13 Jahre hat es gedauert, jetzt ist sie endlich da: Die Fortsetzung des wohl erfolgreichsten Films aller Zeiten, „Avatar“. Aber kann „Avatar: The Way of Water“ wirklich mit dem Phänomen des Originals mithalten?

Wir haben den Film im Filmcheck ganz genau unter die Lupe genommen.

„Avatar: The Way of Water“: Darum geht es in der Fortsetzung

Wenn Filmregisseur James Cameron eines kann, dann Geschichten hinauszögern. Um nämlich zu erfahren, was aus Jake und Neytiri aus „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ wurde, mussten sich Fans ganze 13 Jahre gedulden! Immer wieder hieß es, eine Fortsetzung folge. Die Drehbuch-Ideen wären in Arbeit und Cameron versicherte, dass er seinen beruflichen Fokus ganz klar auf die Geschichte richtete. Denn es sollte ein Franchise werden. Insgesamt fünf Filme will Cameron rund um Jake, Neytiri und den wundervollen Planeten Pandora drehen.

Und den Start der Fortsetzungen macht jetzt „Avatar: The Way of Water“. Darin erfahren wir, dass Jake und Neytiri nicht nur glücklich zusammen sind, sondern mittlerweile auch eine Familie gegründet haben. Zwei Söhne, eine Tochter und eine Adoptivtochter (das Kind der verstorbenen Grace, das auf wundersame, überraschende und nicht näher erklärte Weise gezeugt und geboren wurde) machen ihr Glück perfekt.

Zumindest so lange, bis ihre Idylle bedroht wird; und zwar erneut von Menschen, die den Planeten Pandora für sich erobern und nutzen wollen. Denn die Erde wird immer weniger bewohnbar und es braucht einen Plan B. Die Bedrohung gegen Jake, der für die Menschen zum ultimativen Feindbild und Verräter wurde, und seine Familie wird schließlich so groß, dass sie flüchten. Und zwar in die Wasserwelt der Metkayina’s. Doch lange hält das neue Glück nicht an; denn die Menschen – allen voran der wiederauferstandene Colonel Miles Quaritch, wollen Rache an Jake.

Kann Teil 2 mit dem Original mithalten?

Mit Teil 2 will Cameron wohl eines beweisen: „Avatar“ war alles außer ein One-Hit-Wonder. Und um das zu zeigen, scheut er weder Kosten noch Mühe oder Zeit. Cameron selbst äußerte sich zwar nie konkret zu dem Budget, sagte jedoch, dass es „very fucking expensive“ war, die Fortsetzung umzusetzen. Schließlich entwickelte er sogar eine neue Technologie, um Motion-Capture-Szenen unter Wasser zu filmen. Eine (vermutlich ziemlich teure) Aktion, die es dem Filmemacher ermöglichte, die Stars tatsächlich unter Wasser spielen zu lassen und dann digital zu Na’vi zu gestalten. Schätzungsweise soll das ursprüngliche Budget bei mehr als 250 Millionen Dollar liegen.

Ein Budget, dass Cameron wohl wirklich ausreizen wollte. Denn auch in der Fortsetzung zeigt er sein Talent des Hinauszögerns. Mit drei Stunden und zehn Minuten Laufzeit ist „Avatar: The Way of Water“ einer der längsten Filme des Jahres. Zeit, in der er eine vollkommen neue Welt mit neuen Charakteren, Kreaturen und Ritualen erschafft. Auch wenn die Kernbotschaft der Gemeinschaft gleich bleibt, erweitert Cameron sein Universum hier maßgeblich.

Wer von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ begeistert war, wird die Fortsetzung also lieben. All jene, die beim ersten Teil aus dem Augenrollen vor lauter Plattitüden und Klischees nicht rausgekommen sind, werden diese in Teil 2 noch stärker nerven.

„Avatar: The Way of Water“: Ein Film für’s Kino

Denn eines ist klar: „Avatar: The Way of Water“ ist ein richtiges Commitment. Nicht nur, weil er einem schnell den Großteil des Tages raubt (und zu einem guten, sehr wachen Zeitpunkt eingeplant werden sollte), sondern auch, weil es ein Film ist, der eindeutig für das Kino gemacht wurde.

Ein Spektakel wie dieser Film muss auf der größtmöglichen Leinwand mit dem bestmöglichen Sound gesehen werden – ansonsten geht der große Reiz des Films, die optischen Effekte, verloren. Und genau davon lebt „Avatar: The Way of Water“: von Bildern und Aufnahmetechniken, die wir so noch nie gesehen haben. Wir entdecken fremde Fantasiewelten, die so real aussehen, dass man in seinem Kinosessel glaubt, jederzeit in die wunderschönen Berge spazieren zu können.

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Wir erleben Flüge die sich anfühlen wie in der besten Achterbahn aller Zeiten und einen actionreichen Höhepunkt, der dem Publikum mit einer Titanic-ähnlichen Wende buchstäblich den Atem raubt. Es sind Landschaften, die so kristallklar sind, dass sie real und gleichzeitig übernatürlich wirken. „Avatar: The Way of Water“ ist das Paradebeispiel für einen Film, der von seiner immersive experience lebt.

Optisches Spektakel statt emotionaler Achterbahnfahrt

Da sieht man schon über den ein oder anderen platten Dialog oder vorhersehbaren Plot hinweg. Denn „Avatar: The Way of Water“ ist ein Film mit Wow-Effekt. Zumindest, solange der Fokus auf dem Gesehenen liegt. Auch wenn die Fortsetzung optisch nämlich ein Meisterwerk ist und die Kernbotschaft zum Ende ihr Ziel erreicht, viele Aspekte gehen vor lauter Staunen unter.

Cameron verliert sich teilweise in zu vielen Charakteren, die nicht genug Aufmerksamkeit bekommen (allen voran die schwangere Kriegerin Rolan, die von Kate Winslet gespielt wird). Die Probleme der Hauptfiguren sind auf dem Papier platt und viel zu simpel. Die Dialoge wirken für einen so bombastischen Film klein und unwesentlich und die großen Konflikte haben wir schon überall gesehen: der mittlere Sohn, der sich als Außenseiter fühlt; der Vater, der seine Liebe nie wirklich zeigen kann; die Teenager-Tochter mit übernatürlichen Kräften, die denkt, sie sei ein Freak.

Auch die über einem schwebende Moral und die Mahnung, die Natur zu schätzen, ist so durchsichtig wie das Wasser, das wir drei Stunden lang bewundern dürfen. Und trotzdem gibt es keinen Moment in „Avatar: The Way of Water“, in dem man aus der Handlung fällt oder sich langweilt. Denn in Zusammenarbeit mit dem großartigen Cast (allen voran Zoe Saldana als Neytiri) macht Cameron genau das, was man sich von einem Blockbuster-Kinobesuch wünscht: auf eine Reise mitnehmen in eine Welt, in der man sich vollkommen verlieren kann; zumindest optisch.