauer, der sich als Unternehmer sieht und betont, dass die Technisierung immer schneller voranschreitet. „Ich bin mit Freude Bauer“, sagt der Schweinemäster, der die Tiere immer 120 Tage lang mästet, bis die nächste Generation kommt, um schlachtreif gefüttert zu werden. Wegen der hohen Investitionen in den hochmodernen Stall könne er derzeit auch gar nicht aufhören – Stichwort: Verbindlichkeiten bei Banken. Im Jahr 2015 hat er zudem ein Minus gemacht – und zwar von 8 bis 9 Euro pro Schwein. Er wolle auch nicht mehr weiterwachsen mit seinem Hof, denn: „Wo ist dann Schluss?“
Der einzige, für den in der Doku wirklich alles Eitelwonne ist, ist der EU-Agrarkommissar Phil Hogan. Er sagt, die europäische Landwirtschaft sei lebensfähig, es gebe nur kurzfristige Schwierigkeiten und sie habe eine strahlende Zukunft – beispielsweise weil die Bevölkerung und die Mittelschicht in Fernost und Afrika wachse, die man versorgen könne.
Ein Patentrezept, also ein „So sei es“, ein „Amen“, wird in „Bauer Unser“ nicht eindeutig präsentiert. Vielmehr wird versucht, über das Darstellen von Widersprüchen und Doppelmoral Reflexion bei den Sehern auszulösen. Sehr wohl werden bäuerliche Beispiele geliefert, wie es auch „anders“ ginge. Für leichte Unterhaltung sollte man sich diesen Film im Kino nicht aussuchen – will man seinen kritischen Geist schärfen, dann ist man bei „Bauer unser“ sicher richtig.